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Christian Fuchs

Twilight Zone: Film- und Musiknotizen aus den eher schummrigen Gebieten des
Pop.

28. 9. 2014 - 17:15

Körper und Antikörper

Das Waves Film Fest zeigt Jonathan Glazers "Under The Skin" mit Scarlett Johansson, der Kinogöttin des Jahres. Wir haben Tickets verlost.

Mit "Her", "Under The Skin" und "Lucy" erweist sich Scarlett Johansson als Kinogöttin des Jahres: Zuerst hörten wir sie heuer nur, ließen uns einzig von Sätzen und Silben vereinnahmen. In "Her" von Spike Jonze, einem Film, in dem Scarlett Johansson einem neuartigen Betriebssystem die dunkle Trademark-Stimme leiht, verfällt nicht nur Joaquín Phoenix ihrer Diktion mit Haut und Haaren.

Diese Plauderei enthält klitzekleine Spoileransätze, die sich bei dem Thema nicht vermeiden lassen. We tried hard.

Dann, im nächsten Film, spricht Scarlett Johansson kaum, ist fast ausschließlich Körper, der doch kein echter ist. Jonathan Glazers avantgardistisch angehauchtes Meisterwerk "Under The Skin" zeigt die Ausnahmeactrice als Außerirdische, die in Schottland gestrandet auf Männerfang geht. Wildfremde Burschen werden von ihr in ein Versteck gelockt, wo ihnen ein grausames Schicksal droht. Gesprochen wird ihrerseits wenig, es ist ein Film der kalten und irgendwann zunehmend verwirrten Blicke, eine Studie über die menschliche Entfremdung aus der Sicht einer vampiristischen Alien-Göttin.

Gewinnspiel beendet

Das Wiener Gartenbaukino zeigt ab 3. Oktober Jonathan Glazers "Under The Skin" mit Scarlett Johansson.

Schon zwei Tage vorher gibt es eine Vor-Premiere im Rahmen des Waves Film Fest. Für diese Vorstellung am 1. Oktober um 19 Uhr haben wir 8x2 Tickets!

Wer war Scalett Johanssons "Vorgängerin" im letzten Spielfilm von Jonathan Glazer?

Richtige Antwort: Nicole Kidman

Die GewinnerInnen wurden per Email verständigt!

Under The Skin

Senator Film

"Under The Skin"

"Lucy"

SEBASTIAN SELIG lebt im Kino und schreibt darüber in Magazinen wie Hardsensations, NEGATIV,
The Gap oder auch Deadline. Als bekannt wurde, dass "Under The Skin" in Deutschland & Österreich nicht regulär ins Kino kommen soll, hat er dagegen entsprechend lautstarken Protest losgetreten.

Jetzt schließt ausgerechnet ein Streifen, der wohl eindeutig dem Multiplex-Mainstream zugeordnet werden kann, die Kreise zwischen "Her" und "Under The Skin". Lässt aber auch gedankliche Schaltkreise schmoren. Und initiiert neue neuronale Kreise. In "Lucy" von Luc Besson, einem grenzwissenschaftlichen Werbespot, der sich als irrlichternder Actionthriller verkleidet, ist Scarlett Johansson alles: Körper, Geist, Menschmaschine, nicht außer-, sondern überirdisch.

Mehr als Grund genug, einen kleinen Kongress unter Scarlettologen einzuberufen. Sebastian Selig, Christoph Prenner und meine Wenigkeit, ein erprobtes Trio Infernal in Sachen fiebriger Filmbesessenheit, rückten wieder am virtuellen Gasthaustisch zusammen. Und dort tauchten wir dann ein in die gänzlich unterschiedlichen Welten dieser Filme, die doch Gemeinsamkeiten verbergen und huldigten auch jener jungen Frau, die wie keine andere Schauspielerin in diesem Jahr Gegenwart und Zukunft, Underground und Kommerz vereint und pulverisiert.

CHRISTOPH PRENNER darf sich als Chefredakteur des Serienmagazins Prime Time und Filmchef von The Gap glücklicherweise auch brotberuflich mit Bewegtbild-Göttinnen beschäftigen. Mit Scarlett konnte er dabei allerdings noch nie abhängen – was ob ihres offenkundigen Faibles für schreibende Zeitgenossen schon auch ein wenig schade ist.

"Lucy"

UPI

"Lucy"

Entrückte Blicke auf schwarze Witwen

CHRISTOPH: Was ganz wesentlich für mich ist: Dass sich Scarlett Johansson nicht, wie viele ihrer Weggefährtinnen, auf die Wirkmacht klassischer Hollywood-Looks und damit eingeschriebener Rollenautomatismen verlässt. Sondern sie vielmehr als Pforte für solche profunden Erweckungserlebnisse einsetzt. Wer weiß schließlich schon, was einen erwartet, wenn er sich Bilder mit Scarlettscher Mitwirkung auf die Netzhaut flackern lässt. Wo bei Kolleginnen das Repertoire funktional makel- wie friktionslos bedient wird – ein bissl sexy, ein bissl schmunzelverursachend (hallo Cameron!) – weiß man bei ihr in der Tat nie, was einen erwartet. Klingt nach journalistischem Stehsatz, entwickelt aber beim Abgleich von gänzlich wesensunverwandten ScarJo-Figuren von "Avengers"-Agentin Natasha Romanoff über die namenlose Fremde in "Under The Skin" bis hin zur Freundin von und in "Don Jon" eine so kaum zu leugnende Tatsächlichkeit.

CHRISTIAN: Ach, "Captain America – Winter Soldier", mit dem hat dieses Scarlett-Jahr ja angefangen, hätte ich fast vergessen zu erwähnen.

SEBASTIAN: Unfassbar, wie eng hier ihre letzten Rollen ineinandergreifen. Wie sie über die einzelnen Filme hinaus mit einem Mal Bögen schlägt, gerade so, als würde das ungerührt pochende Herz dieser Filme, ganz aus ihr heraus durchs Kino klopfen und von dort aus Risse echter Berührung in eigentlich abstrakt künstliche Welten ziehen. Bereits schon in dieser von jeglichem echten Sex größtmöglich weit entrückten Comicbuben-Welt von "Captain America - The Winter Soldier" spürt man das ja. Da wird sie in so ein pubertäres Leder-Kostüm gesteckt, förmlich als Spielzeugpuppe verkleidet und agiert dann aber mit verdammt natürlicher Unbekümmertheit in diesem Comic-Universum. Ignoriert förmlich dessen engen Rahmen, setzt sich einfach darüber hinweg. Sieht diesem Captain, diesem unfassbar rechtschaffenen Geschöpf der 50er-Jahre, direkt in die Augen und lässt schon dort einen Griff ins Eingemachte scheinbar sicherer Kunstwelten spürbar werden, der Captain America sogleich von Bord seines Militärfliegers sich in seine Arbeit stürzen lässt. Ein unnahbar nahbares Überwesen, Götterbotin von großer Natürlichkeit schon da. Eine ungerührte Kriegerin, die Grenzen wie auch Fesseln reichlich wenig zu kümmern scheinen. Die sich locker wie ungebremst darüber hinwegsetzt.

Captain America: Winter Soldier

Marvel

"Captain America: Winter Soldier"

CHRISTIAN: Und dann kehrt sie, nach der enormen physischen Präsenz der Black Widow, plötzlich nur noch als Stimme zurück, als Projektionsfläche für die Liebe oder was von ihr in den digitalen Kampfzonen übrig geblieben ist.

SEBASTIAN: Ja, nur wenige Kinowochen nach "Captain America 2", taucht sie in "Her" plötzlich in unserem morgendlichen Smartphone-Wecker auf. Als nüchtern warme Assistentin aus dem Orbit der Virtualität. Als Stimme, die sich die Welt mit großer Unbefangenheit sogleich anfängt zu erschließen. Die mit neugieriger Selbstverständlichkeit durch die Wissensspeicher der Digitalen Kommunikation streift, dort sogar noch Experten aus dem Grab wachklingelt, unbekümmert jegliche Grenzen überspringend, alles direkt anspricht, nach dem Herz greift. Dieses unser Herz dann neugierig in der Hand wiegt, nur um ihm dann einen tausendfach gespiegelten, neuen Platz im kalten weißen Licht der Displays zuzuweisen.

CHRISTIAN: Die sanft dahinschwebende Dystopie "Her", von Zynikern als putzig-bunte Robo-Bobo-RomCom abgetan, entwickelt für mich einen pastellfarbenen Sog, der am Ende mehr Melancholie hinterlässt als sämtliche Leinwand-Apokalypsen. Denn noch eher als Finanzkrise und Krieg in den Straßen droht vielen Bewohnern der scheingesicherten Zonen der westlichen Welt das von Spike Jonze beschworene Szenario: Nachts alleine im Bett zu liegen, mit einem schimmernden Tablet, der Raum erfüllt von artifiziellen Stimmen, die Erinnerung an echte Beziehungen und Berührungen nur noch ein wehmütiger Wachtraum. Immerhin ertönt Scarlett Johansson aus dem Headset.

Her

Warner

"Her"

Das Unberührbare berührt

CHRISTOPH: Aus diesem kontinuierlichen Freischwimmen von Festlegungen ihrer Figuren lässt sich für mich dann auch erklären, dass sie in ihrem großen Galajahr sogar auch im potentiell schlimmstmöglichen Filmgenre dieser Milchstraße, dem Feel-Good-Affentheater für Feinesser ("Chef") zu leuchten weiß. Als eben auch nachfolgend & nebenherlaufend in jenem filmischen Triumvirat, das ihre Laufbahn unweigerlich und vorsätzlich in neue Sphären wuchten wird: "Her", "Under The Skin" und "Lucy".

CHRISTIAN: Bleiben wir jetzt bei diesen drei höchst unterschiedlichen Großtaten. Das Interessante ist ja, wie die drei Figuren Scarletts miteinander interagieren.

CHRISTOPH: In den Werken des so heterogenen wie kühn voranmarschierenden Trios der Filmquer- und -weiterdenker Jonathan Glazer, Spike Jonze und Luc Besson scheint sie, in jeweils auch recht unterschiedlicher Radikalität und Ausformulierung, zuvorderst bestrebt zu sein, alles Körperliche und Irdische, dabei eben auch ihre ikonenhafte public persona weit hinter sich zu lassen, einer Erlösung zuzuarbeiten, die zuerst eine Auflösung von Materie und Loslösung von äußerer Form sein möchte, um hernach in aller Konsequenz und flirrender Herrlichkeit zugleich über den Dingen zu stehen UND in ihnen aufzugehen. Unberührbar und doch nie weg. In gleißenden, bunt befeuerten Strahlen und in schwärzest sumpfenden Löchern, damals, grade eben noch, übermorgen. Nicht zu fassen. Alles hundert Prozent und nichts. Und Scarlett allüberall.

CHRISTIAN: Herrlich auf den Punkt gebracht. Was mir auch auffällt, ist, wie alle diese Figuren das männliche Begehren abschmettern: Vom prinzipiell unnahbaren Betriebssystem Samantha über die Außerirdische, mit der Sex tödlich ist bis hin zu Lucy, die Annäherungsversuche mit lethalen Handkantenschlägen bestraft und jegliches Verlangen ohnehin bald transzendiert.

SEBASTIAN: Für mich beinahe der wundervollste Moment in "Lucy" kreist in deren ultra-kalter Welt dann doch noch um die Liebe: Als der tapfere Polizist im Angesicht der göttlichen Wucht von Scarlett Johansson fragt, wofür sie ihn überhaupt braucht. "As a reminder." meint sie dann und küsst ihn kurz.

Lucy

UPI

"Lucy"

Eingriffe in den Bilderstrom

CHRISTIAN: Für mich scheint das Unschuldige bis komplett Unnahbare, das Scarlett in ihren heurigen Rollen repräsentiert, auch eine Reaktion auf jene Phasen in ihrer Karriere zu sein, wo Regisseure und Magazinredakteure sie als Femme-Fatale-Klischee mit Schmollmund abhaken wollten. Mit diesen dummen Marilyn-Monroe-Vergleichen ist jetzt Schluss.

CHRISTOPH: Die schönste Filmfrau dieses Jetzt ist womöglich auch die schlaueste – und/oder zumindest die souveränste im Transzendieren ihres Images. Wiewohl man bereits der Garbo das Göttliche zuschrieb, so setzt Scarlett nun konsequente und akkordierte Reize in diese Richtung.

SEBASTIAN: "Lucy" zeigt die cinephile Entwicklung als eine am Ende alles verschlingende, in winzigsten Lichtpunkten gleichsam aufgehende, wie mit dem Göttlichen zusammenführende Evolution. Von der Zellteilung Schwarz/Weiss über Schnittgewitter, Avid-Farts und Wackle-Kamera-Stromschnellen mitten hinein in den Pixelsturm, der letztlich alles auflöst. Mitten drin: Scarlett Johansson, die unbeirrt göttlich in alles eingreift. Handlung, Wahrscheinlichkeit – alles nicht mehr als frühe Entwicklungsstadien aus der wir-nutzen-bislang-nur-bestenfalls-10-%-unserer-geistigen-Fähigkeiten-Zone. Nicht mehr als ein Set-Up für die kosmischen Stürme, die dahinter lauern.

CHRISTIAN: Und welche Stürme! Und da kommen uns die üblichen Spielverderber wieder mit schnöder Logik. Oder finden gar die verschwurbelten Grenzwissenschaften, an denen sich der Film treffend entgrenzt abarbeitet, nicht seriös genug behandelt. Um Himmels willen!

SEBASTIAN: Wir haben in diesem Jahr nun wahrlich eine Menge verrückter Filme gesehen, gerade das in seiner Entwicklung sehr teure Blockbuster-Kino der Gegenwart gibt sich dahingehend ja zunehmend ungehemmt, aber wahrlich keiner ist augenscheinlich verrückter als aktuell Luc Besson. Selbst Michael Bay wirkt im Angesicht seines Wahnsinns noch wie ein besonnener Rationalist. Mit "Lucy" ist Besson nun endgültig im völlig Grenzenlosen angekommen. "Lucy" ist eine direkte, sich von der Kraft des Kinos mitreißen lassende, ungebremste Schussfahrt in die schnee-weiße Gummizelle. Erst einmal bewusstseinserweiternd über die 50-%-Hürde geflippt, gibt es kein Halten mehr. Ganz reicht die filmische Grammatik von Besson hier zwar noch nicht aus, das was dann folgt tatsächlich in aller spürbaren Tiefe abzubilden, aber die Chuzpe, es einfach trotzdem zu tun, rechne ich ihm wirklich hoch an. Scarlett Johansson erscheint auch hier wieder als die ganz und gar Wirkliche, die dem Unwirklichen mit dem man sie hier unaufhörlich teert, ganz viel Kraft und Wärme gibt. Eine vom Kinogott geküsste "Joan of Arc" ganz im Jetzt, die, so will es wohl die neue Machtverschiebung, anfangs etwas verloren durch Taipeh taumelt, es dann aber ziemlich blitzen lässt.

"Lucy"

UPI

"Lucy"

Unter die Haut

CHRISTIAN: Apropos Göttlichkeit, lasst uns doch näher auf "Under The Skin" eingehen, der eben auf BluRay/DVD veröffentlicht wurde, aber leider keinen regulären Kinostart erhält.

SEBASTIAN: Unmöglich, Jonathan Glazers Meisterwerk nicht als pochende Box der Pandora wahrzunehmen, aus der sich dann später noch all die bunten, glitzernden Fäden von "Lucy" entinnen. Fäden, die in "Lucy" direkt zum Himmel aufsteigen, als ginge es darum, den Kontakt zum Göttlichen ganz besonders anschaulich sichtbar zu machen, wie eine besonders schöne Szene in diesem an besonders schönen Szenen wirklich nicht armen Film von Luc Besson zeigt. Aber ich schweife schon wieder ab. Wir drei haben "Under The Skin" gemeinsam zum ersten Mal beim wunderbaren /slash filmfestival gesehen. Wie habt ihr das, was dort im dunklen Saal des Filmcasinos auf uns herunterbrandete, erlebt?

CHRISTIAN: Gar nicht einmal so emotional anfangs, was allerdings perfekt zu einem Film passt, dessen Hauptfigur sich ganz langsam an die Entdeckung menschlicher Emotionen herantastet. Mein Herz klopfte zunächst eher wegen dem stilistischen Triumph, der Jonathan Glazer da gelingt. Der grobe Realismus der Schottland-Szenen einerseits, fast noch näher dran an einer dokumentarischen Direktheit als früher das Dogma-Kino. Wie Scarletts außerirdische Männersucher-Drone durch die Landschaft fährt, das wirkt bei aller starken Geschminktheit komplett ungeschminkt und rau. Und dann die atemberaubenden Sci-Fi-Elemente als monochromer Kontrast. Futuristische Tötungsszenen, wie von Maestro Kubrick himself ersonnen. Wahnsinn.

SEBASTIAN: Mit "Under The Skin", diesem die Kino-Architektur aus den Angeln hebenden Meisterwerk, verband mich gleich mit den ersten, kalt und weiß das Sehen feiernden Bildern, eine ganz besonders innige Liebe. Wie die ganz große Liebe will das Wunder dieses Kinofilms erfahren, ja, vorrangig erlebt, nicht verstanden werden. Diese Liebe auszuformulieren, hieße sie nur kleiner zu machen, als sie ist und zum Glück passiert das auch nicht. Ein Film, der lebt, den man in jedem Moment spürt. Dem man nur allzu gerne in die völlige Verschmelzung mit seinen schwarzen Wundern folgt. Der einen völlig vereinnahmt.

Under the Skin

Slash Festival

"Under the Skin"

Erste Berührungen

CHRISTIAN: Abschließend muss ich euch schon noch allgemein fragen, wann hat denn filmisch bei euch der Funken übergeschlagen bei der Frau, um die sich hier alles dreht? Mir ist sie ja zur Jahrtausendwende schon in "Ghostworld" und "The Man Who Wasn't There" aufgefallen. "Lost In Translation" hat mich dann schlicht umgehauen. Diese Jetlag-Atmosphäre, die über dem Film liegt, der Neonschimmer, die latente Verlorenheit und die gleichzeitige Utopie von Kommunikation, die aufblitzt, ich hab mich komplett verliebt in den Film. Und als Symbol der Sehnsucht, herrlich undramatisch und beiläufig agierend, mittendrin: The one and only ScarJo.

SEBASTIAN: So unmittelbar beeindruckend diese erste Einstellung von ihr in "Lost In Translation" natürlich auch wirkt, bei der sie uns auf dem Bett liegend den Rücken zuwendet, so mitreißend es war, als wir an ihrer Hand aus dem Taxi in die nächste Karaoke Bar sprangen, so habe ich mich tatsächlich wohl erst in Woody Allens "Match Point" etwas in sie verguckt. Dann noch einmal verstrickter in "We Bought A Zoo". Gerne bin ich ihr natürlich auch über die schwarzen Lava-Felder von Michael Bays "The Island" gefolgt.

CHRISTOPH: Man darf es auch mal mit dem ollen Woody Allen sagen, in dessen Schwärmen über Scarlett wir wohl alle kanonisch einfallen können: "Sie sieht fantastisch aus, ist sexy, lustig, eine tolle Schauspielerin und kann singen. Sie hat einfach alles (drauf)." Wobei nicht nur wir oder der bereits dreifach erfolgreich zum Zwecke cineastischer Altarerrichtungen vorstellig gewordene Stadtneurotiker der Entzückung eher widerwillig (und ja auch überflüssigerweise) Einhalt gebieten können, nein auch eine hochwertig bestellte Abordnung der inszenatorischen Meisterklasse der jüngeren und mittelälteren Gegenwart, von Christopher Nolan zu den Coen-Brüdern, von Spike Jonze zu Brian De Palma, von Sofia Coppola zu Cameron Crowe, ähnlichen Eingebungen nicht widerstehen konnten.

Under The Skin

Film Four

"Under The Skin"

CHRISTIAN: Wobei es ja schon einige rollentechnische Achterbahnfahrten für mich gab. Die ersten Actionansätze, in Michael Bays gar nicht mal so üblem "The Island" und in Frank Millers endlos ödem "The Spirit", ließen etwas erhoffen, das erst jetzt mit "Lucy" sein durchtrainiertes Happy End gefunden hat.

CHRISTOPH: Ja, selbst der ADHS-Actionkrawall-Hansl Michael Bay kam nicht umhin, ihr einen Platz in seinem sattsam zynisch zerknitterten Herzen einzurichten. Dabei ist La Scarletti ja noch nicht einmal 30. Und doch seit gefühlten Jahrzehnten felsenfestest verankert im Tinseltownschen Pantheon. Man kann und mag sich durchaus vorstellen, dass sich etwa Stanley Kubrick, Alfred Hitchcock oder Billy Wilder da oben auf ihren möglichen Wolken grad kräftig in den Arsch beißen, dass sie sie nicht mehr selbst durch ihre Kameralinsen kanalisiert einer höheren filmischen Bestimmung zuführen können.

CHRISTIAN: Was für ein schönes Schlusswort, ich danke euch für diese Plauderei.

Under The Skin

Film Four

"Under The Skin"