Erstellt am: 23. 8. 2014 - 02:07 Uhr
Dinos kommen
Es fällt manchmal schwer, sich in die Welt von Philipp Seifried hineinzuversetzen. Natürlich gibt es viele andere Computerspieleentwickler neben ihm, die auch ganz alleine ihre Spiele machen. Doch dabei konzentriert man sich meist speziell auf eine Sache, etwa Erzählung, Game Design oder Grafik. Was man beherrscht bzw. wo die eigene Priorität liegt, das hat Vorrang. Der Rest wird so gut wie möglich improvisiert oder simpel gehalten. Manchmal steuert zum Beispiel jemand anderer die Musik bei oder es hilft eine weitere Person bei der Programmierung. Man würde sonst nie fertig werden.
Seifried gibt nichts ab. Sein leichtfüßiges Sci-Fi-Weltraumspiel "Ace Ferrara And The Dino Menace", an dem er zwei Jahre lang im Alleingang gewerkt hat, sieht aber nicht nach Kompromissen aus. Alles stimmt: Schicke Grafik, einfallsreiche Illustrationen, toller Soundtrack, gewitzte und amüsante Dialoge und schlau designte, gut zugängliche Raumkampfaction. Neben viel Talent würde man meinen, dass jede Menge Selbstdisziplin, gute Organisation und an schlechten Tagen auch mal Überwindung dazugehört, um so ein ambitioniertes Projekt zu Ende zu führen. Philipp Seifried ist zweifellos talentiert und diszipliniert. Doch Zweifel und Überwindung kannte er in den letzten 24 Monaten kaum. Es wundert ihn selbst ein bisschen.
Den Indie-Traum leben
Dass das Haushaltsbudget für zwei Jahre reichen würde, war von vornherein nicht klar. Neben Angespartem haben kleine Auftragsarbeiten und das Unterrichten an diversen österreichischen Hochschulen Philipp Seifried mehr Zeit gegeben, an seinem persönlichen Wunschspiel zu arbeiten: "Die sinnvollste Art, so etwas anzugehen, ist, es als großes Privileg zu betrachten. Das ist der Hauptmotivator und etwas, das einen sehr anspornt."
Das Gute daran, wenn man alles selbst macht, ist die Tatsache, dass es selten eintönig wird. Nervt das Programmieren, zeichnet man an seinen Figuren weiter. Steckt man beim Schreiben der Story fest, nimmt man die Gitarre und hat eine halbe Stunde später möglicherweise eine gelungene Grundlage für ein neues Musikstück. Seifrieds Anspruch an sich selbst ist dabei überall hoch: Der in Wien lebende Grazer ist ein scharfer Beobachter, analysiert und studiert die Werke anderer, holt sich unentwegt Feedback von unterschiedlichen Personen mit unterschiedlichen Wahrnehmungen ein und nähert sich so an optimale Arbeitsprozesse an. Obwohl er quasi seinen Traum lebt, empfindet er "Ace Ferrara And The Dino Menace" nicht als Autorenspiel oder etwas, mit dem eine Botschaft übermittelt werden soll. Philipp Seifried will Handwerke meistern und sich dabei möglichst kreativ austoben können.
Philipp Seifried
Do the barrel rolls!
"Ace Ferrara And The Dino Menace" ist eine unterhaltsame und smarte Weltraumseifenoper, die an die alten "Wing Commander"-Spiele erinnert. Man lenkt sein Raumschiff nach links und rechts, kann beschleunigen und bremsen, einen Boost abfeuern, schießen und - im Nahkampf besonders wichtig - sogenannte barrel rolls ausführen, also schnelle Ausweichmanöver. Philipp Seifried hat trotz dieser vielen Eingabemöglichkeiten das Interface so geschickt designt, dass die Steuerung am Touchscreen flüssig und natürlich von der Hand geht.
Philipp Seifried
Neben den über 20 Missionen - alle ganz vorbildlich kurz und damit ideal für die berühmte Busfahrt oder die 5-Minuten-Pause gehalten - gibt es eine ausführlich und amüsant erzählte Geschichte mit vielen kuriosen Figuren. Da gibt die weißhaarige Commander-Lady mit der 50er-Jahre-Brille, sprechende Katzen, die Raumschiffe fliegen oder sie in die Raumstation einweisen, einen französischen Draufgängerpiloten, den unvermeidlichen treuen Hund und natürlich die namensgebenden Dinos.
"Ace Ferrara And The Dino Menace" ist bei BulkyPix für iOS erschienen.
Versionen für Android, Windows und MacOS sind in Arbeit.
"Viel von der Inspiration ist in 80er-Jahre-Zeichentrickserien zu finden: Captain Future, Mask, ThunderCats, und wie sie alle heißen. Was mich bei Raumkampfsimulatoren immer gestört hat, ist, dass die mit so einem militärischen Bierernst daherkommen. Ich bin jemand, der es schätzt, wenn Spiele eine lustige Story erzählen. Der Gedanke, 80er-Jahre-Science-Fiction-Zeichentrick mit meinem Lieblingsspiel 'Wing Commander' zu verbinden, hat mich sehr gereizt."