Erstellt am: 21. 8. 2014 - 14:05 Uhr
Hau drauf! Sei laut!
Im alten Schlachthof in Hollabrunn wird intensiv gearbeitet. Die zwei Workshops zu "Köper, Bühne und Präsenz" bzw. "Körper, Bühne und Performance" sind gerade in vollem Gange. Im einen Raum wird Improtheater gemacht: Zwei Personen auf der Bühne, immer wieder schreit eine von unten "Freeze!", springt auf die Bühne und bringt eine neue Figur ein - vom Pony bis zur Oma, die ihr Hörgerät verloren hat.
FM4/Irmi Wutscher
"Am Anfang ist das ein etwas fremder Gedanke: Ich muss jetzt in drei Sekunden irgendwas Tolles liefern, jeder schaut mir zu", sagt Teilnehmerin Valerie. "Aber wenn man dann oben steht, ist es echt extrem witzig!"
In Kurs zwei wird gerade das Rüberbringen von Stimmungen ohne Worte geübt, es gibt einen kichernden Terminator und einen Märchenprinz, der wie Superman auftritt - alles unter Zuhilfenahme einer Windmaschine. Dramatisch!
FM4/Irmi Wutscher
Such dir die Bühnen-Persönlichkeit aus
Was ein bisschen nach Theaterkurs klingt, ist eigentlich eine Vorbereitung für das Auf-der-Bühne-Stehen als Band. Denn das alles passiert im Rahmen vom Girls Rock Camp - ein Musikcamp, an dem 16 Mädchen zwischen 14 und 19 Jahren teilnehmen. Die können dort mit Bandcoaches von Laura Landergott (Die Eternias und Ja, Panik) bis Eva Jantschitsch Bands formieren, Instrumente üben oder Lieder schreiben lernen.
Klar sind sich die TeilnehmerInnen einig, die Musik soll im Vordergrund stehen, aber man möchte ja noch etwas anderes transportieren: "Wenn du in einer Band spielst, musst du ja auch auf der Bühne stehen", sagt eine Teilnehmerin und eine andere ergänzt: "Du singst ja nicht nur ein Lied, du präsentierst einen Teil von dir selbst, das, was du rüberbringen willst". Eine dritte findet es wichtig, dass man auf der Bühne im Notfall auch improvisieren kann, falls es darum geht, das Publikum mitreißen zu können.
FM4/Irmi Wutscher
Workshopleiterinnen Marty Huber und Katie Trenk, selbst Sängerin bei den Sex Jams, wollen den jungen Frauen vor allem Selbstbewusstsein mitgeben: "Alles kann auf der Bühne sein", meint Katie. "Du kannst superhübsch sein mit einem diamantenbesetzten Kleid oder aber nur auf deine Schuhe starren, dieses total gelangweilte Shoegazertum! Oder man kleidet sich als Paradiesvogel, das ist alles okay!" Und Marty ergänzt: "Ich wollte ihnen auch klarmachen: Ich kann mir einen Charakter aussuchen für meine Performance - ich muss nicht ich sein auf der Bühne."
Alle Instrumente einmal durch
Neben Bühne und Perfomance gibt es noch alles mögliche andere zu lernen und auszuprobieren am Girls Rock Camp: Tanzen, Bühnentechnik und verschiedenste Instrumente. Fast jede hier hat in den letzten Tagen zwei bis drei Instrumente ausprobiert, mal Schlagzeug, mal Bass, mal Keyboard, E-Gitarre. "In meiner Band spiele ich jetzt Bass, obwohl ich das vorher noch nie gespielt habe", sagt Rosalie. "Jetzt krieg ich fast nicht genug davon!" Deswegen finden es alle Teilnehmerinnen super, dass man keine musikalischen Vorkenntnisse braucht, um aufs Camp kommen zu können. "Genau das fehlt sonst immer!" sagt Dora. "Normalerweise willst du ein Instrument lernen, dann gehst du halt in einen Kurs oder in eine Musikschule und dabei bleibt’s. Aber du hast nie die Möglichkeiten alles auszuprobieren und gleich in einer Band zu spielen!"
FM4/Irmi Wutscher
Darum geht es am Girls Rock Camp: Offen sein, alles mal ausprobieren dürfen. "Mädchen haben halt oft diese Punkrock-Mentalität noch nicht so ganz", sagt Marty Huber. "Es dauert meistens eh nicht lang, bis sie es haben, oft nur wenige Sekunden. Wir wollen hier vermitteln: Du kannst drei Akkorde? Du kannst auf die Bühne! Du weißt, wie man einen Drumstick hält? Hau drauf! Sei laut!"
Aufregung bis zum Abschlussabend
Kommenden Samstag, den 23. August, findet das Girls Rock Camp Abschlusskonzert im Alten Schlachthof in Hollabrunn statt. Mit Programm ab 17h und veganem Buffet! Eintritt: 5 Euro
Vorgestern haben sich die Teilnehmerinnen zu Bands zusammengefunden. Jetzt heißt es intensiv üben bis zum Samstag. Denn da findet als großes Finale des Girls Rock Camp der Abschlussabend im Alten Schlachthof in Hollabrunn statt, bei dem alle Bands einmal auf der Bühne stehen! Und danach hoffentlich als erfolgreiche Rockerinnen in die Musikgeschichte eingehen – um dann wieder neue Mädchen zu inspirieren.
Oder, wie es Workshopleiterin Renee Benson zusammenfasst: "When you take young women and have them working with other women, who are already professionals, all you are doing is giving them the same tools, that were given to you. Probably more, because they are starting much younger than you did. These girls that rock will then have girls that rock under them. And then before we know it there will be girls rocking constantly - everywhere!"