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Christian Lehner Berlin

Pop, Politik und das olle Leben

6. 8. 2014 - 10:49

Weird Al Yankovic

Nach 30 Jahren Pop-Parodie endlich die Nummer 1. Wir werfen einen Blick auf die crazy Videos von Weird Al Yankovic.

Von ihm parodiert zu werden, gilt im US-Pop als Ritterschlag. Und trotzdem dauerte es über 30 Jahre, bis der Kalifornier Weird Al Yankovic den Gipfel erklimmen konnte. Sein 14. Album „Mandatory Fun“ hielt sich genau eine Woche auf der Nummer-1-Position der US-Billboard Charts. Es ist die erste Comedy-Platte seit 1965, der dieses Kunststück gelungen ist. Grund genug, den King of Parody mit einem Rückblick auf seine markantesten Videowerke zu würdigen:

My Bologna (Orignial: The Knack – My Sharona)

Die erste bekannte Videoaufzeichnung von Weird Al. Damals, im Jahr 1979, war der Wuschelkopf mit den dicken Guckis noch Architekturstudent und Host einer Comedy-Show im lokalen Collegeradio. Das Akkordeon ist bis heute sein Lieblingsinstrument geblieben. The Knack-Sänger Doug Fieger war so beistert von der Parodie, dass er Weird Al einen Plattenvertrag besorgte.

I Love Rocky Road (Original: Joan Jett – I Love Rock’n’Roll)

Sein erstes Musikvideo, die Coverversion der Joan-Jett- Coverversion „I Love Rock’n’Roll“ von der Band Arrows. Joan Jett hat das Stück 1981 mit den Blackhearts aufgenommen und in den Rock-Olymp katapultiert. Dorthin folgte Weird Al 1983 mit seinem ersten offiziellen Clip rechtzeitig zu Beginn des MTV-Zeitalters.

Eat It (Original: Michael Jackson – Beat It)

Was haben wir gelacht in der Schule! Weird Als Video-Parodie „Eat It“ (1984) war für uns faszinierender ur-amerikanischer Trash. Genauso wie die Matches der World Wrestling Federation mit Hulk Hogan, George „The Animal“ Steel und Andrew „The Giant“, die damals ebenfalls über die neuerdings kabelgespeiste Mattscheibe flimmerten. „Eat it“ ist ein einstellungsgetreuer Nachbau des Originals und bescherte Weird Al die erste Top-Twenty-Platzierung in den Single-Charts. Die Parodie stammt aus „Weird Al Yankovic in 3-D“, dem zweiten Album des Curly-Hair-Trägers. Jacko hat sich übrigens – so wie viele Stars - als Fan von Weird Al geoutet.

Like A Surgeon (Original: Madonna – Like A Virgin)

Es geht auch ohne Essen. Die Madonna-Parodie „Like A Surgeon“ war die erfolgreichste Single-Auskopplung der dritten Weird-Al-LP “Dare To Be Stupid“ (1985) und ist einfach nur hilarious. Enough said.

Dog Eat Dog (Style-Parodie Talking Heads)

Weird Al versucht sich nicht nur an Originalen, er verhunzt in sogenannten “Style Parodies” auch den Stil von Stars wie Elvis oder hier den Talking Heads. Das Album "Polka Party" (1986) gilt als einer der größten Flops in Als Karriere. Tatsächlich mutet etwa „Dog Eat Dog“ mehr wie eine Hommage mit kleinen, süffisanten Seitenhieben an (etwa den medialen Äußerungsdrang von David Byrne betreffend). Der seltene Wein im Weird-Al-Keller.

Fat (Original: Michael Jackson – Bad)

Rückkehr zur alten Form und das in XXL. Mit der Parodie zu Michael Jacksons Superhit „Bad“ gelang Weird Al 1988 der – aus heutiger Sicht politisch wohl nicht ganz korrekte – Sprung zurück ins Rampenlicht. „Fat“ gewann einen Grammy für das beste konzeptuelle Video. Fans und Kritiker hatten wieder Geschmack am Schmock gefunden.

Smells like Nirvana (Original: Nirvana – Smells Like Teen Spirit)

Möglicherweise Weird Als schärfste, aber auch beste Parodie, die selbst dem notorischen Kurti dem Vernehmen nach ein breites Grinsen entlockte sowie die Feststellung, es nun wohl „geschafft“ zu haben. „Smells like Nirvana“ ist 1992 erschienen. Auch das Cover-Foto nimmt „Nevermind“ auf die Schaufel. Wir sehen einen nackerten Al im Pool, wie er statt einem Dollarschein einem versunkenen Doughnut nachtaucht.

Amish Paradise (Original: Coolio – Gangsta’s Paradise)

Außer Prince und Paul McCartney konnten nicht viele Stars dem Lockruf des Pop-Comedians widerstehen. Obwohl er nicht müsste – Parodien fallen im US-Copyright unter Fair Use und dürfen ohne Genehmigung des Urhebers erscheinen – holt sich Weird Al in der Regel das Okay von den parodierten Künstlern. Bei Coolio kam es allerdings zu einem Missverständnis und „Amish Paradise“ (1999) kitzelte unser Zwerchfell ohne das Einverständnis des Rappers, der um die Integrität seines Welthits „Gangsta’s Paradise“ fürchtete. Ein Argument, das nun seinerseits für einige Lacher sorgte. Als sich bei Coolio in Folge keine Weltkarriere abzuzeichnen begann und die Royalty-Schecks von „Amish Paradise“ eintrudelten, wurde der laute Einwand zunehmend leiser. Ein versöhnlicher Ausklang.

Perform This Way (Original: Lady Gaga – Born This Way)

Riesen Zeitsprung jetzt: „Perform This Way“ ist 2011 als Single-Auskopplung des 13. Weird Al Albums „Alpocalypse“ erschienen. Unser „King Of Parody“, wie Al in den USA genannt wird, hat mittlerweile seinen signifikanten Oberlippenbart abrasiert und ist auch seine Brillen via Augen-OP losgeworden. Um den Release der Gaga-Parodie entspann sich ein ähnliches Approval-Hickhack wie bei Coolio. Am Ende stellte sich heraus, dass die Pop-Diva gar nichts von der Verulke wusste. Der Manager hatte Nein gesagt. Gaga tat es leid. Der Song erschien also doch noch. Weird Al drehte sein bis dahin aufwendigstes Video und spendete alle Einnahmen aus dem Verkauf des Songs für einen guten Zweck. Er hätte das aus Respekt vor der positiven Message des Gay-Rights-Songs getan, so Al via Twitter.

Foil (Original: Lorde – Royals)

Sein neues Album „Mandatory Fun“ wird vermutlich das letzte dieser Art sein, so Weird Al in Interviews. Und das, obwohl die Platte als erste seiner Karriere die No. 1 Position der US-Billboardcharts geknackt hat.

Weird Al Jankovic

RCA

Wer weiß, vielleicht hat der 54-jährige bloß den richtigen Zeitpunkt für seinen Ausstieg übernasert. Denn obwohl die Marketingstrategie, acht Tage hintereinander acht verschiedene Videos über jeweils andere Plattformen unters Volk zu bringen, ziemlich genial war und schon jetzt innerhalb der Musikbranche als PR-Superstunt à la Beyoncé gilt (#8videos8days), muss man doch feststellen, dass die Coversongs etwas handzahm geworden sind. Extrem professionell. Extrem gut choreografiert und gefilmt. Aber auch etwas glatt.

Durch den Kakao gezogen werden dieses Mal Pharrell, Miley Cyrus, die Pixies, Robin Thicke und Lorde. Oh my Lorde. Und danach die Parodistenpension. Aber die Hoffnung der Fans stirbt zuletzt. Vielleicht kommt ja doch noch was nach. In den USA wirkt der Markt ja bekanntlich Wunder. Die Nachfrage ist jedenfalls ungebrochen. Ein gewisser Homer Simpson hat das einmal so beschrieben: „He who is tired of Weird Al is tired of life.”