Erstellt am: 26. 8. 2014 - 14:09 Uhr
Zeltstangen und Marmeladegläser
Kurz nachdem am Sonntag, den 17. August die letzten Festivalgäste das Gelände des FM4 Frequency verlassen hatten, wurde die Kritik über den zurückgelassenen Müll laut. Fotos und Videos von Zelten, Transparenten, Flaschen und Gläsern kursierten im Internet. Die Menge an zurückgelassenem Abfall erwies sich im Lauf der Aufräumarbeiten mit 270 Tonnen alles andere als gering - obwohl schon während des Festivals mit 150 000 Besuchern durch Präventivmaßnahmen versucht wurde, zurückgelassenen Müll zu vermeiden.
„Ich bin überzeugt davon, dass man mit Aktionen, die kreativ sind und Spaß machen, extrem viel bewegen kann“, sagt Angelika Rainer. Die stellvertretende Geschäftsführerin der Jugendumweltplattform hat beim FM4 Frequency das sogenannte Green Team betreut, eine Truppe von 100 Freiwilligen, die Besucherinnen und Besucher über die Müllproblematik bei einem Festival informiert und zusammen mit ihnen aufräumt. „Die Freiwilligen ziehen herum und animieren die Besucher dazu, den Müll einzusammeln“, sagt Angelika Rainer. „Das funktioniert auch wahnsinnig gut, denn es braucht immer nur einen, der sagt: ‚Los, jetzt raffen wir uns auf und machen das schnell‘ - und die Besucher sind großteils auch froh, wenn der Zeltplatz dann wieder sauberer ist.“
Christian Stipkovits
Betreut hat Angelika Rainer auch den "Green Camping"-Bereich, einen abgesperrten Fesitvalbereich, der Besuchern mit umweltbewusster Gesinnung die Möglichkeit geben sollte, sauber und ruhig übernachten zu können. 6000 Besucherinnen und Besucher haben heuer von dieser Möglichkeit Gebrauch gemacht. Im nächsten Jahr will Angelika Rainer Green Team und Green Camping weiter aufstocken.
FM4 Frequency
Wieviel sind 270 Tonnen Müll?
Die Zahl erscheint etwas weniger gigantisch, wenn man sich vor Augen führt, wie viel Müll Menschen auch ohne Festival die ganze Zeit über so produzieren: in der Stadt Wien sind das 2740 Tonnen pro Tag. Trotzdem haben kritische Mitmenschen schon am Sonntag zu Mittag, also während oder kurz nach der Abreise der letzten Festivalgäste, Fotos und Videos von zurückgelassenem Müll gepostet - und da waren einmal mehr nicht nur Plastikflaschen, sondern auch Zelte und Gartenmöbel zu sehen.
Deren Beseitigung war nicht mit einem Sonntagsspaziergang erledigt. 180 Helferinnen und Helfer haben von Sonntag bis Freitag das Festivalgelände gesäubert – die Wiesen, die Wege und auch die Traisen. Im Fluss lag schon während des ganzen Festivals eine Ölsperre, flußabwärts, 300 Meter vom Campingplatz entfernt. Zwar gebe es beim Festival keine Gefahr eines Ölaustritts, so Veranstalter Harry Jenner, aber so eine Ölsperre sei die beste Methode um schwimmenden Müll wie Plastikflaschen und Dosen aufzufangen. „Und alles was untergeht wird nach dem Festival von Neoprenanzügen tragenden Tauchern aus dem Wasser gefischt“.
Christoph Weiss
Auch schon bekannte Maßnahmen der letzten Jahre wurden diesmal wieder umgesetzt: Dosenrückgabe, ein Pfandbechersystem auf dem Gelände, der Müllsack, der an alle ausgeteilt wird und das Aufstellen von aus der Ferne sichtbaren Mistkübeln in Augenhöhe.
Dass viele Festivalgäste Zelte und Gartenmöbel quasi als Sperrmüll auf dem Campingplatz zurücklassen, führt Harry Jenner auf die "heutige Wegwerf-Gesellschaft" zurück. „Wen man sich beim Hofer um 20 Euro ein Zelt kaufen kann, dann nimmt man es nach dem Festival vielleicht nicht mehr mit.“
©Christoph Weiss
Als Gegenmaßnahme während des Festivals wurde - nach internationalem Vorbild - die Aktion "Love Your tent“ durchgeführt: Wer wollte, bekam ein Stencil mit dem FM4 Frequency Logo aufs Zelt gesprüht – viele Besucher heben es sich dann auf, so wie sie auch die Bändchen diverser Festivals als Erinnerung aufbewahren. „Wir schaffen es aber nicht, alle 10 000 Zelte am Festivalgelände zu besprühen“, so Jenner.
Die 180 Helferinnen und Helfer klaubten auch Scherben aus der Wiese, weil viele Festivalgäste trotz Verbots Glasgegenstände auf das Gelände mitgenommen haben. Das zurückgelassene Marmeldeglas zerbricht und gefährdet dann Menschen und Tiere - und es ist schwierig zu beseitigen. Auch das ist einer der Gründe, warum die Aufräumarbeiten in der Vergangenheit bis zu zehn Tage gedauert haben. „Dieses Jahr waren wir fünf Tage nach Ende des Festivals fertig“, sagt Harry Jenner, „das ist Rekordzeit und bei 270 Tonnen Müll nicht schlecht“.