Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "You Say You Want A Revolution"

Rainer Sigl

Spiel, Kultur, Pop im Assoziationsblaster.

6. 9. 2014 - 16:55

You Say You Want A Revolution

Worum geht's beim die Spielecommunity erschütternden #GamerGate? Eine Leseliste für Ratlose.

Es war fast kein Vorbeikommen am Geschrei zum Thema #GamerGate in den letzten Tagen. Die meisten, die sich nur entfernt mit Spielen beschäftigen und auf Social Media unterwegs waren, haben davon gehört.

Im Sinne der Transparenz hier meine andernorts veröffentlichte Meinung zu #GamerGate:

#GamerGeddon

The End of Gamers: Ein paar Klarstellungen

#GamerGate: Spieler-Revolution oder Rückzug ins Ghetto?

Wie viele "Bewegungen", die sich dezentral nur in den Weiten von Twitter und Facebook formieren, ist auch hier für Uneingeweihte ein Überblick schwierig. Vor allem, weil die Emotionen hochgehen: Irgendwer hat da doch mal behauptet, alle Spieler seien Sexisten? Oder dass es mit dem "Gamer" an sich vorbei sei? Dann war da noch was mit Korruption, einer abgehobenen Presse und einem Sexskandal - stimmt's?

Memegenerator

Disclaimer: Ich selbst habe an anderer Stelle - siehe nebenan - bereits mehrere tausend Worte zu dieser "Revolution" verloren, die viele Spieler emotional aufrührt, sie meiner bescheidenen Meinung nach aber leider allzu oft nur instrumentalisiert.

Deshalb im Folgenden eine Leseliste für alle, die sich abseits des lauten Geschreis über die Hintergründe eines großen Missverständnisses informieren wollen.

  • #GamerGate, wie es sich selbst sieht

The silly sounding, but sincere call for Fair Representation of "Gamers" within the media

  • Der altehrwürdige Guardian (!) fasst zusammen

Gamergate: the community is eating itself but there should be room for all

  • Polemische Blicke auf die Krise einer Zielgruppe

Game of moans: the death throes of the male "gamer"
The Plight of the Grown-Ass Gamer

  • Psychologie, Erwachsenwerden, Punkrock und #GamerGate

An old angry white male nerd looks with sadness at young angry white male nerds

  • Wie ein Indie-Dev die Sache sieht

The lack of communication and the bitterness in video games discussions

  • #GamerGater, direkt gefragt

A Conversation With GamerGate
A Conversation about Concerns in Videogame Journalism

  • Harassment-Kampagne als Problem

How to attack a woman who works in video gaming
(Für das Verfassen dieses Textes und ihre klare Position wurde die Autorin Jenn Frank - übrigens Gewinnerin des Games Journalism Prize 2013 - derart massiv bedrängt, dass sie - wie auch einige andere namhafte Frauen der Branche - angekündigt hat, sich vom Schreiben über Spiele zurückzuziehen.)

  • "The End of Gamers" - ein Missverständnis

On Gamers and Identity

Und abschließend - wer nur einen einzigen Text lesen möchte - als vielleicht wichtigster Text für beide "Seiten":
- Ein Aufruf zur Reflexion
To the fair-minded proponents of GamerGate

Auch auf FM4

Kleine Link-Empfehlung von Felix Knoke: "Nicht die Gamer seien over, wie das die Spielepresse gerade gerne sagt, sondern die Spielepresse. Interessanter Text!"

Fertig gelesen?

Fakt ist: Im Shitstorm zu #GamerGate gibt es fast so viele Meinungen und auch Forderungen wie Mitdiskutanten. Die "Revolution", die sich viele davon erhoffen, wird wohl schon alleine wegen dieser Heterogenität der Zugänge ausbleiben.

Vielleicht ist das auch nicht so schlimm: Videospiele, das Medium, die Branche, die Presse und auch die Community, brauchen vielleicht gar keine Revolution. Eine Weiterentwicklung wäre schon genug.

Update: Zoe Quinn hat heute, Samstag Morgen, eigenen Aussagen zufolge eine Sammlung von Chatprotokollen und anderen Beweismitteln den Strafverfolgungsbehörden und dem FBI übergeben. In diesen hat sie seit mehreren Wochen die Planung der Harassmentkampagne gegen sie und die Organisation der Hashtag-Kampagne #GamerGate dokumentiert.

Wenn das tatsächlich der Fall ist, werden rechtliche Schritte gegen ihren daran beteiligten Exfreund sowie weitere Organisatoren der Kampagne erfolgen. Die vielen Unterstützer von #GamerGate, die sich in gutem Glauben an die Sache an der Kampagne beteiligt haben, wären somit auf zweifache Weise die Instrumentalisierten: Zunächst weil sie tatsächlich auf die fabrizierten Skandalmeldungen hereingefallen sind und zum Zweiten weil ihre - zum Teil auch legitimen - Forderungen dadurch extrem desavouiert wären.