Erstellt am: 17. 9. 2014 - 21:10 Uhr
"It's not a bargain if it costs you your soul"
Es dauert mehr als drei Minuten, bis Rapper Black Thought auf dem aktuellen Roots-Album erstmals selbst zu Wort kommt. Aber dann gleich ordentlich:
I was born faceless in an oasis
Folks disappear here and leave no traces
Ähnlich der letzten Platte der HipHop-Band aus Philadelphia sind auch hier das noch lange nicht verarbeitete afroamerikanische Trauma und seine Folgen in der heutigen Gesellschaft der USA zentrales Thema der ausgefransten Erzählungen. Wie der Journalist Ta-Nehisi in seinem Essay The Case For Reparations sehr schlüssig ausführt, waren und sind Menschen dunkler Hautfarbe in den USA auch lange nach dem Ende der Sklaverei massiven Diskriminierungen ausgesetzt.
Der Weg zum amerikanischen Traum wurde ihnen lange Zeit durch riesige Steine blockiert - die nur durch übermenschliche Anstrengungen und/oder Glück überwunden werden konnte. Und auch heute noch werden junge Afroamerikaner/innen sinnlos und ohne Aussicht auf Gerechtigkeit aus dem Leben gerissen - siehe unter anderem das hier ja auch besprochene Symbol Ferguson. Das hat Spuren hinterlassen, in der kollektiven Psyche und in den Familienstrukturen.
The Roots
Dass auch HipHop in seiner medial am weitesten verbreiteten Variante seinen Teil dazu beiträgt, indem er negative Stereotype weiterführt und den pimp beziehungsweise die hoe als Vorbilder in Szene setzt, hat Roots-Kopf Questlove selbst in einer Serie von Texten für die Website des New York Mag thematisiert. Auch die neue Platte ist natürlich voller HipHop-Bezüge, ob in der Persiflage verschiedener Rapper-Klischees, dem von KRS-One inspirierten Albumtitel oder in einer leicht abgeänderten Nas-Zeile über die Hoffnungslosigkeit:
Life is a bitch and then you live
Until one day by death you're found
Die düstere Klangfarbe und Thematik macht ... And Then You Shoot Your Cousin gemeinsam mit der collageartigen Ästhetik, wo auch Songs anderer Leute zwischen die Songs geschnitten sind, zu wichtiger, aber auch etwas schwieriger Kost. Die Band muss sich ja spätestens seit vergangenem Februar keinen kommerziellen Überlegungen unterwerfen, weil sie gemeinsam mit Jimmy Fallon in den Olymp der US-amerikanischen Fernsehunterhaltung aufgestiegen sind.
Ob The Roots aufgrund dieses neuen Privilegs vielleicht den Kontakt zur HipHop-Basis etwas verloren haben und wie sehr obiges Video an Indie-Rock-Ästhetik erinnert, diese und einige andere Facetten hat der FM4 HipHop Lesekreis diskutiert:
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