Erstellt am: 5. 9. 2014 - 14:29 Uhr
Bettelnde Roboter, Roboter die Schlagzeug spielen
Alles zur Ars
- Cheeky, Provocative and Inspiring The Ars Electronica festival in Linz has reinvented itself. It still makes you think, but it makes you laugh too.
- Facebook auf Kassette Ganz schön retro, die Interface Culture auf der Ars
- Bettelnde Roboter Roboter, die trommeln, malen und auch putzen können!
- Wie LSD in der Schulmilch Fantastische Erscheinungen auf der Ars. Zum Mitmachen!
- Anders Electronica Was man sich vorstellen kann unter einem Festival für "Kunst, Technologie und Gesellschaft"
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Eines habe ich durch einen Aufenthalt in Japan schon gelernt: Immer genug Visitenkarten dabei haben (Japaner lieben Visitenkarten). Außerdem die Visitenkarte immer eine Minute genau betrachten, das Papier erfühlen und erst dann die Karte behutsam einstecken (Japaner und die Visitenkarten: das ist eine hohe Kunst. Das Papier, die spezielle Druckfarbe, das Design!). Eines habe ich nicht gelernt. Du darfst niemals, wirklich niemals einen Roboter beleidigen. Und so kam es, dass ich gestern am Tag 1 der Ars Electronica von den Erfindern von PLEN, einem kleinen intelligenten Roboter gerügt worden bin : "This robot is not a toy! It is a family member!"
"Beggar Robot": Der Roboter, der um Geld bettelt.
Ansonsten findet man bei der Ars Electronica auch in diesem Jahr wieder fantastische Erfindungen: Bettelnde Roboter wie den "Beggar Robot" von Saso Sedlacek: Viele von Armut betroffene, auf der Straße bettelnde Menschen empfinden Scheu und Scham, auf offener Straße zu betteln. In dieser Situation kann "Beggar Robot" einspringen! Ein soziales Experiment als auch eine wohltätige Aktion. Der Roboter ist aus alten Computern vom Schrottplatz zusammengebaut und somit leistbar. Und er kennt keine Scham, er will Geld. Gibt man ihm ein paar Münzen, dann verwandeln sich seine Augen auf dem Bildschirm in kleine Herzen.
Beggar Robot von Sašo Sedlaček, 2006, ist im Ars Electronica Center zu sehen
PLEN: Der kleine Roboter, der putzen kann.
PLEN: Zu sehen im Ars Electronica Center im Fablab.
Workshops zum Selberbauen:
Do., 4.9. - Sa. 6.9.
Jeweils 10:00, 13:00, 15:00
Tatsächlich: PLEN ist ein hochintelligenter, menschenähnlicher Desktop-Roboter in Taschenformat. Er kann skateboarden, rollerbladen, er soll in Zukunft Kindern Sprachen beibringen und Babys das Laufen lernen. PLEN ist ein Freund, ein Familienmitglied, kein Spielzeug. Außerdem kann er am Schreibtisch umherlaufen und mit einem kleinen Wischmop den speckigen Bildschirm putzen und die Brösel der eben verspeisten Wurstsemmel wegkehren.
Jeder kann einen PLEN haben, die Baupläne sind im Netz via Open Source frei zugänglich. Man lädt sie herunter und baut sich den Roboter daheim nach - vorausgesetzt man besitzt einen 3D Drucker. Bedienen kann man Plen mit dem Smartphone, die Baupläne kann man nach Belieben auch abwandeln, sodass PLEN fliegen kann oder mittels kleiner, dicker Rollen auch bei Bergwanderungen dabei sein kann. Ab Ende 2014 wird das angeblich möglich sein. Aber er schaut trotzdem ein bisschen so aus, wie ein transformierter Game Boy.
Sonic Robots: Der Roboter, der Schlagzeug spielen kann.
Sonic Robots - MR-808
Moritz Simon Geist (DE)
Zu sehen in der Arkade in Linz, jeweils 9:30-19:00.
Live-Performance: Do. 4.9., Sa. 6.9., So. 7.9., Mo. 8.9., 17:00
Ein ganz besonderes Schmankerl für alle Schlagzeuger ist der MR-808 des Künstlers Moritz Simon Geist: Ein Roboter der Schlagzeug spielen kann, und das ziemlich gut. Der MR-808 Roboter ist ein mechanisches Replikat der berühmten 80er Drum Machine TR-808. Mittels zwei kleiner Interfaces kann man elf Percussion-Instrumente in einer überlegensgroßen Holzkonstruktion ansteuern - Snare, Bassdrum, Hi-Hat, Carabassa, Clave, Ride, Clap, Toms und eine Cowbell. So kann man Beats programmieren und der Roboter spielt sie dann. In den 1980er Jahren haben Menschen Maschinen gebaut, die klingen sollen wie echte Instrumente. 2014 bauen Menschen Instrumente, die klingen wie Maschinen.
Jürgel Lösel
Die analogen Technomusiker von Elektro Guzzi hätten daran sicher ihre Freude! Der MR-808 spielt wunderbar präzise und das stunden-, tage-, wochenlang! Während "echte" Schlagzeuger maximal ein paar Stunden durchhalten, kann dieser Roboter spielen, bis einem von den Drum Rolls ganz schwindelig wird.
"5 Robots named Paul": Der Roboter, der malen kann.
5 Robots named Paul
Patrick Tresset (FR/UK)
Zu sehen im Mariendom, Linz.
Do., 4.9., 9:00-17:30, 19:00-23:00
Fr., 5.9., 9:00-17:00, 19:00-23:00
Sa., 6.9., 9:00-16:00, 19:00-23:00
So., 7.9., 13:00-15:30
Mo., 8.9., 11:30-17:30
Der französische Maler und Medienkünstler Patrick Tresset ist sehr traurig. "I lost my passion!" jammert er im Interview. Und weil er nicht mehr malen mag, hat er einfach fünf Roboter erfunden, die das nun für ihn erledigen.
Man setzt sich auf einen Stuhl. Die fünf Roboter haben kleine Kameraköpfe auf kleine Zeichentische montiert, die Bilder von einem machen. Und dann beginnt eine kleine Roboterhand das Gesicht nachzuzeichnen. Fünf Roboter, die mit der gleichen Software ausgestattet sind, trotzdem sind die einzelnen Porträts total unterschiedlich. Da sage mal einer, Roboter wären kalte, tote Wesen ohne Gefühle und hätten keinen Charakter!
Der "Happiness Hat": Die Haube, die glücklich macht.
Happiness Hat
Lauren McCarthy (US), 2009
Zu sehen im Ars Electronica Center im Rahmen der Ausstellung "Device Art".
Eine Haube, die es in sich hat: Auf den ersten Blick glaubt man hier ein selbstgestricktes Wollmützerl von der Oma zu sehen - weit gefehlt! Der "Happiness Hat" der Amerikanischen Künstlerin Lauren McCarthy hat Sensoren eingebaut, die erkennen können, ob man lächelt oder nicht. Schaut man gelangweilt oder grantig, dann verpassen einem kleine Stacheln auf der Rückseite der Haube einen kleinen Schlag, sodass man wieder lachen muss! Nur dann gibt es keine Haue. So kann man sein Gehirn konditionieren. Ein garantiert erfolgreiches Mittel gegen die bevorstehende Herbstdepression.