Erstellt am: 30. 7. 2014 - 14:47 Uhr
Regionale Internetsperren umgehen mit "Hola"
Mit zunehmender Tendenz wird der Datenverkehr im Internet regionalen Beschränkungen unterworfen. Für den Fußball-Fan lässt sich ein Bundesliga-Video aus dem benachbarten Bayern nicht streamen, die News aus England werden geblockt, und oft schützt sogar die Mitgliedschaft vor Ärger nicht: So werden amerikanische Netflix-User daran gehindert, den bereits bezahlten Service in Anspruch zu nehmen, nur weil sie gerade hinter der falschen Landesgrenze sind. In der Türkei wurden heuer die Websites Twitter und Youtube blockiert, in China ist seit Jahren der Zugriff auf tausende Websites wie Facebook oder Google gesperrt.
OGH bestätigt Verantwortung von Providern: Internetprovider können verpflichtet werden, den Zugriff auf Websites mit illegalen Inhalten zu sperren. Damit folgt der OGH einem Grundsatzurteil des EuGH bezüglich Urheberrechtsverletzungen im Netz.
Die meisten Regionsbeschränkungen und Netzsperren lassen sich aber einfach und ohne Kenntnisse komplizierter Netzwerk-Konfigurationen umgehen. Seit Jahren ist bei chinesischen Usern etwa ein Tool namens "Climb The Wall" beliebt. Je mehr sich Konzerne und Regierungen bemühen, den Zugriff auf das weltweite Internet künstlich zu beschränken, desto nutzerfreundlicher und populärer werden diese Werkzeuge für mehr Internet-Freiheit. Eines der bequemsten Tools, das in den letzten Monaten zunehmend Popularität in Europa erlangt hat, heißt Hola.
©Hola
Klick die Fahne
Hola ermöglicht es, durch den einfachen Klick auf eine Landesflagge den Datenverkehr umzuleiten und Sperren zu umgehen. Die Auswahl der Fahne kann sogar individuell für einzelne Anwendungen getroffen und abgespeichert werden. Was dabei im Hintergrund abläuft, bleibt für den nicht daran interessierten User unsichtbar, solange er im "simple mode" bleibt. Ein "advanced mode" erlaubt es, sich auch selbst mit den Verbindungseinstellungen auseinanderzusetzen.
Erste Anträge auf Netzsperren: Schon eine Woche nach dem Urheberrechts-Urteil des OGH fordert der Verein für Anti-Piraterie von heimischen Providern die Sperre von kinox.to, movie4k.to und piratebay.se
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Erstaunlich an Hola ist nicht nur die einfache Bedienung, sondern auch die Geschwindigkeit, mit der man sich im Internet bewegt. Während andere sogenannte VPN-Services das Netz deutlich ausbremsen, steigt die Geschwindigkeit bei der Benutzung von Hola in vielen Fällen sogar an. Das ist möglich, weil Hola ein Peer-to-Peer-Netzwerk errichtet, in dem oft genutzte Inhalte gepuffert und weitergeleitet werden. Damit funktioniert Hola umso schneller und effizienter, je mehr Menschen es benutzen. Mit dem Geschwindigkeitsgewinn reduziert es unter Umständen auch noch den Datenverbrauch.
Läuft fast überall
Hola ist für fast alle gängigen Betriebssysteme erhältlich: In Windows, Linux und OS X kann man es mit wenigen Klicks den Web-Browsern Firefox und Chrome als Erweiterung hinzufügen. Das erfolgt bei Firefox im Menü "Addons", bei Chrome im Menü "Erweiterungen". Zusätzlich gibt es für Windows auch eine direkt ausführbare Datei, die den gesamten Internetverkehr umlenkt - nicht nur den des Browsers. Somit können Regionsbeschränkungen auch im Internet Explorer oder jeder anderen Windows-Software umgangen werden.
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Im Google Play Store gibt es außerdem eine Variante der Software als Android-Applikation. Letztere läuft im Hintergrund und erlaubt es sogar, Android-Apps zu installieren, auf die man in der jeweiligen Region ansonsten keinen Zugriff hat. Nicht erhältlich ist Hola für Windows Phone, iPhone und iPad. Auf dem Mac ist Hola nicht mit dem Safari-Browser kompatibel, hier empfiehlt sich aber ohnehin die Verwendung von Firefox oder Chrome.
Hola ist werbefrei und die Benutzung ist gratis. Mit der Bezahlung eines Premium-Accounts erhöht sich allerdings die Bandbreite im Peer-to-Peer-Netzwerk und damit die Geschwindigkeit noch mehr.
Die Benutzung eines VPN-Services wie Hola empfiehlt sich auch aus Gründen der Privatsphäre. Im Normalfall lesen Firmen und Geheimdienste aus dem Verhalten im Internet Produktvorlieben, Interessen und Neigungen der User heraus und erstellen umfassende Persönlichkeitsprofile. Mit einem VPN kann man sich effektiv gegen diese Eingriffe in die Privatsphäre schützen.
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Alternativen
Der Quellcode von Hola ist nur teilweise offengelegt. Wer seinen Datenverkehr also lieber einem Open-Source-Tool anvetrauen will, ist mit Hola weniger gut beraten und sollte einen richtigen Anonymisierungsdienst wie TOR einsetzen. Bei diesem liegt der Schwerpunkt auf Transparenz des Progammcodes und Sicherheit der Übertragung - dafür ist er aber auch sehr langsam. Hola dagegen ist primär darauf ausgelegt, möglichst bequem und schnell den Zugriff auf das ganze Internet zu ermöglichen.
Damit das Peer-to-Peer-Netzwerk von Hola funktioniert, verwandelt es den eigenen Computer in einen Node, über den auch der Datenverkehr anderer User weitergeleitet wird. Wer sich damit unwohl fühlt: Die Alternative ist, sich selbst mit Proxy-Servern, DNS-Einträgen und VPN-Tunneln zu beschäftigen und ein VPN-Paket wie IPvanish zu mieten. Eine Liste von VPN-Anbietern findet sich hier. Hola ist aber hinsichtlich seiner Geschwindigkeit und Einfachheit eines der praktischsten Werkzeuge zur Umgehung von Netzsperren.