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24. 8. 2014 - 13:53

Florian Flicker verstorben

Der österreichische Filmemacher ist gestern überraschend nach kurzer schwerer Krankheit gestorben.

Elisabeth Scharangs persönlicher Nachruf auf Florian Flicker

Einem größeren Publikum ist Florian Flicker 2000 mit seinem Spielfilm "Der Überfall" bekannt geworden, mit Roland Düringer, Josef Hader und Joachim Bißmeier in den Hauptrollen. Er hat Experimentalfilme und Dokus gedreht, für das Theater inszeniert und an der Wiener Filmakademie gelehrt. Laut seiner Produktionsfirma Prisma Film ist er am Samstagnachmittag, nur zwei Tage nach seinem 49. Geburtstag, in Wien nach kurzer, schwerer Krebserkrankung verstorben.

Grenzgägner

2013 ist Flickers letzter Film namens "Grenzgänger" erschienen - eine Adaption des Schönherr-Stücks "Der Weibsteufel", die mit drei österreichischen Filmpreisen, darunter "Bestes Drehbuch ausgezeichnet wurde.

Maria Motter schreibt in ihrer Rezension über Grenzgänger:

Florian Flicker hat in dem Roadmovie "Suzie Washington" bereits 1998 eine starke Frauenfigur geschaffen. Mit der Protagonistin, die sich mit gestohlenen Dokumenten auf der Flucht durch Österreich befindet, hat er damals bereits illegale Einwanderung thematisiert. Gastfreundschaft und Fremdenfeindlichkeit saßen nebeneinander an den Wirtshaustischen, Flicker gelang mit seiner Erzählung auch ein Stimmungsbild. In "Grenzgänger" schlägt er leisere Töne an. Da fragt sich nur der Ronnie, ob die gefangenen Welse Slowaken oder Österreicher seien. Das Erzähltempo allerdings ist aus den späten Neunzigern.

Andrea Wenzel im Alibert-Spiegel und Andreas Lust in einer Szene aus "Grenzgänger"

Thimfilm

Filmstill aus "Grenzgänger"

Flicker hat aber nicht nur Spielfilfme gedreht, sondern auch Dokumentationen: sein Film über dei Western-Stadt "No Name City" ist 2006 bei der Eröffnung der Diagonale gelaufen. Schon in den Neuziger Jahren hat er einen Doku über Attwenger gedreht

Flickers Teenage Years auf FM4

Florian Flicker

APA/Herbert Pfarrhofer

2001 hat Elisabeth Scharang in einer Jugendzimmer-Serie Kulturschaffende über ihre Jugend befragt, einer davon war Florian Flicker. Scharang fasst seine Erzählungen auf FM4 Online so zusammen:

Eigentlich wollte Florian Flicker Schauspieler werden, aber die erfolglosen Schauspieler, die in der Wohngemeinschaft seiner Mutter in Salzburg ständig zu Gast waren, hätten ihn doch zu sehr abgeschreckt. Also hat er sich für die Literatur entschieden. Er wollte schreiben. Mit 17 sperrte er sich eine Woche lang mit Hermann Hesse in seinem Zimmer ein, verweigerte jedes Nahrungsaufnahme. Nur ein Glas Wasser durfte man ihm vor die verschlossene Kinderzimmertüre stellen. Mit 20 war der seelische Tiefpunkt erreicht. Flicker verliert den Glauben an die Möglichkeiten der Sprache, hört auf zu schreiben, verfällt in eine Lebenskrise. Während der Besetzung der Hainburger-Au kommt die nächste entscheidende Wende in seinem Leben.

Im Radio

Anlässlich Florian Flickers Tod wiederholen wir am Sontnag, 24. August,ab 19 Uhr das FM4 Jugendzimmer aus dem Jahr 2001 - und danach 7 Tage on demand: Florian Flicker im Gespräch mir Elisabeth Scharang über seine Jugend, die Liebe zur Literatur und das Leben als Filmemacher.

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