Erstellt am: 29. 7. 2014 - 15:18 Uhr
Dicking Around
Über Polizisten zu lachen, tut gut. Besonders in Zeiten wie diesen. Das Genre der Cop Comedy ist allerdings so alt wie das Kino selbst. Schon zur Stummfilmzeit sorgten die Keystone Cops für mehr Verwirrung als Sicherheit und wenn Louis de Funés (nachträglich alles Gute zum 100. Geburtstag!) seine Polizeiarbeit mit hysterischen und cholerischen Anfällen selbst sabotiert, bleibt auch heute noch kein Auge trocken: Über die unfähigen Jungs in Uniform zu lachen, das war schon immer eine gute Möglichkeit, der Staatsobrigkeit ihre Ernsthaftigkeit und damit auch ihre potenzielle Bedrohlichkeit zu nehmen.
In den Achtziger-Jahren ist es dann zu einem Hype um das Genre gekommen: der erste Police Academy-Film spielte 1984 bei Produktionskosten von 4,5 Millionen gut das Zwanzigfache an der Kinokassa wieder ein und zog insgesamt sechs weniger erfolgreiche Fortsetzungen nach sich. Einige Jahre später machte sich Leslie Nielsen als Lt. Frank Drebin in Die nackte Kanone an seinen ersten Fall und eroberte dabei das Publikum im Sturm.
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Wer in den Achtziger-Jahren einen Dude Crush hatte, hatte vermutlich auch irgendwann mal ein Richard Grieco-Poster an der Jugendzimmerwand hängen. Retrospektiv etwas unerklärlich, macht aber nix. Grieco, der sich selbst gerne als eine Art James Dean der Achtziger-Jahre vermarktet und inszeniert hat, war neben Johnny Depp Hauptdarsteller in der Kultserie 21 Jump Street, rund um eine Gruppe von Rookie Cops, die undercover ermitteln müssen.
Phil Lord und Christopher Miller, die Regisseure des diesjährigen Animationsfilmwunders The LEGO Movie, haben der Serie mit 21 Jump Street (2011) ein Reboot verpasst, das nicht nur Retro-Charme versprühte, sondern das Genre der Cop-Komödie auch subversiv unterwandert hat. In 22 Jump Street spinnen sie diese Erfolgsformel weiter.
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Morton (Jonah Hill) und Greg (Channing Tatum) müssen erneut undercover ermitteln, diesmal allerdings nicht an einer High School, sondern an der Uni, denn, wie der grantige Captain Dixon (fantastisch: Ice Cube) feststellt: You look like you're about fifty!
Ansonsten ist allerdings alles gleich geblieben: sogar der Fall – eine neue Droge zieht unter Studenten ihre Kreise – ist bis auf Details derselbe wie im ersten Film. Ein Umstand, den Phil Lord und Christopher Miller als Meta-Schmäh in ihren Film einbauen, etwa wenn Dixon immer wieder darauf hinweist, dass ihn der neue Einsatz viel mehr kostet als der Alte - Das Budget von 22 Jump Street ist tatsächlich ein rundes Drittel höher als das von 21 Jump Street.
Mangelnde Originalität sollte man Komödien allerdings ohnehin nicht zum Vorwurf machen: wie im Artverwandten Low-Brow-Genre des Slashers stellen Figuren und Stories ohnehin nur die grundlegende Architektur bereit, die dann die Money Shots, hier eben die Gags, beherbergt.
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Und die meisten der Schmähs sitzen. Das nicht zuletzt, weil die Chemie zwischen Channing Tatum und Jonah Hill stimmt. Die Bromance aus dem ersten Film erweitern Lord und Miller in 22 Jump Street gleich zur gay romance. Am College wird die Beziehung zwischen Morton und Greg einer Belastungsprobe unterzogen: Während Channing Tatum in seiner ganzen Dudeness gleich mächtig Eindruck schindet bei Footballern und Frat Boys und BFF vom blonden Jock Zook wird, bleibt der dickliche Jonah Hill ein Außenseiter. Jedenfalls bis er die Kunststudentin Maya kennen lernt. Die Trennung auf Zeit geht allerdings beiden Männern mächtig an die Nieren – bis sie irgendwann sogar beim College Counselor sitzen, um ihre Partnerschaft zu retten.
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Phil Lord und Christopher Miller machen auch bei 22 Jump Street wieder alles richtig. Wer sich nicht daran stört, dass einem in Essenz dieselbe Geschichte wie von vor zwei Jahren erzählt wird und dass einige Schmähs angemessen pubertär sind, wird damit jedenfalls seine Freude haben. Gerade weil die Regisseure dutzende dezent-subversive Unterböden in ihre so brachial um die Ecke ratternde Komödie eingezogen haben, lohnt sich der Kinobesuch.