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Christina Traar

Sehen, hören, verstehen. Und dann erzählen

21. 9. 2014 - 14:41

Ein Schloss voller Ideen

Die TEDx Konferenz Klagenfurt brachte am Samstag internationale Vorträge und neue Denkanstöße ins malerische Schloss Hallegg.

„Maaaa, meeee.“ Till Groß macht Stimmübungen. Wie immer vor einem Vortrag lockert er Stimmbänder und Gemüt. Als der Sprecher ihn ankündigt, betritt er selbstbewusst die Bühne und eröffnet die TEDx Konferenz im Schloss Hallegg in Klagenfurt. Mit 22 Jahren.

Eingang von Schloss Hallegg mit TEDx Fahne

FM4/Christina Traar

Eingang Schloss Hallegg

Erfolgskonzept TED

TED (Abkürzung für Technology, Entertainment, Design) war ursprünglich eine in Kalifornien stattfindende, jährliche Konferenz. Die besten Vorträge wurden per Video danach kostenlos ins Netz gestellt. Die Website mit den „TED Talks“ erfreut sich heute zahlreicher weltweiter Zugriffe. Aufgrund des großen Erfolges vergibt die Organisation seit 2009 kostenlose Lizenzen, die unter der Bezeichnung „TEDx“ unabhängig durchgeführte Konferenzen auf der ganzen Welt ermöglichen. Vorgegeben sind Bühnengestaltung, Sprache (Englisch), 18 Minuten Redezeit sowie die Veröffentlichung der Vorträge per Video.

Die Organisatoren in Klagenfurt veranstalten die "Lizenzkonferenz" bereits zum zweiten Mal in Kärnten, in diesem Jahr haben sie als Event-Location das Schloss Hallegg gewählt. Der helle Arkadenhof und die dunklen Gemäuer des Vortragsraumes verleihen der Konferenz noch zusätzliche Stimmung. Für den Rest sorgen die hochkarätigen, internationalen Sprecher.

Vortragsraum Schloss Hallegg

FM4/Christina Traar

Unter altem Deckengewölbe lässt es sich gut vortragen

Start-up-Therapeut mit 22

Till Groß ist an diesem Samstag einer von ihnen. Er ist Psychologie-Student aus der Nähe von Frankfurt und hat bereits in jungen Jahren geschafft, wovon viele träumen: Er ist erfolgreich mit dem, was er leidenschaftlich gerne tut: reden, motivieren, beraten. Als Kind eines Therapeuten kommt er früh in Kontakt mit Fachliteratur, zeigt nach und nach Interesse an psychologischen und therapeutischen Methoden und entwickelt selbst Coachings, die er an Klassenkameraden - auf Video aufgezeichnet - ausprobiert. Sein Vater sieht sich die Bänder an und gibt Feedback. Heute hat Till eine eigene Plattform gegründet, Comfort Zone Crusher, die Menschen weltweit dabei helfen soll, ihre sozialen Ängste zu überwinden. Es werden Aufgaben für den Alltag gestellt, die es zu erfüllen gilt, etwa „schau fünf Fremden auf der Straße in die Augen“, oder „frag fünf Fremde nach dem Weg“.

Till Groß auf der Bühne

Tedx-Klagenfurt

Till Groß

Große Ideen in 18 Minuten

Um Menschen wie Till Groß geht es Veranstaltern und Besuchern: Sie wollen neue Ideen hören, neue Konzepte, neue Inspiration für das eigene Leben. Zum Beispiel vom Schneekünstler Simon Beck, der von der Faszination von Mustern erzählt. Oder von Social Media Liebling Julia Engelmann, die deutsche Lyrik (hier gilt die Englisch-Ausnahme) zum Besten gibt. Besonders fasziniert hat jedoch Jigme Thinley, der ehemalige Premierminister des Königreiches Bhutan in Südasien, der über die Politik seinen Landes sprach. Denn dort liegt der Fokus nicht auf Gewinnmaximierung, sondern auf dem Glück der Einwohnerinnen.

Jigme Thinley im Interview

Florian Schauer-Bieche

Jigme Thinley im Interview über Glück als politische Maxime

Ein wenig traurig war man über die kurzfristige Absage des dänischen Professors Henrik Schärfe, der mit einem lebensechten Androiden, den er nach seinem Abbild bauen ließ, angereist wäre.

Till Groß hat nun mit seinem Vortrag begonnen, er wirkt entspannt. Doch die anderen Speaker in den ersten Reihen blicken sich verwirrt um, es wird gestikuliert. Till macht unbeirrt weiter, bis ihn der Moderator darauf hinweist, dass das Mikrofon nicht funktioniert. Als die Technik mitspielt, reißt Till ein Witzchen und beginnt von vorn.

Diskussionen mit Kärntner Dialekt

Trotz der geballten Ladung an Vorträgen, die an diesem Samstag auf dem Programm stehen, ist das Publikum hochdiszipliniert, es wird aufmerksam zugehört und in den drei Pausen angeregt diskutiert. Der Kärntner Dialekt ist dabei vorherrschend, viele sind für die Konferenz wieder ins Heimatland zurückgekehrt. So wie Alex, der in Graz lebt. "TED kennt man ja aus dem Internet, die Videos schau' ich mir sehr gerne an. Als ich gehört hab', dass es das in Kärnten auch gibt, war ich sehr überrascht und musste einfach kommen. Und ich hab's nicht bereut."

Besucher sitzen in Innenhof

FM4/Christina Traar

Gemütliches Diskutieren im Schloss-Innenhof

Till Groß verlässt nach seinen 18 Minuten die Bühne, empfangen von lautem Applaus. So wird es auch allen nachfolgenden Sprechern gehen. Genau wie "Matakustix", eine Kärntner Band, die mit ihrem Akustik-Projekt traditionelle, heimische Volkslieder mit Beats und Remixes in ein komplett neues Musikgenre verwandeln und die Vortragsreihe abschließen.

Als es Abend wird am Schloss Hallegg steigen die Besucher wieder in ihre Autos (die aufgrund der öffentlich unmöglich zu erreichenden Location notwendig sind), vollgepumpt mit neuem Wissen und neuen Denkansätzen.