Erstellt am: 5. 9. 2014 - 17:36 Uhr
The Kooks zurück mit neuem Album
Luke Pritchard gilt - ganz in der Britpop Tradition - als Großmaul, aber als ein sympathisches. Gleichzeitig ist der Sänger/Songwriter/Gitarrist der Kooks aber auch eine Art Tiefstapler, einer, der - etwas wie ein zartes Bürschen wirkend, die Augen hinter den Locken versteckt - schon mal nach den kaum zu übetrumpfenden Mumford & Sons eine Festivalbühne betritt, und es noch immer irgendwie schafft, dem Headliner-Status gerecht zu werden. Und wenn Luke mit seinen Kooks dann mal vor dem Headliner eine Festivalbühne betritt, so geschehen etwa am vergangenen FM4 Frequency, dann macht er einfach schon mal quasi den Headliner, und lässt, wie im Frequency-Fall, die ernsten Männer von Placebo dabei doch etwas "alt" aussehen (mehr zum Auftritt am FM4 Frequency gibt es im Konzertreview von Philipp L'Heritier).
Dass Luke Pritchard dennoch immer wieder mal als Britpop-Leichtgewicht wahrgenommen wird - trotz nicht weniger verkaufter Platten und besagtem Headliner-Status - mag an seiner sympathischen Art liegen. Der Brit-Boy von nebenan, dem die Gallagher'sche Gefährlichkeit fehlt, und der auch nichts von der sinnierenden Intellektualität eines Damon Albarn hat. Für den "echten" Britpop der 1990er Jahre ist Luke Pritchard ja zu spät gekommen. Da war er noch in der Schule. Die Kooks gründete er vor zehn Jahren. Im Lammfellmantel wirkt er aber schon einmal wie eine Mischung aus dem "Modfather" Paul Weller und einem jungen Bob Dylan. Und an Rockstar-Liebesgeschichten mangelt es Luke Pritchard auch nicht, etwa mit der gehypten Britin Suki Waterhouse (Model/Actress/DJ) oder Hollywood-Schauspielerin Mischa Barton.

The Kooks
A New Dimension
Der Songwriter Luke Pritchard ist aber der interessante Luke Pritchard und nicht der potentielle Rock'n'Roll-"Womanizer", der schon mal - befragt über Träume - erzählt, er würde von Frauen träumen, die gerade ihre Menstruation hätten, und von Mädchen, die Schlangen bewachen, und aus den Schlangen würden weitere Mädchen: "It's sexual", sagt der - ebenfalls grundsätzlich wohlerzogene - Kooks-Bassist Peter Denton. Ah, sure it is. Aber reden wir doch über einen anderen Traum der Kooks.
"The colours I've not seen before, they were invented in my head." ("Dreams")
"Dreams" heißt der vielleicht schönste Song auf "Listen", dem neuen Album der Band. In "Dreams" fragt Luke Pritchard mit dieser ihm eigenen Mischung aus Schmachten und einer gewissen cockiness: "Where were you last night?". Er hat jedenfalls geträumt, dass er in Paris Flöte gespielt hat, vor dem Eiffelturm stehend: Ob er selbst wohl auch verkleidet war, verrät Luke Pritchard nicht, aber könnte ja sein, dass er diesen Pierrot-Anzug anhatte, den er manchmal auch auf der Bühne trägt; das Kostüm des traurigen Clowns würde jedenfalls zum Flötespielen in Paris passen.
"I was playing the flute in front of the Eiffel Tower to a man in a starlight suit." ("Dreams")
Der Song "Dreams" ist einer der weniger typischen auf dem neuen Kooks-Album. Er ist im Gegensatz zu anderen Stücken nicht so sehr von der Produktion des Londoner Hip-Hoppers Inflo bestimmt, mit dem die Kooks das Album erschaffen haben. Auch post-Britpopper und Dylan-Fans entziehen sich aktuellen Entwicklungen in der Popmusik nicht. Das ergibt dann kleine Popkracher wie "Sweet Emotion" oder "Are We Electric", oder das funkige "Down", das ein ganz besonderer Hottie am Album ist. Mir aber gefallen die Songs die inspiriert sind von Songwriting-Sessions mit Brendan Benson (The Raconteurs) und Mark Foster von der L.A.-Band Foster The People am besten. Ja, nach Jake Bugg haben nun auch die Kooks bei Mr. Benson, diesem wirklich begabten Musiker, in Nashville, Tennessee vorbeigeschaut, um ein paar gute Impulse zu bekommen, ihr Songwriting betreffend. Für uns, sagt Luke Pritchard in den Interviews zu "Listen", ist dieses Album ein Neuanfang.
Luke Pritchard hat sich ans Piano gesetzt und - zusammen mit Brendan Benson - "See Me Now" geschrieben. Das Stück gehört zu den schönsten Songs am Album. Es geht im Song aber nicht, wie man glauben könnte, um den Großvater von Luke Pritchard, der verstorben war, was wiederum ein Grund für Luke war, aus London etwas wegzugehen und in die USA zu fahren. In "See Me Now" geht es um den - ebenfalls verstorbenen - Vater von Luke. Pritchard Senior starb, als sein Sohn gerade erst drei Jahre alt war: "I've got some questions I'd like to ask you. If you could see me now, if you could see me smile... I hope, I'm living your dream, have a drink on me upstairs", heißt es im Song, samt sensiblem Gospelchor.

Universal
"It Was London" ist nicht etwa eine Liebeserklärung an das London der Swinging Sixties, sondern das Lied handelt von den Unruhen in der britischen Hauptstadt vor wenigen Jahren: Social commentary von einer Band wie den Kooks, brauchen wir das denn? Ja, warum nicht. Long live The Kooks!
Einige Pressestimmen aus Großbritannien zum neuen Kooks-Album:
"This is a very good album. The kooks sound like a band rejuvenated." (Q-Magazine)
"They have managed to pull it off again, with an engaging collection that refuses to be hidebound by the structures of indie-rock." (The Independent)
"It's a fun listen, with shades of Paul McCartney, the Stones and Shuggie Otis, full of eccentric funk and boogie captured on vintage instruments." (The Guardian)