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Susi Ondrušová

Preview / Review

7. 8. 2014 - 11:43

Conor Oberst

Eine Einführung in die vielleicht schönsten Songs unseres Artist Of The Week. (Spoiler: fast alles Hits!)

FM4 Artist Of The Week

Alle auf einen Blick unter fm4.orf.at/artistoftheweek

Vergleicht man das Schaffen des 34jährigens Musikers mit dem Konsum von Flüssigkeiten, dann könnte man Conor Obersts Werk in Milch, Rotwein, Bier und Softdrinks-Phasen einteilen. Das wäre allerdings höchst unseriös, absegnen kann man sich diese Diskographie-Theorie vom Künstler nicht lassen.

Conor Oberst

Susi Ondrusova

Conor Oberst im hässlichsten Hotel Berlins. 2011.

Conor Oberst ist Musiker, seitdem er mit 13 erste Tapes veröffentlicht hat. Ganz der Daniel Johnston: Mit allen Zerbrechlichkeiten der Stimme (=lo-fi) und Aufnahmemöglichkeiten (=lo-fi). Seine Band Bright Eyes existiert nur, wenn seine Bandkollegen Mike Mogis und Nate Walcott mit ihm auf der Bühne oder im Studio stehen. Daneben gibt es ihn als Solo-Performer, die Desaparecidos, Monsters Of Folk oder ihn und die Mystic Valley Band.

Seinem wohl bekanntesten Album "I´m Wide Awake, it´s Morning" mit den beiden Songs "First Day Of My Life" und "Lua" verdankt man auch, dass die schwedischen Schwestern, die heute als First Aid Kit Alben veröffentlichen, zur Gitarre gegriffen haben. Sie haben ihm bei einem Bright-Eyes-Konzert ein Demo-Tape in die Hand gedrückt und sind nun auf dem neuen Conor-Oberst-Album "Upside Down Mountain" zu hören.

Conor Oberst

Wer zur Gitarre greift und lyrisch tiefer fischt als im "I Love You"-Gewässer, muss sich natürlich auch Bob-Dylan-Vergleiche gefallen lassen. Es soll Schlimmeres passieren, als die Erwachsenwerdung am Weg zum höchsten Punkt des Singer/Songwriter-Olymps zu feiern. Conor Oberst möchte über alle Facetten des Lebens schreiben: des privaten, des gesellschaftlichen, des politischen, des spirituellen. Nimm, was du brauchst und willst, du wirst es in seiner Diskographie finden. Eine Liste seiner schönsten Songs wird immer höchst subjektiv sein, im besten Fall auch im Jahr 2014 noch immer "neu" klingen. Hier der Versuch, sechs Songs zu empfehlen, die man sich zu Gemüte führen kann, um in die Welt des Conor Oberst einzutauchen:

Conor Oberst auf fm4.orf.at

  • The Calendar Hung Itself (aus "Fevers & Mirror", 2000)

Noch nie hat ein "you are my sunshine, my only sunshine" so verzweifelt geklungen wie bei diesem Song.

  • You Will. You? Will. You? Will. You? Will. (aus "Lifted or The Story Is in the Soil, Keep Your Ear to the Ground", 2002)

Wer Musik hauptsächlich über Kopfhörer und beim Gehen von A nach B konsumiert, wird an diesem Song eine Freude haben. Conor Oberst wandert bei der Aufnahme selbst um das Mikro herum und bleibt erst stehen, als die Band bei der letzten Strophe ansetzt. Ein Lied voller Zweifel.

  • Road To Joy (aus "I´m Wide Awake It´s Morning", 2005)

Bright Eyes go Beethoven. Ein Song über Amerika, ein kämpferischer Song, aber kein sehr glückliches Lied auf die Heimat. Bis auf den Bläser-Teil vielleicht und das "Let´s fuck it up boys, make some noise!", das führt zumindest bei Konzerten zu einer kollektiven Euphorie-Ausschüttung.

  • Easy Lucky Free (aus "Digital Ash in a Digital Urn", 2005)

Das elektronische Zwillings-Album aus der "I´m Wide Awake..."-Ära. Wunderbar gespenstische Zombie-Laute als eine Art Refrain.

Conor Oberst live: Am 13.August am FM4 Frequency Festival, am 14. August in der Arena Wien.

  • Soul Singer in a Session Band (aus "Cassadaga", 2007)

Ausnahmsweise keine weibliche Gesangspartnerin, sondern sein Monsters-Of-Folk-Kollege M Ward unterstützt hier Conor Oberst im Hintergrund. "Cassadaga" ist das "spirituelle" Album, benannt nach der "Psychic Capital Of The World": Cassada in Florida. Hier erzählt Conor Oberst aus dem Leben eines Session-Sängers. Ein Song, von dem es ruhig auch eine Variante in Roman-Form geben könnte. Oder vom Song "I Must Belong Somewhere", oder von "Hot Knives", oder halt gleich ein Episoden-Film vom ganzen Album. Die dazugehörige Tour war jedenfalls die beste: weiße Anzüge und Janet Weiss am Schlagzeug.

  • One For You, One For Me (aus "The People´s Key", 2010)

Es scheint, als ob die besten Songs von Conor Oberst jene Songs sind, in denen aufgezählt wird. Wie hier im bezaubernden Closing-Track vom eher rockistisch angelegten "The People's Key".

  • Zigzagging Toward The Light (aus "Upside Down Mountain", 2014)

Und wieder so ein Abschluss/Ende/Schlussmach-Song, vergleichbar mit der Verzweiflung alter Bright-Eyes-Hits bis auf das Happy End. Ein "Fang das Licht"-Song. Im Video wiederholt sich, was schon auf "Fevers & Mirrors" zu hören war: Conor Oberst beim Interviewgeben, diesmal mit einem Medium, ein wenig erinnert es an Spike Jonzes "Her". Happy End, weil eben dieser "boundless song" übrigbleibt, wenn wir nämlich alle irgendwannmal im Licht verschwunden sind.