Erstellt am: 8. 9. 2014 - 20:24 Uhr
The daily Blumenau. Extra Edition, 08-09-14.
The daily blumenau hat seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Heute, wie immer an Länderspiel-Abenden, mit der taktisch/strategischen Live-Begeleitung, wie immer im Drop-Down, mit den aktuellen Anmerkungen oben.
Der ÖFB-Kader fürs Heimspiel gegen Schweden:
Tor: Robert Almer (Hannover/D), Heinz Lindner (Austria), Ramazan Özcan (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Thomas Gebauer (Ried).
Abwehr: György Garics (Bologna/ITA), Florian Klein (Stuttgart/D), Martin Hinteregger (Salzburg), Sebastian Prödl (Werder/D), Kevin Wimmer (Köln/D), Aleksandar Dragovic (Dyn. Kiew/UKR), Markus Suttner (Austria), Christian Fuchs (Schalke/D). Auf Abruf: Christopher Trimmel (Union Berlin/D), Christopher Dibon (Rapid), Manuel Ortlechner (Austria), Franz Schiemer (Salzburg).
Mittelfeld: David Alaba (Bayern/D), Julian Baumgartlinger (Mainz/D), Stefan Ilsanker, Valentino Lazaro, Christoph Leitgeb (Salzburg), Zlatko Junuzovic (Werder/D), Marko Arnautovic (Stoke/ENG), Martin Harnik (Stuttgart/D). Auf Abruf: Guido Burgstaller (Cardiff/ENG), Andreas Ivanschitz (Levante/ESP), Jakob Jantscher (Luzern/SUI), Michael Liendl (Düsseldorf/D).
Angriff: Marc Janko (Sydney/AUS), Rubin Okotie (1860/D), Marcel Sabitzer (Salzburg), Lukas Hinterseer (Ingolstadt/D). Auf Abruf: Philipp Hosiner (Rennes/FRA), Andreas Weimann (Aston Villa/ENG).
Ebensfalls auf Abruf, aber bei der morgen aktiven U21 dabei: Tormann Cican Stankovic (Grödig) und Robert Zulj (Fürth/D). In die U21 wurden auch Christian Ritzmaier (PSV/NED), Christian Gartner (Düssel-dorf/D), Louis Schaub (Rapid), Alessandro Schöpf (Nürngerg/D) oder Marco Djuricin (Sturm) berufen.
Verletzt absagen musste Veli Kavlak (Besiktas/TUR).
Verletzt ist Andreas Ulmer (Salzburg). Emanuel Pogatetz hat erst heute seinen neuen Verein (Columbus Crew/USA) gefunden.
Aus dem offiziellen ÖFB-Großkader fehlen Yasin Pehlivan (Bursa/TUR), Philipp Zulechner (Freiburg/D) und Patrick Bürger (Mattersburg).
Zurückgetreten ist Martin Stranzl (Gladbach/D).
Unberücksichtigt: Michael Langer (Valeranga/NOR), Dejan Stojanovic (Bologna/ITA), Robert Olejnik (Scunthorpe/ENG); Markus Berger (Ural/RUS), Thomas Piermayr (Colorado/USA), Tanju Kayhan (Karabükspor/ TUR); Stefan Kulovits (Sandhausen/D), Raphael Holzhauser (Stuttgart/D), Marcel Büchel (Bologna/ITA), Daniel Royer (Austria), Daniel Beichler (Sturm), Ümit Korkmaz (Rizespor/TUR), Martin Pusic (Esbjerg/DEN), Darko Bodul (Odense/DEN), Atdhe Nuhiu (Sheffield Wed./ENG), Jimmy Hoffer (Düsseldorf/D).
Salzburgs Alan kommt 2014/15 noch nicht für Einsätze in Frage, an Ahsley Barnes (Burnley/ENG) besteht im Schmid/Leitner-Stil kein Interesse. Bei Bosnien: Anel Hadzic (Sturm).
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Team Sverige (Coach Erik Hamrén, Assistent Marcus Allbäck)
Tor: Andreas Isaksson (Kasimpasa/TUR), Kristoffer Nordfeldt (Heerenveen/NED), Johan Dahlin (Genclerbirligi/TUR).
Abwehr: Pierre Bengtsson, Per Nilsson, Mikael Antonsson (Kopenhagen/DEN), Andreas Granqvist (Krasnodar/RUS) Jonas Olsson (WestBrom/ENG), Martin Olsson (Norwich/ENG). Nachnominiert: Mattias Johansson (Alkmaar/NED).
Mittelfeld: Kim Källström (Spartak Moskva), Pontus Wernbloom (CSKA Moskva), Albin Ekdal (Cagliari/ITA), Sebastian Larsson (Sunderland/ENG), Emil Forsberg (Malmö),
Angriff: Jimmy Durmaz (Olympiakos/GRE), Erkan Zengin (Eskisehirspor/TUR), Johan Elmander (Bröndby/DEN), Branimir Hrgota (Gladbach/D), Ola Toivonen (Rennes/FRA), Zlatan Ibrahimovic (PSG/FRA). Nachnominiert: Tobias Hysén (Shanghai/CHN)
Verletzt ausgeschieden: Mikael Lustig (Celtic/SCO), Nabil Bahoui (AIK).
Markus Rosenberg von Malmö hat um Nicht-Nominierung ersucht.
Verletzt sind Rasmus Elm CSKA
Nicht berücksichtigt: Johan Wiland (Kopenhagen/DEN); Rasmus Bengtsson (Twente/NED), Adam Johansson (IFK); Oscar Hiljemark (PSV/NED), Alexander Kačaniklić (Kopenhagen/DEN) uam...
Um der allgemeinen, recht künstlich wirkenden Juhu-ein Punkt!-Euphorie eine aufs Maul zu hauen: geht's noch? Nochmal zum Mitschreiben: ein Remis daheim gegen einen direkten Mitkonkurrenten, das ist angesichts der Auswärtsschwäche der Österreicher eine kapitale Niederlage. Wo sollen denn die Punkte her, wenn nicht daheim? Wie viel hat denn Koller auswärts schon an Siegen eingefahren gegen brauchbare Gegner? Oder seine in der Fremde völlig hilflosen Vorgänger? Wie soll denn dieses Wunder funktionieren?
Woher kommt die dümmliche Arroganz sich als "das bessere Team" zu bezeichnen? Wer hat ein Tor aus dem Spiel erzielt und einmal die Latte getroffen? Österreich? Nein. Wer hatte keine 100%ige Torszene? Wer hat strategisch versagt, das lange Geübte nicht umsetzen können? Wer hat taktisch schwach agiert, weder gut gepresst noch gut aufgebaut (schnelle Balleroberung und Tempogegenstöße gibts heute nur im Träumeland)? Wer hat die völlig stumpfen Flügel das ganze Spiel über nicht schärfen können? Wer war also plan- und harmlos, wer hatte keine Wechseloptionen auf der Bank, wer hat sich also in fast jeder Hinsicht (immer nur knapp, aber umfassend) verkalkuliert?
Wir. Team Österreich. Der ÖFB. Koller. Eine Mannschaft, die immer noch zu unstet ist, um aus sich selber heraus etwas bewegen zu können.
Wie soll man mit solchen Zutaten gegen Teams wie Montenegro und Russland, die man weit weniger gute als Schweden kennt, bestehen? Wie zum Teufel soll es dann erst auswärts ausschauen?
APA/HELMUT FOHRINGER
Und woher kommt diese lässig vorgetragene Selbstgefälligkeit der Mannschaft und auch des Medien-Umfelds aus diesem mediokren Auftritt ein hoffnungsfrohes Narrativ zu basteln? Was genau soll denn Anlass zu Hoffnung geben? Dass man trotz eines glücklichen Elfmeters nichts gerissen hat? Dass man keine echte Chance erspielt hat? Dass die gesamte Offensive und beide Flügel nicht im Spiel waren?
Glaubt jemand ernsthaft, dass man es mit Heim-Unentschieden und vielleicht knappen Auswärtsniederlagen zur Euro schafft?
Mich erinnert das an den dümmlichen PR-Stunt der letzten Woche: die Hermann Maier-Beratungsaktion, das reine Nichts, schieres Aufmerksamkeitsheischen für Sponsor Raiffeisen. Vielleicht ist hier die Schnittmenge zu suchen: all jene, die daran glauben, dass Hermann Maiers Besuch ein sportlich motivierter und sinnvoller Akt war, die dürfen auch zurecht daran glauben, dass ein Heim-Unentschieden der beste Weg nach Frankreich ist.
Kommt jetzt eine Schlussphase mit Ambition, oder eine, die unter "Punkten nachtrauern" archiviert werden muss?
Lustig, wie sich Rubin Okotie bei Ibrahimovic als dessen neuer Kopfballgegner beim Corner vorstellt: mit einer Mischung aus Respekt und Chuzpe.
Elmander, um eine Frage von weiter unten zu beantworten, hat sich tatsächlich rechts eingeordnet. Und Leitgeb hat sich hinter Alaba eingereiht, der jetzt den Junuzovic gibt, allerdings einen, der aus der Tiefe des Raumes kommt. Wie schon erwähnt die einzig sinnvolle Maßnahme. Koller ist ja nicht doof. Gebracht hat es nicht viel, ein, zwei Tempovorstöße, aber keinen Schub in die Kombinatorik.
Koller wird Lazaro riskieren für die letzten zu wenigen Minuten. Vorher (85.) kommt 16 Wernbloom für 9 Källström, Positionswechsel im defensiven Zentrum. Dann (86.) 22 Tino Lazaro für 11 Harnik - er darf gleich links bleiben, Arnautovic rückt nach rechts auf die drübere Seite.
APA/GEORG HOCHMUTH
Danach gibt's eine Zitterpartie, jeder Schweden-Konter kann jetzt sehr sehr viel kaputtmachen. Andererseits: ein Remis daheim gegen einen direkten Mitkonkurrenten, das ist angesichts der Auswärtsschwäche der Österreicher eine Niederlage.
Nur: ich kann auch in Halbzeit 2 so etwas wie eine Handvoll herausgespielte Chancen nicht und nicht entdecken. Und ohne Torchance wohl auch kein Tor; ein halblustiger Handelfer pro Match ist Geschenk genug.
Ein besseres Match würde jetzt auf der Kippe stehen ...
... hier köchelt es nur ein bisserl vor sich hin.
Wieder und immer wieder bleibt der Job des Spielaufbaus an Alaba/Baumgartlinger oder gar Dragovic/Hinteregger hängen. Die Flügelspieler bringen kaum vertikale Bälle zustande - von diagonalen Vorlagen kann man eh nur träumen. Junzovic ist fast komplett aus dem Spiel. Die Probleme liegen spätestens seit der Halbzeit-Pause offen da, behoben wurden sie allerdings nicht. Für die lahmen Flügel hätte Koller nur Sabitzer und Lazaro auf der Bank, es wäre viel Druck für zwei sehr junge Buben.
Schau an, schon in Minute 68 ersetzt 9 Okotie 21 Janko, früher als erwartet - auch deshalb, weil Koller sonst kaum seriöse Optionen hat (klarer Fall von selber schuld).
Nur um die Flügelmisere zu illustrieren: in Minute 71 spielt Arnautovic fast aus dem Mittelkreis einen zentralen Ball auf Alaba; wenn er, der Instinktspieler, das Gefühl hat, so patschert ins Zentrum ausweichen zu müssen, ist was faul.
Danach kommt 11 Elmander für 21 Durmaz, mal schauen, ob er sich am rechten Flügel einreiht. Gelb für Klein (74.) - hilfloses Foul an Zengin, der ihn echt fertig macht.
Koller nimmt ein Schmerzmittel statt sich ums Symptom zu kümmern: er bringt (77.) 18 Leitgeb für 10 Junuzovic. Hoffentlich mit dem Auftrag weiter hinten als Achter in einem nun neuformierten 4-3-3 zu agieren, mit Alaba als vorderstem der drei zentralen Mittelfeldspieler. Alles andere wäre echt doof.
APA/ROBERT JAEGER
Zwischendurch traue ich meinen Ohren nicht: die TV-Kommentatoren (erstmals mit Experten) empfehlen sich mit dem Remis zu begnügen. Gut, dass man sie am Platz nicht hören kann.
Schweden versucht Österreich einzulullen; mit Erfolg
Halbzeit 2 on the way...
Wie klappt es eigentlich bei den vor dem Spiel gern angesprochenen Flügelpärchen? Klein-Harnik rechts haben es mit Zengin und Martin Olsson, also zwei der auffälligsten Schweden zu tun und kommen dementsprechend wenig zur Geltung. Bei Fuchs und Arnautovic sehe ich kein echtes Zusammenspiel. Auch die Bindung all der Genannten zum zentralen Junuzovic ist ausbaufähig. Die Spielgestaltung lag in Halbzeit 1 eindeutig zu stark in den Händen von Alaba und Baumgartlinger.
Kaum tipp ich das fertig, erreicht ein Risiko-Aufbau-Pass von Hinteregger zufällig Junuzovic, dessen Schuss dann (auch eher zufällig) gefährlich wird. Was dann wiederum eine kleine Druckphase (Corner, Powerplay, ein Janko-Stehkopfball knapp vorbei) auslöst.
Will sagen: schön, dass das geht, schön, dass es auch so ansatzlos geht; Nicht so toll aber, dass man sich von Zufällen abhängig macht, wo auch gezielte Maßnahmen (besseres Pressing, intelligenteres Kombinationsspiel in der gegnerischen Hälfte, effektivere seitliche Dreiecke etc.) sie ganz bewusst lukrieren könnten.
Gelb für Larsson in Minute 59, als er mit der Sohle gegen Alaba rutscht. Auf den passen die Schweden gut auf; sie wissen, dass ein guter Antritt der Bayern-Spieler in eine entscheidende Position bringen kann; vor ihm haben sie Respekt, wenn nicht Angst.
60 Minuten, immer noch 1:1, für Schweden kein schlechtes Resultat. Lässt sich das ÖFB-Team aktuell allzu sehr einlullen? Ich kann keine durchgehende Druckphase, ich kann keine bewusst gesetzte Tempoerhöhung erkennen...
APA/GEORG HOCHMUTH
Minute 60 ist auch die Zeit im Spiel, wo Koller sonst wechselt. Nur: diesmal hat er keine echten Optionen - Ivanschitz und Weimann sind ja nicht da; nur Okotie wird statt Janko kommen, aber erst später irgendwann.
Halbzeit-Fazit; eines mit Sorge um die Psychologie
Wie dumm kann es laufen? Am allerdümmsten genau so, wie man es extra vermeiden wollte. Genau das, was Koller in den letzten Einheiten als entscheidenden Auftrag mitgegeben hatte, wird nicht mit genügend Verve angestrebt und die Strafe folgt auf dem Fuß.
Im Klartext: wenn eine Mannschaft in Trainings und Matches nichts anderes übt, als das Über-die-Bühne-Bringen von Vorsprüngen und es im Ernstfall innerhalb von ganz wenigen Minuten vergeigt, dann ist das Selbstbewusstsein einmal ganz tief unten in der Hose.
Weshalb in der Pause ein Plan B gefragt ist. Auch wenn es nur zur Ablenkung dient: Koller muss dieses Versagen aus den Köpfen bringen, indem er den Kickern eine anders gelagerte, ebenso zentrale Aufgabe stellt, die so überzeugend ist, dass die nächste potentielle Führung dann halten kann, weil keiner mehr dran denken muss, sie sicher nach Hause spielen zu müssen. Klingt komplizierter als es ist, wäre aber überlebenswichtig.
Denn ein Heim-Remis zum Start, das wäre echt ein ziemlicher Rückschlag.
Die Suche nach der ersten echten Eigenproduktion
Was zum österreichischen Spielaufbau: der kann nicht stark über schnelle Balleroberung in der gegnerischen Hälfte leben, weil es kein diesbezügliches Pressing gibt. Janko trabt ein wenig quer, richtig angriffig werden die Rot-Weißen... Jetzt wollt ich schreiben "erst an der Mittellinie", kriege aber lauter Belege für "eigentlich nie".
Dann in der 37. Minute gibt's nach einem Cross aus dem Halbfeld und einem Gewurstel die erste herausgespielte Torchance (der Schuss wenig später ging direkt auf den Tormann, das kann ich nicht zählen) - war allerdings der Ball vom eigenen Mann. Die erste echte Eigenproduktion, die für Gefahr sorgt, ist auf österreichischer Seite noch ausständig.
Baumgartlinger macht es dann (40.) nach einem guten Vorstoß und einem guten, wenn auch zu zögerlichen Schuss. Baumgartlinger agiert jetzt auch nicht mehr vor Ibrahimovic.
APA/GEORG HOCHMUTH
Danach bekommt Janko noch eine Halbchance, beide Mannschaften machen jetzt aber den Eindruck, als würden sie gern mit 1:1 in die Pause kommen.
Neustart, Vorteil Schweden und dann Neutralisation
So, mit 14:00 sagen wir, beginnt das Spiel also neu. Schweden nutzt das Momentum und Zengin ackert sich über links vor (Klein ohne Chance) und knallt den Ball an die Latte. Vorteil Schweden. Und das nach diesem Start.
All das, was ich im Vorlauf (ganz unten, letzte Zeile) angesprochen habe, ist noch ausständig: "... den Vorsprung auch durch die wohl nicht zu verhindernden Schwächephasen dieser immer noch nicht in sich ruhenden und unsteten Mannschaft zu sichern." Das darf jetzt für das nächste Führungstor gelten, der 1. Anlauf hat nicht geklappt.
Österreich steht hinten überaus vorsichtig: Baumgartlinger agiert deutlich vor Ibrahimovic, der hat also mit den beiden Innenverteidigern insgesamt drei Spieler gegen sich, etwas viel der Ehre.
Gelb für Ibrahimovic (21.) nach einem Foul an Harnik, nachdem er davor Alaba einen Ellbogen mitgegeben hat - für alle, die jetzt ganz aufgeregt sind: diese Bösartigkeit ist selbstverständlicher (und im neutralen Umfeld akzeptierter) Teil der angstverströmenden Klasse des Megastars.
Gute Aufbauarbeit von Mikael Antonsson, der seine ersten internationalen Erfahrungen ja bei der Austria Wien (an der Seite des wunderbaren Rabiu Afolabi) machen konnte.
Mitte der 1. Halbzeit steht das Match. Also müssen Standards her - und offenbar hat sich Österreich eine Variante mit halbhohen Direktschüssen, die nach überraschenden Passes in den Rückraum kommen sollen, zurechtgelegt; Harniks Ball in Minute 27 war nicht der erste solche.
Wenn Österreich anrennt, stehen die Schweden jetzt sogar 5-4-1, mit Ibra völlig teilnahmslos ganz weit vorne. In der Offensive schwärmt das fächerförmig angelegte Mittelfeld dann aber durchaus blitzartig aus.
Aus keiner Chance das Tor; und der schnelle Ausgleich
20 Uhr 45, Anpfiff...
Das schwedische 4-3-3 offenbart sich schnell als 4-5-1, vor allem, wenn Österreich den Ball hat.
Bei Österreich spielt Alaba deutlich offensiver als Baumgartlinger, tummelt sich permanent auf den klassischen Achter-Halbpositionen. Dafür zieht es Dragovic manchmal ein wenig nach vorne; angesichts der geringen zentralen Bedrohung (nur Ibrahimovic) nachvollziehbar.
APA / Roland Schlager
Alaba arbeitet offensiv viel halblinks - und erarbeitet so den Elfer. Sein Versuchs-Cross in Minute 6 wird von Sebastian Larssons Hand geblockt. Den Strafstoß verwertet er, sicher und hoch halblinks, selber: 1:0 nach 7 Minuten.
Jetzt ist das passiert, was man sich erträumt: das ÖFB-Team macht nach ein paar Minuten aus keiner Chance ein Tor.
Jetzt kommt's drauf an: nachsetzen ohne sich in Arroganz zu verlieren; weiter systematisch aufbauen und den herausgespielten Treffer, den dieses Team praktisch immer schafft, zu erzielen.
Jetzt kommt's auch drauf an für die Schweden: jetzt schon die vorsichtige Anlage über Bord werfen? Muss sich Hamren erst mit dem Kapitän absprechen? Wirft einer die Nerven weg?
Derweil versuchen die Gelb-Blauen einmal zu beruhigen (vor allem Källströms Job); es fällt ihnen aber offensiv außer langen Bällen nicht allzu viel ein. Deshalb ist es auch logisch, dass eine Standard-Situation zum Ausgleich nach 12 Minuten führt: Källström-Freistoß, ein bissl Kopfball-Gewurstel im Strafraum und der linke Zengin setzt sich gegen Klein sowohl im ersten (Kopfball) als auch im zweiten Ball durch und erzielt mit einem wuchtigen Drehschuss den Ausgleich. 1:1.
Alles wieder beim Alten. Durchaus gerecht so. Und die Ausrede, die ich bald hören werde, dass der Gegentreffer billig war, ist angesichts des ganz billigen Elfers reiner Hohn.
Die Aufstellungen
Österreich spielt in rot-weiß mit
uefa
1 Robert Almer; 17 Klein, 3 Dragovic, 4 Hinteregger, 5 Christian Fuchs (K); 14 Baumgartlinger, 8 Alaba; 11 Harnik, 10 Junuzovic, 7 Arnautovic; 21 Janko.
Die leichten Unsicherheiten wurden so gelöst: Hinteregger wird Prödl ersetzen, zwei Leichtfüße also in der Zentrale; und nach Kavlaks Ausfall erhielt Baumgartlinger den Vorzug vor den vielen möglichen Salzburgern.
Schweden spielt in blau-gelb mit
1 Isaksson; 17 Bengtsson, 6 Granqvist, 3 Antonsson, 5 Martin Olsson; 8 Ekdal, 9 Källström, 7 Sebastian Larsson; 21 Durmaz, 22 Zengin; 10 Ibrahimovic (K)
Bis auf Ibra spielt kein Schwede bei einem wirklichen Spitzenverein, aber bis auf Kaderspieler Forsberg von Malmö sind alle bei gutklassigen Clubs in praktisch ganz Europa untergebracht - im Gegensatz zu Österreichs ganz klarer deutscher Schlagseite.
Österreichs Bank: 23 Özcan, 12 Heinz Lindner; 2 Garics, 15 Prödl, 16 Kevin Wimmer, 13 Suttner; 6 Ilsanker, 18 Leitgeb, 22 Lazaro; 9 Okotie, 19 Hinterseer, 20 Sabitzer.
Schwedens Bank: 23 Dahlin, 12 Nordfeldt; 2 Mattias Johansson, 4 Per Nilsson, 15 Jonas Olsson; 13 Bahoui, 16 Wernbloom, 18 Emil Forsberg; 11 Elmander, 14 Tobias Hysén, 19 Hrgota, 20 Toivonen.
Verletzt sind Mikael Lustig, Rasmus Elm, Simon Thern, Sebastian Eriksson und Alexander Gerndt. Markus Rosenberg von Malmö hat um Nicht-Nominierung ersucht.
Wien, Happel-Stadion, ausverkauft, optimales Wetter, tschechisches Schiedsrichterteam.
Neues Spiel, neues Glück; es geht um die Euro '16
Heute beginnt der vierte Abschnitt des ÖFB-Teams unter Marcel Koller. Teil 1 war der (hoffnungsfrohe und schnell formatsprengende) Aufbau vor der WM-Quali, Tei 2 die (mit Höhen und Ebenen gespickte, insgesamt aber durchaus großen Fortschritt anzeigende) Qualifikation selber und Teil 3 der (ein wenig stockende) Aufbau im Frühjahr.
Teamchef Marcel Koller ist nach seiner Inthronisierung 2011 an einem Punkt angelangt, wo er erstmals nicht nur Entwicklung fordert und fördert und stetige geistige und strategische Beweglichkeit einfordert, sondern auch die Bewahrung von bereits Erreichtem ausstellt.
Das Premierenspiel von Koller IV ist unter diesen Umständen schon ein echter Elchtest. Denn Gegner Schweden ist einer der Stolpersteine von 2013, der den Weg nach Brasilien verunmöglichte. Gegen die Skandinavier, die weitaus mehr sind als die Summe der einzelnen Körperteile von Zlatan Ibrahimovic, wird sowohl der Rückgriff auf die Erfahrungen aus der WM-Quali als auch ein gänzlich neues Konzept nötig sein. Im modernen Fußball bleibt nämlich niemand stehen, nicht einmal Schottland, wie man gestern abend sehen konnte.
Der Norweger Erik Hamren hat nämlich das alte urschwedische 4-4-2-flach (das er auch selber lange Zeit spielte) ad acta gelegt - auch eine Konsequenz der ebenfalls (wenn auch eine Stufe höher) gescheiterten WM-Qualifikation. Sein Team spielt nun ein als 4-3-3 lesbares System, das in echt am ehesten als 4-5-Ibrahimovic beschrieben werden kann. Hinter dem Weltkicker-Enfant-Terrible-Kapitän-Ausnahmestürmer sind fünf Mittelfelspieler aufgefächert: ein Sechser (wohl Källstörm), zwei Achter (wohl Larsson und Ekdal) und zwei Flügelspieler (wohl Durmaz und Zengin).
Dieses System ermöglicht ein permanentes Switchen zwischen 4-5-1, 4-3-3 und 4-1-4-1. Und zwar mit einem Personal ohne echte Superstars, aber auf einem etwa mit Österreich vergleichbaren Level.
APA/GEORG HOCHMUTH
Deswegen underplayen die Schweden aktuell auch und erklären Österreich zum Favoriten, machen da ein wenig auf Malmö - auch wenn die Relation Malmö/Salzburg und Schweden/Österreich unendlich schief ist.
Drauf reinfallen könnte Martin Hinteregger: der Innenverteidiger und Hobbyjäger glaubt ja an die Möglichkeit einer Revanche, weil so viele von Malmö im Kader wären. Da hat er nicht aufgepasst, als der Cheftreiber die Art des aufzuspürenden Wildes erklärt hat: es ist nämlich nur einer, und der spielt womöglich gar nicht.
Marcel Koller wird - auch wegen dem erwähnten Beharren auf das bereits Erarbeitete - wohl nichts am System ändern. Er bleibt beim 4-2-3-1, das sich ohnehin (wegen der hochgradigen Flexibilität von Junuzovic) permanent auf ein 4-4-1-1 umstellen lässt. Die hier beschriebenen Nachteile der Ersatzbank sind in der - wenig strittigen - Anfangsformation nicht spürbar.
Man rechnet mit Almer; Klein, Dragovic, Hinteregger, Fuchs (K); Baumgartlinger, Alaba; Harnik, Junuzovic, Arnautovic; Janko auf der einen und Isaksson; Bengtsson, Granqvist, Antonsson, M. Olsson; Ekdal, Källström, S. Larsson; Durmaz, Zengin; Ibrahimovic (K) auf der anderen Seite.
Die Schwachstellen des ÖFB sind - wie zuletzt immer - die spielpraxisarmen Koller-Freunde Almer und Fuchs. Der angeschlagene Prödl wird ein wenig fehlen. Positiv: Klein hat sich bei Stuttgart etabliert, Janko ist noch im Freudentaumel über den neuen Vertrag, Arnautovic hat sich bei Stoke zu einem rundlaufenden Kicker stabilisiert und Alaba hat bei Bayern ein wenig auf der Secher-Position reinschnuppern/üben können.
Entscheidend könnte/wird es sein, sich nicht in der Falle der alleinigen Konzentration auf Ibrahimovic zu verlieren - auch die anderen können etwas. Dazu kommt die dringende Notwendigkeit, die nicht unwahrscheinliche Überlegenheit des offensiveren Spiels auf dem Platz zum einen in (möglichst schnörkellos erzielte) Tore umzusetzen und den Vorsprung auch durch die wohl nicht zu verhindernden Schwächephasen dieser immer noch nicht in sich ruhenden und unsteten Mannschaft zu sichern.