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Christian Lehner Berlin

Pop, Politik und das olle Leben

29. 8. 2014 - 03:15

Slide and the City

Zum Abschied ein herzliches Thank You. Oder: Teil 1 des NYC-Audioslide-Projekts mit The Midnight Fire aus Brooklyn.

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Zum Abschied ein herzliches Thank You Oder: Teil 2 des NYC-Audioslide-Projekts mit den Murals von Bed-Stuy.

Und nun ist Schluss. Nach 10 Jahren, Hunderten Geschichten, Dramen und Glücksmomenten; Todesfällen, einer Eheschließung und Geburt (typisch New York: knapp nach einem Hurricane, der die gesamte Stadt zum Erliegen brachte und knapp vor einer Präsidentschaftswahl, die die gesamte Stadt frohlocken ließ, die Brücken nach Manhattan erst seit wenigen Stunden wieder für den Verkehr geöffnet und wir rüber mit dem Car Service durch die Nacht und ihre Lichter; danach ausgespien aus dem Krankenhaus mit dem Kleinen an der Brust, mitten in einem Schneesturm Anfang November, zur Off-Duty-Time und vor der Uber-Zeit, verzweifelt ein Taxi auf der 1st Avenue suchend, schließlich einen Samariter mit Limo findend und alles Happy End), heißt es ab Ende September wieder Currywurst statt Hot Dog.

New York City II

Christian Lehner

Obwohl ich dieser einen Stadt besuchend und schreibend wohl auch in Zukunft verbunden bleiben werde, ringe ich doch ein bisschen mit den Worten, wie ihr vielleicht schon bemerkt habt. Deshalb setze ich ein kleines Projekt ans Ende einer langen Stadtreise und zwar in Form von Audioslides aus diversen Ecken und Enden dieser schrecklich schönen Stadt und ihrer wunderbar argen Bewohner. Den Anfang machen ein paar Blues Brothers aus Brooklyn. Das erste Mal habe ich sie im Sommer 2012 bemerkt, als wir hochschwanger von Clinton Hill nach Bedford Stuyvesant gekommen sind. Da standen sie wie eingesperrt in einem kleinen Public Garden, der wiederum wie eingesperrt direkt an der Bedford Avenue zwischen einer Yeshiva und einem Latino-Supermarkt liegt.

Es sind Dippelbrüder, Pensionisten, Fantasten, Gestrauchelte und Gesettelte. Noch begrüßen sie die Veränderungen in ihrem Viertel, weil die Gentrification neues Publikum bringt und die herumfliegenden Kugeln rivalisierender Crack-Gangs in den alten Tagen nicht nur schlecht für die Stimmung der Gitarren war. Manchmal bringen sie den ganzen Block zum Brodeln, manchmal jammen sie nur für sich. Und manchmal spielen sie so falsch, dass man meint, die Milch im Fläschchen des Kleinen wird sauer. Und doch sind diese ältlichen Herren, die jeden zweiten Samstag im Sommer gemeinsam den Blues zelebrieren, die beste Band, die man sich nur wünschen kann. Ladies and Gents: The Midnight Fire.

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