Erstellt am: 7. 9. 2014 - 15:57 Uhr
Minimal My Heart
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- Auch der geschätzte Wissenschafts- und Popjournalist Thomas Kramar macht sich in der Presse am Sonntag zum jeweils selben Song seine Gedanken.
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Love Inks haben sich den Minimalismus zum strengen Stilprinzip erkoren. Keine Schnörkel im System, keine Rüschen. Klare Linien, nackte Töne, eine schlanke Struktur. Das muss nicht an sich schon super sein. Bei diesem mysteriösen Trio aus Austin, Texas ist es aber genau so richtig wie es ist; wie hier keine Note zu viel bemüht wird, wie kaum mehr als zweieinhalb Instrumente im Proberaum stehen und wie Sängerin Sherry LeBlanc in ihrer ungerührten Melodieführung eine Achterbahnfahrt der Virtuosität nicht einmal andenkt.
Love Inks
Zwei wunderbare, kaum beachtete Alben haben Love Inks bislang veröffentlicht, zu leise ist die darauf gebannte Musik, um in der maximalen Welt zu punkten. Unterkühlter Dreampop, zusammengebaut einzig aus LeBlancs Stimme, einer Gitarre und einem Bass, denen man förmlich in Echtzeit anhören kann, unter welch großer Überlegung und Abwägung hier einzelne Töne produziert werden, dem Pluckern einer Drum-Machine. Ab und an wird ein bisschen georgelt. Pause, Stille.
Dieses radikale Reduktions-Modell ist quasi 1:1 ein Update der freundlichen walisischen Postpunk-Band Young Marble Giants, die 1980 unter sehr ähnlichen Vorzeichen und ähnlichen sich selbst verschriebenen Auflagen mit ihrem einzigen und wegweisenden Album "Colossal Youth" der Entschlackung ein Denkmal gesetzt hat.
In der jüngeren Vergangenheit haben diesen Soundentwurf The xx recht erfolgreich weitergeführt, da eben bloß um Duftnoten von elektronischer Clubmusik angereichert. Das geschieht auch auf Love Inks demnächst erscheinendem, wieder sehr guten, dritten Album namens "Exi" nicht. Hier wird wieder einmal erprobt, wie viele schöne Lieder man aus zwei bis vier Ideen gewinnen kann. Die Antwort lautet: so einige.
Die Vorabsingle "Regular Lovers" gibt die Richtung vor. Wir feiern die Monotonie, diesmal auf Orgelbasis, eine Orgel mit sehr wenigen Tasten. Wobei in diesem Song gar klackernde Klanghölzer zu hören sind – es grenzt an Opulenz. Gegen Ende gibt es ein müdes Gitarrensolo, das alle Gitarristen der Welt Poser schimpft. "We're regular lovers", singt Sherry LeBLanc im Refrain, "and it feels good". Manchmal fühlen sich auch das Gewöhnliche und das Wissen, einen Partner für die Routine zu haben, bestens an. Die Ereignislosigkeit in der Musik begleitet den Text.
Gleichzeitig brodelt es unter der Oberfläche, ist nicht alles friedliches Wogen zwischen den normalen Liebenden, diffus deuten sich Spannungen an: "I haven't come home by now. I'm out just walking around", oder "I can push you all away, I don't want you here if you've got to stay", heißt es da beispielsweise. Ein kurzer, rätselhafter Song, in seine Leerstellen dürfen wir unsere Deutungen legen.