Erstellt am: 7. 8. 2014 - 06:03 Uhr
Die Top 5 #cute-Acts beim FM4 Frequency
Zugegeben, auf dem FM4 Frequency Festival geht es in erster Linie darum, ordentlich Party zu machen, zu seinen Lieblingsbands abzurocken und eine geile Zeit mit Freundinnen und Freunden zu haben. Doch wer glaubt, auf so einem großen Festival käme die Zweisamkeit zu kurz, die berührenden Momente, der irrt.
FM4 Frequency Festival
13. bis 16. August 2014 im Greenpark St. Pölten. Weitere Infos unter
Tipp
Eine Playlist der beim FM4 Frequency 2014 auftretenden Acts findet ihr auf YouTube, Spotify und Deezer.
Babyface, Kindchenschema, Schmusesongs, Cuteness Overload, auch das ist das FM4 Frequency. Und irgendwann werden sie doch gezückt, die Feuerzeuge, die man spätestens seit dem "Wind of Change" von den Scorpions (ja, prügelt mich dafür, dass ich die hier nenn. Ich hab ein frühes Kindheitstrauma davon...) auf Konzerten verbieten müsste. Im Takt werden die kleinen Flammen hin und her geschwenkt, von mir aus auch die LED-Lämpchen der e-Zigaretten, ein Garant dafür, dass da auf der Bühne gerade eine Familienpackung Emotionen verteilt wird, for free, und sich jeder gefälligst in sentimentaler Stimmung befinden soll. Da wird sich dann eng aneinander gekuschelt, die oder der Liebste verträumt angeguckt, und man spürt dieses warme Gefühl oberhalb der Magengegend, das man zunächst mit Sodbrennen verwechselt, bis man feststellt: Fuck, meine Augen haben Wasserrohrbruch, hat mich der Song jetzt gepackt.
Verstohlen wischt man sich dann mit dem Handrücken über die Wangen, schaut nach links und rechts, ob's eh niemand mitbekommen hat, und freut sich klammheimlich, doch noch Mensch zu sein. Bei folgenden fünf Acts könnte euch das passieren:
Platz 5: Chlöe Howl
Chlöe Howl
Pagenschnitt, Nasenring und Sommersprossen, Hasen und Hunde mag sie auch. How cute! Obendrein hat sie Humor. Doch hinter der zuckersüßen Fassade der Chlöe Howl steckt viel Tiefgang, wie man etwa an den Lyrics von "Rumour" sehen kann. Darin geht es um ein Mädchen, das mit dem Dealer ihres Bruders durchbrennt und von ihm ein Kind bekommt. Vielleicht ist es aber auch nur ein Gerücht...
Alle ihre Songs klingen nach gelangweiltem Teenager, meint sie, und zwar deshalb, weil sie einer ist. Von Alicia Keys hat sie sich abgeschaut, wie man die Stimme einsetzen kann und singen gelernt. Als Zehnjährige hat Chlöe Howl eine Weihnachts-CD aufgenommen und Spenden für ihre Schule gesammelt. Jetzt ist sie 19 und einer der gefragtesten UK-Exports. Da kann es einem schon mal die Zehennägel aufrollen vor lauter Vorfreude.
Platz 4: The Subways
Ich war mit den Subways im Sommer auf Österreich-Tour und spätestens seit den gemeinsamen Tagen weiß ich: die Band ist urlieb. Keine Starallüren, extrem witzig und offen, mit jedem Bandmitglied möchte man befreundet sein und Pferde stehlen, oder eben im Wolfgangsee baden...
The Subways bringen auf ihren Konzerten Menschen zusammen, wie unsere FM4 Frequency Wohnzimmer Konzert-GewinnerInnen Susanne und Clemens, und wissen, was echter Fanservice bedeutet. Meiner Schwester wünschen sie alles Gute bei der Jobsuche, weil sie in ihrem Umfeld selbst schon erlebt haben, wie es ist, arbeitslos zu sein. Tagelang hat Billy mit seinem Kumpel Zeit verbracht, als dieser seinen Job verloren hat, und festgestellt, dass man auch ohne Geld Spaß haben kann:
Platz 3: HVOB
Angefangen hat alles auf Soundcloud Anfang 2012, da haben die beiden Wiener DJs Anna und Paul von Her Voice Over Boys, kurz HVOB, ihre ersten Tracks veröffentlicht. Elektronische Tanzmusik mit pastellfarbener Synthie-Färbung und Flüstergesang, zu dem sich wunderbar Erdbeerschnitzel essen lässt: Die Tunes von HVOB bringen einen in eine Wohlfühloase, einen geistigen Trance-Zustand, bei dem alles Weltliche kurzerhand unwichtig wird und die alltäglichen Probleme unangetastet in den hintersten schlecht durchbluteten Gehirnwindungen verbleiben dürfen. Teils sind die Klänge bittersüß melancholisch, die Visuals tun ihr übriges: hier geht's ans Eingemachte, direkt ins Herz.
Platz 2: Lily Allen
Lily Allen hat überraschend ihre Gigs im Herbst im deutschsprachigen Raum abgesagt. Wer die Britin also sehen will, kommt um das FM4 Frequency nicht herum. Lily Allen hat bisher nicht gerade ein an Skandalen und öffentlicher Empörung armes Leben geführt, Stichwort Schlägereien, zwölf Schulwechsel und Schulaustritt mit fünfzehn, Drogenmissbrauch, Fehlgeburten und ihr eigenwilliges Verhältnis zu Feminismus inklusive Shitstorm. It´s hard out there for a bitch!
Aber Lily Allen ist eben auch irgendwie eine Rebellin, die es bevorzugt, ihren eigenen Weg zu gehen. Gerne auch mit dem Kopf durch die Wand, scheiß drauf, was andere über sie denken. Bei aller medialer (Nicht-) Inszenierung ein bisschen "Fuck the System", und das find ich dann wieder sehr sweet.
Zusatzinfo für Superchecker: Ihr Bruder spielt Theon Graufreud in Game of Thrones. OMG:
Platz 1: Woodkid
Sein Vorsatz: Genau ein Album machen, alles hineinstecken, was ihn bewegt, ein einmaliges Happening schaffen und dann aufhören. Irgendwie nehme ich ihm das nicht ab. Unter anderem, weil nach seinem Debütalbum "The Golden Age" bereits mehrere neue Songs und Demos erschienen sind. Woodkid schafft es ja auch, aus Pharells "Happy" einen tieftraurigen Remix zu machen. Und irgendwie freut er sich wohl auch, nicht mehr der Creative Director der Musikvideos von Stars wie Lana Del Rey oder Katy Perry sein zu müssen.
Gut, Woodkids "I Love You" ist mittlerweile etwas abgehangen, die theatralischen Bläser und die Kombination aus Klassik, Pop und Yoann Lemoines tiefer Stimme kriegen mich aber immer noch. Und spätestens, wenn er seine Brooklyn-Hymne anstimmt, gibt es kein Halten mehr. My Heart belongs to Brooklyn.