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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

10. 8. 2014 - 13:13

The daily Blumenau. Weekend Edition, 10-08-14.

Zeit der Verwirrung - wie stark sind WIR jetzt wirklich? Notizen zur Fußball-Woche. #fußballjournal14

The daily blumenau hat seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Mit Items aus diesen Themenfeldern. Im August wegen Väterteilzeit und Urlaubstagen leider höchst unregelmäßig.

Nein, Grödig ist keine acht Tore schlechter als Salzburg; und auch nicht deutlich schlechter als St.Pölten. Nein, Rapid hat keine Krise. Auch Sturm Graz nicht, zumindest keine neue. Und nein, auch die Austria nicht. Und bitte, Grissemann, jetzt nicht alles auf Wolfberg als Meister setzen!

Es ist alles im Rahmen. Salzburg ist zu stark für die heimische Liga und wird den Titel nach Hause spazieren - und die anderen rücken alle eng zusammen, vielleicht sogar die niederösterreichischen Armenhäusler am Tabellenende, und eigentlich auch alle aus der 2. Liga mit Ausnahme des letzten dort.

Es ist deshalb alles echt business as usual, weil bisher die Unterschiede, die schon recht schmal waren, ordentlich aufgeblasen wurden. Das hat auch mit den Mainstream-Medien zu tun, die immer noch so vorgehen, als würden Rapid und die Austria die Angelpunkte des heimischen Kicks sein. Sind sie nicht, schon lang nimmer. Und das Fan-Interesse wird überschätzt.
Das wäre so, als würden die deutschen Medien massiv über Gladbach und den HSV berichten und Bayern oder Dortmund nur so irgendwie mitnehmen. Dieser medial eingebaute Verzerrer bringt die aktuelle Verunsicherung; überflüssigerweise.

Denn es ist nur das geschehen, was in österreichischen Sommern oft geschieht: die Teams, die international engagiert sind, reiben sich auf einem Feld (meist im Europacup) auf und schwächeln in der Meisterschaft. Die Teams, die nur national spielen dürfen, lecken ihre Wunden anstatt sich professionell behandeln zu lassen. Und nur die, die ganz gezielt auf die berühmte Doppelbelastung hingearbeitet haben, setzen sich durch.

Red Bull Salzburg rotiert gar nicht so enorm viel, hat aber klug nachbesetzt und hält den Zwei-Mal-Die-Woche-Rhythmus. Das ging gegen Qarabag gut und wird auch gegen Malmö FF gutgehen, obwohl der schwedische Meister Sparta Prag rausgeworfen hat. Nach gefühlten 18 Anläufen wird es Mateschitz gelingen, in die Champions League einzuziehen; vor allem deshalb weil er seine (mit einem Fluch belegten) Finger aus der Personalplanung rausgenommen hat. Nur noch die gnadenlose Unterschätzung der letzten Hürde kann das verhindern - also etwa eine Ansprache des Sponsors. Oder die Fehlannahme, dass die Grödig-Leistung genügen würde.

Rapid profitiert von den guten internationalen Leistungen der letzte Jahre (also hauptsächlich von Salzburg) und hat nur eine Quali-Runde zu spielen gegen Markus Heikkinens HJK, das mit Väyrynen, Tainio und Forssell einige andere international erfahrene Altstars aufgefangen hat. Auch hier kann nur Überheblichkeit die Herbstsaison ruinieren.

Überheblichkeit wie die, der die Austria und Sturm ihre internationale Zuschauerrolle verdanken. Und wenn man sich fragt, ob die beiden Mannschaften, die noch sowas wie eine halbwegs zuschauerbewegende Kraft haben, besser abgeschnitten hätten als Grödig und St.Pölten... Zuschauertechnisch ja, knapp. Sportlich sicher nicht. Sturm wäre schon eine Runde zuvor gescheitert (egal ob gegen Botev oder Cukaricki), die Austria hätten Zimbru auch nicht gebogen. Weil es eine Frage des Selbstbewusstseins ist; und weil die ehemaligen Großklubs die letzte Zeit in einer Scheinwelt verbracht hatten: dass sie, nur weil sie manchmal mit Salzburg mithalten konnten (vor allem nachdem feststand, dass diese uneinholbar Meister sind) sich auch anmaßten, in deren Liga mitspielen zu wollen.

Noch was: dass die neue Mittelklassigkeit die Debatte ums Liga-Format zusätzlich befeuert, versteht sich.

Und das hat nicht nur mit Geld und Einkäufen und der globalen Vernetzung des RB-Imperiums zu tun. Wenn Rapid Wien den seit Jahren von den eigenen Edelfans angemahnten Fehler (kein Scouting; Käufe bei Liga-Konkurrenten) wieder und wieder begehen... Wenn sich die Austria nicht von einem noch in Prä-Sintflut-Zeiten denkenden Sportdirektor nicht und nicht trennen kann... Wenn die Garde neuer Trainer mit tatsächlichen Lösungs-Kompetenzen (Canadi, Glasner, Hütter...) wieder recht schütter ausgefallen ist... Dann sind das hausgemachte Fehler, die ein immer mehr im Mittelmaß zusammengeballtes Mittelfeld eben immer mediokrer machen.

Insofern war es erhellend zu erkennen, dass ein Herbert Gager mit einem ziemlich aus dem Ärmel geschüttelten 5-3-2 selbst einen Gegner wie den PSV Eindhoven zu ärgern vermag, der sich dann nur mit der Einwechslung seines WM-Superstars Memphis Depay wehren kann. In einem immer enger zusammenrückenden Mittelfeld sind Trainer-Skills wie diese bald der entscheidende Unterschied, den einige Verantwortliche offenbar noch nicht so recht ausmachen können. Zurecht müssen die sich dann drum kümmern, den Schwachsinn von gescheiterten und nachtretenden Muffelköpfen zu absorbieren: sie haben diese Figuren ja selber installiert. Nämlicher Bjelica ist auch die größte Gefahr für den Tabellen-Zweiten: der (der neue bei Spezia in der Serie B) soll in Kühbauers heuer mit Problemboys auf der Suche nach der letzten Chance interessant aufgefüllten Kader wildern wollen.