Erstellt am: 6. 9. 2014 - 16:54 Uhr
Es sind nicht die Gamer
Wahrscheinlich habt ihr die Aufregung um Mord- und Vergewaltigungsdrohungen in der Computerspieleszene (hier mental ein Sternchen machen) mitbekommen: JournalistInnen heben Sexismus in der Branche und in den Spielen ausgemacht und werden danach vom dumpfem Mob verfolgt. Daraufhin schreiben viele Magazine und Blogs: Haut ab, Gamer, ihr habt hier nichts mehr zu suchen.
ein schön unsympathischer Biervideobeweis der Slate-Argumentation
Die Geschichte, die derzeit von vielen Spielemagazinen- und Blogs erzählt wird ist diese: Mit den jüngsten Ausschreitungen hat sich die Computerspiel-Szene selbst erledigt. Die Gamer-Identität liegt eh längst in Scherben, es gibt die guten und die schlechten Gamer, die Kinder und die Erwachsenen und eine Entwicklerszene, die nur die dümmsten bedient. Seit den letzten Vorfällen könne man nicht einfach mehr Gamer sein. Und als Gamespresse heißt das halt: Man versteht sich halt als Elitemedium.
Auch auf FM4
"Worum geht's beim die Spielecommunity erschütternden #GamerGate? Eine Leseliste für Ratlose"
So sehr mir das als Solidaritätsbekundung gefallen hat, hat es mich in seiner Selbstgerechtigkeit gestört. Natürlich gibt es keine Gamer-Szene, natürlich gibt es keine guten und schlechten Gamer, weil es "Gamer" nie gab. Und natürlich fängt das Sexismusproblem nicht bei den dummen Gamern auf und hört bei der guten Indiegamespresse auf usw. usf. Mangels Lust, mir noch mehr über Trottel Gedanken machen zu müssen (da gibt es derzeit ja viel, viel spannendere Trottel!), bin ich dem Gefühl aber nicht nachgegangen. Das hat das Slate-Magazin übernommen und eine spannende These vorgestellt: Nicht die Gamer sind over, wie von der Presse proklamiert, sondern eine ganz und gar widerliche, selbstgefällige, irrelevante Presse. Und ihr Publikum zu beschimpfen, sei nur der letzte Versuch, sich Relevanz zu verschaffen. Gamespresse: tot.
Wen also die Aufregung um die sexistischen Arschlochgamer interessiert, wird mit dem Slate-Text Freude haben, versprochen.