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Robert Glashüttner

Videospielkultur, digital geprägte Lebenswelten.

28. 8. 2014 - 01:29

Anders Electronica

Die Ars Electronica ruft zu Veränderung auf und erfindet sich deshalb konsequenterweise fürs diesjährige Festival neu. Am 4.9. geht's los, FM4 ist in Linz mit mobiler Redaktion dabei und ihr könnt hier Festivalpässe gewinnen!

Alles zur Ars

Festivalposter der Ars Electronica 2014.

Ars Electronica (CC BY-NC-ND 2.0)

Die berühmt-berüchtigen TED-Talks haben in den letzten Jahren einen besonderen Zugang in Bezug auf Wissensweitergabe, wissenschaftlichen Austausch und das Gestalten der Zukunft im weitesten Sinn in uns geschaffen. Es geht nicht mehr länger um abgekanzelte Fachgebiete und Fachleute, die sich an den immer gleichen Orten bei Fachkonferenzen treffen und sich in Fachvorträgen und Fachpublikationen verlieren. Vielmehr soll die Forschung fähig sein, die grundlegendenen Herausforderungen der Gesellschaft zu nennen, Probleme und Lösungen präsentieren zu können - uns zwar für alle, offen, und mit dem Ziel einer möglichst breit angelegten Diskussion. Fächerübergreifend und über Ausbildungsschwerpunkte und individuelle Spezialisierungen hinweg.

Die Ars Electronica - obgleich immer schon ein transdisziplinäres "Festival für Kunst, Technologie und Gesellschaft" - tanzt diesen offenen Diskurs in ihrem diesjährigen Festival mit. Alles dreht sich um change, also Veränderung, und um das glaubhaft vermitteln zu können, muss man fähig sein, auch sich selbst ein bisschen neu zu erfinden. Das ist im Falle der Ars gar nicht leicht. Denn trotz des programmatischen Blicks in die Zukunft und des - Vorsicht, Paradoxon! - traditionellen Aufbrechens von alteingefahrenen Denkmustern ist nach 35-jähriger Festivalgeschichte natürlich auch die Ars Electronica vor eingetretenen Pfaden nicht gefeit. Doch diesen Umstand zu erkennen ist Aufgabe und nun zugleich Bestätigung der Relevanz der Ars und der gesunden Selbstwahrnehmung ihrer Macher/innen. Erneuerung!

Wir erobern die Linzer Innenstadt

Die Ars ist 2014 besonders mobil. Wo früher die meisten Installationen, Performances, Screenings und Interaktionen an fixen Standorten wie dem Ars Electronica Center, dem OK oder dem Brucknerhaus stattgefunden haben, ist das Festival diesmal - wie es die Leiter/innen selbst sagen - "überall und nirgendwo". Die Linzer Innenstadt wird erobert, Kunst, Diskurs und Begegnung finden an Orten wie dem Akademischen Gymnasium (dort wird auch unsere Redaktion stehen), der Arkade Taubenmarkt oder dem Mariendom statt.

Linzer Innenstadt aus der Vogelperspektive.

Ars Electronica (CC BY-NC-ND 2.0)

Ars Electronica Festival-City

In Anbetracht des stets vielfältigen und sehr umfangreichen Programms der Ars, ist dieser dezentrale Ansatz auch für neugierige und vorbereitete Besucher/innen eine neue Herausforderung. Abgefedert wird dieses hohe Einstiegslevel durch das hausinterne Führungsprogramm "We Guide You", wo neben den diversen Festivaltouren auch Angebote für Menschen mit Behinderungen und Führungen in Fremdsprachen angeboten werden. Am ersten Festivaltag, dem Donnerstag, 4.9., wird es, zeitlich versetzt, mehrere Eröffnungen an den unterschiedlichen Spielstätten geben. Passend dazu sind auch die einzelnen Angebote und Veranstaltungen der Ars in etwas vage, dafür umso verheißungsvollere Unterkategorien wie "Festival to play", "Festival to explore" oder "Festival to celebrate" eingeteilt.

Können wir den Maschinen trauen?

Neben Fixpunkten bei der Ars wie dem Symposion (diesmal heißt es "Future Innovators Summit"), dem Animationsfilmfestival oder experimentellen Konzerten und Klangperformances wird audiovisuelle und angewandte Kunst vermehrt auf der Straße und an ungewöhnlichen Orten wie einer Shopping Mall oder innerhalb einer Sparkassa stattfinden. Manchmal sind die künstlerischen Interventionen subtil, ein anderes Mal wieder klar als solche identifizierbar.

Hinsichtlich der Installationen ist dieses Jahr ein Schwerpunkt in der Mensch-Maschine-Kommunikation auszumachen. Das wäre soweit nichts Ungewöhnliches für die Ars Electronica, diesmal wird dabei aber eine recht substanzielle Frage gestellt: Können wir den Maschinen trauen? Sind sie zu Kreativität fähig? Wie menschlich dürfen sie (nicht) werden? - So fertigen etwa Roboter Porträtzeichnungen an ("5 robots named Paul"), steuern perfide Messgeräte, die überprüfen, ob wir eh auch in voller Geschwindigkeit auf eine Tür zurasen, die sich nur dann öffnet, wenn wir dies auch tatsächlich tun ("The Collider") oder wir werden durch optische Tricksereien in Unklarheit gebracht, ob vor uns Mensch oder Maschine tanzt ("Mirage").

Ein junger Mann läuft durch ein Stahlgerüst. Foto zur Kunstinstallation "The Collider".

Ars Electronica (CC BY-NC-ND 2.0)

"The Collider"

FM4 beim Ars Electronica Festival 2014

Ars Electronica 2014
"C ... what it takes to change." - Von 4.-8. September in Linz.

Die vielen Unterkategorien, Schwerpunkte und internationalen Gäste aus den Bereichen Design, Kunst und Wissenschaft der Ars 2014 weiter aufzuzählen, ist - wie jedes Jahr - eine Aufgabe, die sich nicht mal annähernd in einem Onlineartikel oder einem Radiobeitrag erschöpft. Deshalb ist FM4 auch dieses Jahr wieder mit einem Redaktionsteam vor Ort. Unser Sendebus steht vor dem Akademischen Gymnasium in der Spittelwiese, von wo wir am Samstag, 6.9., von 13 bis 17 Uhr ein FM4 Connected Spezial live aus Linz senden werden. Darüber hinaus berichten wir ab Donnerstag Nachmittag regelmäßig vom Ars Electronica Festival - im Radio und hier auf fm4.ORF.at.

Am Samstag, 30.8., findet in Linz das Smart Citizen Sentiment Dashboard statt, wo man sich in einem offenen Workshop von 14 bis 18 Uhr Gedanken über die Zukunft von Linz machen kann.

Wir schließen uns Gerfried Stocker, dem Künstlerischen Leiter der Ars Electronica, inhaltlich voll und ganz an, wenn er sagt: Schlaft euch die kommenden Tage aus und esst gesund. Die Tage in Linz werden reich an vielfältigen Eindrücken, überraschenden Ereignissen, schlauen Gesprächen, unkonventionellem Design und verblüffender Kunst sein.

Tickets zu gewinnen!

Wir verlosen 3x2 Festivalpässe unter all jenen, die uns folgende Frage richtig beantworten können:

Wie heißt der bei Ars Electronica Festivals gerne gesehene Mann und sein lebensgroßer Roboter, die sich zum Verwechseln ähnlich sehen?

Der Einsendeschluss ist vorbei, GewinnerInnen wurden per Mail verständigt! Richtige Antwort war Hiroshi Ishiguro und sein Geminoid.