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Philipp L'heritier

Ocean of Sound: Rauschen im Rechner, konkrete Beats, Kraut- und Rübenfolk, von Computerwelt nach Funky Town.

17. 8. 2014 - 16:32

Die Kraft wird abgeschafft

Der Song zum Sonntag: Allo Darlin' - "Romance and Adventure"

Das Leben ist bekanntlich eine Vergnügungsparkattraktion, die den albernen Namen "Tagada" trägt. Es ruckelt und es rockt, es stockt, schaukelt komisch und macht uns schwindelig. Manchmal hat man sich daran gewöhnt. Und wenn in einem Popsong die Welt so richtig wackelt, dann hat das in den allermeisten Fällen mit den guten, alten Troubles mit der Liebe und den Herzrhythmusstörungen zu tun. Manchmal ist es schön, manchmal war es gestern schön.

Das englisch-australische Quartett Allo Darlin' hat gerade einen neuen Song veröffentlicht, der die Wartezeit auf das im Oktober (über das famose Label Slumberland) erscheinende dritte Album namens "We Come From The Same Place" versüßen soll und das auch tut. Trotz des bitteren Inhalts.

"Romance and Adventure" nennt sich dieses munter in Moll dahinpolternde Liedchen schlicht und schlank und ausdrucksstark. Romantik und Abenteuer, so könnte man in emotional blauer Stunde meinen, das trifft es doch, verknappt, worum es hier geht, in diesem unseren menschlichen Wandeln und Wirren.

Allo Darlin'

Allo Darlin'

Sängerin Elizabeth Morris erzählt in "Romance and Adventure" mit ihrer leicht porösen, aufgerauten, dabei trotzdem immer agilen und vor Saft strotzenden Stimme von den Zeiten, in denen die Aspekte "Romance" und "Adventure" gerade im privaten Keller Winterschlaf halten.

Auseinandergehen ist schwer, "Romance and Adventure" ist ein Song über die Trennung einer Liebesbeziehung, die Kränkung, die Verbitterung und die Selbstbeschwichtigung. "Romance and adventure / It was all a waste of time", singt Morris gleich zu Beginn des Songs, um ein wenig die Relevanz des einst so glühend Wichtigen mit einer trotzigen Handbewegung und Schmollgesicht vom Tisch zu wischen.

Allein, sofern man keinen kalten Stein in der Brust hat, man ahnt es: So einfach ist es nicht. "Can't get you out of my mind" lautet gleich die nächste Zeile, die man schon in so manch anderem Song gehört haben dürfte. Vor allem sticht und kneift die allerhöchste Frechheit: "And I just couldn't believe / You're now someone else's baby".

Man kennt das also alles schon. Wie aber dieser Song gleichzeitig melancholisch und lustvoll, eingeschnappt, betrübt und dennoch voller Lebensfreude im Vortrag von einer klitzekleinen Geschichte kündet, die uns der Alltag gerne ins Poesiealbum schreibt, füllt das Gemüt mit Mango-Aroma.

Vor allen Dingen ist dieses Lied eine Hymne auf die Verweichlichung und die schöne Gefühligkeit. Wenn einen das Leben ohrfeigt, darf man weinen. "And when you say those things to me / And you open up your arms / I don't only think of me /I'm just tired of being strong" heißt es im Refrain. "I'm just tired of being strong", wiederholt Elizabeth Morris die zentrale Zeile des Songs. Man soll generell nicht ständig so stark sein sollen und wollen. Ein bisschen Kapitulation macht uns glücklicher.