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Rainer Springenschmid

Punk & Politik, Fußball & Feuilleton: Don't believe the hype!

21. 8. 2014 - 11:12

Sbasekafe is back

Nach 20 Jahren trifft sich die Crew vom Sbasekafe Thumersbach zum Revival. Vermisst wird der einst beste Club im Land Salzburg immer noch.

„Mir ham ja nix ghabt damois“, grinst Robert Dreiseitl, und Volker Hölzl pflichtet ihm ganz ernsthaft bei: „Für junge Menschen, die was anderes wollten als im Fußballverein oder bei der Blasmusik mitmachen oder neue Spoiler ans Auto montieren, für die hat's bei uns im Pinzgau einfach kein Angebot gegeben.“ Nicht dass es heute viel besser wäre. Zwar gibt es inzwischen Streetwork, Jugendzentren und ein Bandnetzwerk, aber Zell am See und Umgebung lebt immer noch in erster Linie vom Tourismus, was auch heißt, dass gastronomische und kulturelle Angebote in erster Linie für Touristen gedacht und gemacht werden, damals wie heute.

Einfach einmal probieren

Da hat ein Programm, wie es Volker und Robert beim Studieren in Wien, im Chelsea, im WUK, im Bach und an anderen Orten kennen gelernt haben, keinen Platz. Zumindest vermeintlich, vielleicht muss man es ja einfach nur probieren, dachten sich Robert, Volker und sein Bruder Joe Hölzl, Toni Scheiber und Ekki Heider aus Thumersbach am Zeller See vor gut 20 Jahren.

Vor einer alten Villa stehen vier junge Männer und blicken in die Kamera

Joe Hölzl / sbasekafe

sbasekafe und Team, 1994: Joe, Toni, Volker und Robert.

Auch heute ist es mehr als Sentimentalität, wenn sich die fünf von damals zu einem sbasekafe reloaded zusammentun. Volker wird immer noch grantig, wenn die Sprache darauf kommt, wie man in ländlichen Tourismusgemeinden mit den Bedürfnissen junger Menschen umgeht. Kennen gelernt haben wir uns, als die Gemeinde Zell vor Jahren ein Alkoholverbot an öffentlichen Plätzen eingeführt hat. „Was bleibt einem als junger Mensch in Zell?“ echauffierte sich Volker damals. „Für viele ist rumhängen am See, gemeinsam Musik hören und Bier trinken die einzige Freizeitbeschäftigung, die sich einem bietet. Wer kulturinteressiert ist, für den gibt’s da einfach nix. Und dann wird darauf mit Verboten reagiert, das ist typisch.“

Thumersbase im Parkcafé

Das sbasekafe war die kreative Art, auf die Situation zu reagieren. Nach ein paar kleineren Veranstaltungen in einer Diskothek haben die fünf mit ihrem Kulturverein Thumersbase im Sommer 1994 das alte, leer stehende Parkcafé in Thumersbach akquiriert. Das Parkcafé war in den Zwanziger Jahren als Hotel errichtet worden und hatte bis Anfang der Neunziger als Jugendheim gedient. „Wir sind schon als Kinder dort immer hin in den riesigen Garten direkt am See. Das war einfach der Ort, an dem man sich getroffen hat“, sagt Volker. Was lag also näher, als dort die Thumersbase aufzuschlagen? „Dann hab ich meinen ganzen Mut zusammengepackt und bin mit unserem Mini-Konzept zum Bürgermeister“, erzählt Robert. „Der war dann echt cool und hat gesagt: Ok, Jungs, macht's es.“

Ursprünglich sollte das sbasekafe nur drei bis vier Wochen geöffnet haben, im Sommer 1994. Schließlich sind daraus drei Sommer geworden. Jeweils vier Monate lang war Betrieb, in den Sommer-Semesterferien und ein bissl darüber hinaus. „Im Herbst ging's dann schon nicht mehr, wir hatten keine Heizung“, erzählt Volker. „Mir ham ja nix ghabt“, grinst Robert.

Feister Indie-Club in der Provinz

Gehabt haben sie aber die drei Sommer lang einen der feinsten Clubs im Land. Regelmäßig sind damals angesagte heimische und deutsche Indie-Bands aufgekreuzt, die Jesus Messerschmitt hießen, Shaken not Stirred, Wipe Out, Surrogat oder pH Value, auch Alkbottle, Dubblestandart und Schönheitsfehler waren da oder die späteren DJ-Stars Mathias Modica und Jonas Imbery aka Munk vom Münchner Gomma Label. Höhepunkt der Prominenz war die melancholische Grungeband Chokebore aus Hawaii, damals mit dem Etikett „Kurt Cobains Lieblingsband“ unterwegs.

Der Ruf des sbasekafe verbreitete sich schnell. Gute Clubs in ländlicher Umgebung gab es schon vorher, das Kino Ebensee oder das LiBella in Altenmarkt bei Traunstein, von dem aus DJ Hell in die Clubs von München, Berlin und New York weiter gezogen ist. Aber ungewöhnlich war es trotzdem noch, dass urbane Jugendkultur auch am Land erfolgreich war. Ungewöhnlich genug, dass FM4 sein erstes Auswärtsspiel ins sbasekafé geführt hat, von wo die Homebase und das House of Pain Ende September 1995 live gesendet wurden.

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Die Homebase haben damals Harald Waiglein und Elisabeth Scharang moderiert.

fünf nicht mehr so junge Männer auf einer Wiese vor einem Bauernhof

Joe Hölzl / sbasekafe

sbasekafe reloaded 2014: Ekki (seit '95 dabei), Joe, Toni, Volker und Robert vor dem Schloss Kammer in Maishofen.

sbasekafe reloaded wird am kommenden Wochenende in Maishofen stattfinden, im Stallgebäude von Schloss Kammer. Das Parkcafé gibt’s nicht mehr, in Zell und in Thumersbach gibt es auch heute keine Räume, in denen Partywochenenden für 300-400 Leute Platz und ein einigermaßen stimmiges Ambiente bieten. Am Freitag und Samstag legen die sbasekafe DJs auf, für den Samstag hat sich auch die Superglow Experience Band aus München, damals eine der sbasekafe Lieblingsbands, extra wiedervereinigt, und für die Sentimentalen gibt’s eine Ausstellung mit Fotos und Konzertplakaten.

„Wir haben ja damals nicht nur Befürworter gehabt“, erzählt Robert, „aber auch die Leute im Ort, die damals gegen uns waren, haben sich jetzt gefreut“. Und vielleicht, meint Volker, ergibt sich ja aus dem kommenden Wochenende auch wieder was Dauerhaftes. Einen guten Club kann der Pinzgau schließlich immer noch brauchen.