Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Abschied von Florian Flicker"

Elisabeth Scharang

Geschichten über besondere Menschen und Gedankenschrott, der für Freunde bestimmt ist.

24. 8. 2014 - 20:01

Abschied von Florian Flicker

Er war für mich Ratgeber, Mutmacher und Kollege. Der österreichische Filmemacher ist gestern verstorben.

Tori Amos singt „Over the rainbow“ in einer atemberaubenden Live-Version. Sie singt es für ihre Mutter und man spürt es in jeder Zeile, die sie singt. Es ist Track Nummer zehn auf einer selbstgebrannten CD mit gelber Hülle, die mir Florian Flicker geschenkt hat. Eine Sammlung seiner Lieblingssongs. Er hat mir die CD bei unserem letzten Treffen mitgebracht; eine Stunde Live-Radio auf Ö1 um Mitternacht. Es ging um die Arbeit an seinem letzten Film, "Grenzgänger". Ein Gespräch über das Filmemachen und das Leben von einem, der sich entschlossen hat, das Leben der anderen zu beobachten und davon zu erzählen. Vier seiner damaligen Lieblingssongs haben uns durch diese nächtliche Stunde begleitet.

Florian Flicker

APA/STEFAN OLAH

Als ich mit meinem ersten Kinodokumentarfilm im Jahr 2000 auf der Diagonale in Graz zu Gast war, hat Florian Flicker den Großen Preis des Festivals gewonnen. Roland Düringer und Josef Hader haben unter Flickers Regie in "Der Überfall" gezeigt, dass Kabarettisten auch ohne Schmäh großes Kino zustande bringen. Der Film war ein kommerzieller Erfolg und ein weiterer Stein in dieser bunten Straße, die Florian Flicker für sich gewählt hat. Der Autodidakt hat mit "Halbe Welt" die österreichische Filmszene in Staunen versetzt, weil er ohne viel Geld und ohne Erfahrung eine Science-Fiction-Welt entworfen hat. Mit "Suzie Washington" hat er die bis heute gültige Innenansicht einer Fremden, die auf uns, die hier leben, die es nicht anders kennen, stößt, gezeigt. So behutsam er mit seinen Figuren im Film umgegangen ist, so habe ich ihn auch als Mensch erlebt.

Er war für mich Ratgeber, Mutmacher und Kollege. Ich habe ihn oft mit seinem Hund die Prater Hauptallee entlang laufen sehen, kurz ist er stehen geblieben, wir beide in unterschiedlichen Projekten, beide in der Phase des Drehbuchschreibens, ein paar Worte, sich gegenseitig aufmuntern, der Hund war von Mal zu Mal gewachsen.

Dann habe ich ihn länger nicht gesehen. Reisen. Arbeit. Nein, es war eine Krankheit, die ihn aus dem Alltag katapultiert hat. Zuerst still. In der Hoffnung, bald wieder unter den Kollegen und Kolleginnen das zu machen, was ihn angetrieben hat: Filme drehen.

Ich hoffe, dass die Frau und Freunde an seiner Seite ein Stück seiner Liebe, die er für das Leben und die Menschen hatte, bei sich halten können.

Für uns bleiben seine Filme.

Zur Erinnerung an Floian Flicker

Ein FM4 Jugendzimmer aus dem Jahr 2001: Florian Flicker im Gespräch mir Elisabeth Scharang über seine Jugend, die Liebe zur Literatur und das Leben als Filmemacher.

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