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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

29. 8. 2014 - 17:00

Elektronisches Österreich

Zwischen digitaler Achterbahnfahrt und wildem Road-Trip. Neue heimische Musikvideos von Robb, Joyce Muniz & Kiki, Pola-Riot und Okmalumkoolkat.

Das Produzieren von digitalen Beats und Tracks kann ganz schön rasant ablaufen. Heute sind gerade in Österreich die Produzenten von elektronischen Klängen auch ganz vorne dabei, was die visuelle Umsetzung ihrer Tracks betrifft. Gleich vier Videos gibt es hier zu sehen, die irgendwo im Schnittbereich zwischen Indie-Tronica, Pop'n'Bass und unterkühltem Dance-R'n'B angesiedelt sind.

Robb - "Salute"
Eines der spannensten Projekte, die Pop mit R'n'B, Singersongwriter Duktus und freshen Sounds verbinden sind Robb. Robert Summerfield hat für seine EP "Clay" eine tighte und groovige Band um sich geschart. Kraftvoll und mit richtiger Live-Energie überzeugt die Single "Salute", die darüber hinaus ein richtiger Ohrwurm geworden ist.

Das Video von Lukas Wögerer beschreibt einen "ganz gewöhnlichen" Tag im Leben von Rob. Mit liebevollen Details entwickelt sich ein Geschichte, die ein federleichtes Lebensgefühl vermittelt. Egal ob Wurstsemmerl am Donaukanal, Umarmungen von Freunden, proben mit der Band, Ausgehen in der Nacht inkusive Konzert bis zum wunderschönen Sonnenaufgang bleibt man gerne dabei, auch wenn dieses zuckersüße Musikerleben ein bisschen neidisch macht. Tja, dann muss man sich für den feel good vibe das ganze Filmchen halt nochmal von vorne anschauen.




Joyce Muniz & Kiki - "Warriors"
Ganz anders stellt sich der Road-Tip zum Soundtrack von Joyce Muniz dar. Die immer gut gelaunte Produzentin und PLattendreherin aus São Paulo ist seit den 1990ern ganz tief in der House und DeepTech Szene Österreichs verankert. Entgegen ihrem immer freundlichen und gewinnenden Lächeln tragen ihre Beats und Basslines oft düstere Soundgewänder.

So auch das dunkle Dance-Stück "Warriors". Regisseurin Gersin Livia Paya, die auch im Video zu sehen ist, hat eine eindrückliche Story moniert, die trotz der starken Bilder genug Platz und Freiraum für Interpretationen lässt. Der stylische Trip passt perfekt zu dem recht düster wirkenden Track, unterstützt die bedrohliche Stimmung und beides zusammen ergibt einen feinen Kurzfilm mit vielen Nuancen, die man erst beim zweiten Mal bemerkt.


Pola-Riot feat. Beta Bow - "Rubicon"
Sie haben schon einige fette Remixes gebastelt und Stardust's Klassiker "Music Sounds Better With You" gebootleged. Das Produzenten-Duo Pola-Riot versteht es vorzüglich, nicht nur die Wiener Clublandschaft mit ihrem Sound so richtig aufzumischen. Vor kurzem ist ihre EP "Rubicon" erschienen und das gleichnamige Stück, das sie mit der Band Beta Bow geschrieben haben, ist auch gleich in unseren Charts eingestiegen. zurecht, ist es doch ein danciger, hypnotischer Sog aus Polizeisirenen, trockenen Beats, verzerrten Stimmen und treibenden Synthiemelodien.

Andreas Steinkogler hat den fetzigen Track in nicht selbstironischer Weise umgesetzt. Erinnert doch das alle Menschen und untote Wesen verfolgende Blaulicht an die Eröffnungssequenz von "Die nackte Kanone". Bei Pola-Riot geht die Reise quer durch die Bundeshauptstadt, inklusive Prater, Elektroboot auf der Donau und Zentralfriedhof. Auf alle Fälle eine Nummer, die sogar Zombies aus den Latschen stößt. Da kann man sich auf die angekündigte Fortsetzung schon jetzt freuen.




Okmalumkoolkat - "iJusi"
Im Juli war er mit dem Projekt "Holy Oxygen" der Soundpark Act des Monats. Der MC Okmalumkoolkat aus Johannesburg, der gemeinsam mit Cid Rim und The Clonious Tracks produziert, die in der Welt der Bassmusik zuhause sind. Unter den hypnotischen Rap von Okmalumkoolkat haben die beiden Produzenten gehexelte Beats gemischt, Synthiemelodien und -flächen verschnitten und mosaikartig wieder zusammengefügt und so ein komplexes und dichtes Fundament für den MC aufgebaut.

Auch im Video zu "iJusi" lässt Gregor Lehrl die Welten von Johannesburg und Wien aufeinanderprallen. Fast alle Aufnahmen werden durch einen roten Filter gejagt, manchmal verschwommen und unscharf zu den Beats aufeinandergeschnitten und zu einem Film montiert, der mit seiner entrückten, unheimlichen Atmosphäre wirkt, als stamme er nicht von dieser Welt. Eine perfekte Symbiose von Bild und Musik.