Erstellt am: 18. 8. 2014 - 15:01 Uhr
Fünf darf grade sein
Knappe zwanzig Jahre haben sie schon auf den Buckeln, these charming men aus der Stadt an der Spree. Lange ist es noch nicht her, da war das Musikmachen ein wunderbarer Punkrockaspekt der feierabendlichen Freizeitgestaltung.
beatsteaks
Alle FM4 Artists of the Week auf einen Blick unter fm4.orf.at/artistoftheweek
Mittlerweile sind die Beatsteaks Vollzeit im Business beheimatet und sie haben weder musikalisch noch menschlich an Glaubwürdigkeit verloren. Das neue Album legt davon Zeugnis ab. Vielschichtig und vielfältig ist es geworden, in Wahrheit auch schon neugierig machend aufs nächste, nicht wissend, wohin wohl die musikalische Reise dann gehen wird.
Das Jammern und Raunzen des Punk
Es wird sie immer geben. Die Raunzer, die den vergangenen Punkrocktagen der Band nachweinen und giftig um sich spucken, dass die Beatsteaks mit Punkrock so viel zu tun haben wie Bouletten mit Eierlikör. Stimmt im Endeffekt, und dann doch auch wieder nicht, es kommt - wie immer im Leben - auf den Standpunkt an.
Ja, sie klingen nicht (mehr) wie wilde Gitarrenwürger, die sich auf ein paar Brösel Akkorde reduzieren, dazu möglichst ins Mikro erbrechen und die handvoll Fans nicht mit irgendeiner Form von Individualität vergraulen. Das hat klarerweise seine Berechtigung, aber nicht für alle ist das der Sound ihres Lebens. Manche schlagen einen anderen Weg ein, entwickeln sich weiter und zwar so, wie es sich für sie gut anfühlt. Genau das tun die Beatsteaks.
wihel.de
Gut angefühlt hat sich auch der Titel, weil, laut Frontmann Arnim waren Albumtitel wie "Nevermind" oder "Thriller" schon vergeben. Da bleibt es dann beim Offensichtlichen: "Beatsteaks".
Man hat über die Jahre hinweg einen eigenen, wiedererkennbaren, aber immer wieder überraschenden Stil entwickelt. Vor allem das jetzige und das letzte Album, "Boombox" und "Beatsteaks", lassen ziemlich klar hören, wie gern sie über Tellerränder schauen, da und dort naschen, Elemente vermischen, aber trotzdem immer ein Augenzwinkern übrig haben für Großvater Punk.
Im Endeffekt beherrschen die Beatsteaks die große Kunst, sich selbst nicht ganz so wichtig zu nehmen, wie das die meisten anderen leider tun. Das große C steht hier nicht für Coolness, sondern für den bereits erwähnten Charme, wie man zum Beispiel im Video zur Single "Gentleman of the Year" sieht:
Muffenmonster
Beatsteaks live
Am 7. November 2014 spielen die Beatsteaks gemeinsam mit Bilderbuch ein Konzert im Wiener Gasometer.
FM4 Überraschungskonzert
Demnächst spielen die Beatsteaks auch ein FM4 Überraschungskonzert, irgendwo, irgendwann.
Der letzte Output war 2013 Muffensausen, ein fünfeinhalb-stündiges Gute-Laune-Monster bestehend aus DVDs und einer Live-CD - eine Art Überbrückung für die Wartepause bis zum neuen Album. Man wollte eine Pause einlegen, nach all dem Erfolg und endlosen Touren und auch mal Privatmensch sein. Bis auf Schlagzeuger Thomas haben alle Kinder und Familie. Selbiger hatte vor zwei Jahren, genau am Beginn der Pause, einen schweren Unfall, lag sogar auf der Intensivstation. Für einen kurzen Moment gab es den Gedankenfunken, dass die Beatsteaks nun Geschichte sind. Nur in der erprobten und gewachsenen Konstellation will die Band bestehen. Jetzt sind alle wieder fit für ihre Instrumente und mehr als willig, als Beatsteaks unterwegs zu sein.
Interessanterweise sehen die Männer das aktuelle Album über Umwege als Ergebnis dieses Unfalls: in knappen zehn Tagen ist es eingespielt worden. Man will nicht mehr unnötig herumeiern oder diskutieren, um den eigenen Standpunkt durchzubringen, wenn es auch straight und bündig möglich ist. Frei nach dem Motto: Das Leben ist zu schön, um es mit Hirnschwangerschaften zu vergeuden, weil fünf kann tatsächlich gerade sein.
Viel hat auf so einem knapp 30-minütigen Album Platz. Von Ska über Pop und Punk bis hin zu Disco tummelt sich hier alles, was den Beatsteaks Spaß macht. Mit einer Leichtigkeit präsentiert und gespielt, die ihresgleichen sucht. Momentan sind sie noch auf Festivals unterwegs, um im November dann auf eine größere Tour zu gehen. Gespannt sind sie, wie und wie gut die neuen Songs funktionieren, also für die Band selbst und fürs Publikum. Ich würde mir da an ihrer Stelle überhaupt keine Sorgen machen. Der Erfolg, die Herzen und der Beat gehören sowieso schon ihnen.