Erstellt am: 25. 7. 2014 - 21:21 Uhr
The daily Blumenau. Friday Edition, 25-07-14.
The daily blumenau hat seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Über das europäische Weiterkommen von Grödig und St. Pölten, die Auslandsösterreicher in Euro- und Champions League und das EM-Semifinale der U19. Mit Exkursen zur Infrastruktur-Problematik und 16er-Liga
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Wenn man sich den Kader von Bundesligist Grödig und Erstligist St.Pölten genauer ansieht, und die aktuelle Relevanz der beiden Euro-League-Quali-Gegner von gestern Abend ins Kalkül zieht, dann ist der Unterschied mit bloßem Auge kaum messbar. Und die mittlerweile von Hinz und Kunz geforderte Veränderung der Liga-Situation (die von der redundanten 10er- zur abwechslungsreichen 16er-Liga switchen soll) nur allzu folgerichtig.
Der wirklich eklatante Bruch zwischen dem neureichen Aufsteigere Grödig und den alteingessessenen Sankt-Pöltnern ist die Infrastruktur: Die einen sitzen auf einer Parodie von Sportplatz (und müssen sich deshalb in Salzburg vor ein paar hundert Getreuen abstrudeln), während die anderen in ein kleines aber feines Stadion investiert haben.
Wenn die neuen Vorschriften der Bundesliga, für deren Erstellung der bewegungsschwache heimische Fußball Jahre benötigte, für deren Einhaltung bzw deren Umgehung noch Jahre gearbeitet werden muss, einmal wirklich greifen, so in zwei bis fünf Jahren also, ist der Schritt zum international halbwegs ernstzunehmenden Spitzen-Fußball in diesem Land vollzogen.
Denn es sind nicht die Big Names wie Salzburg, Rapid oder Austria (also die, die in den letzten Jahren internationale Achtungserfolge einfahren konnten), sondern der Mittelbau, die zweite Garde, deren Qualität und Stabilität ein Gesamt-Niveau definiert. Die großen Klubs kaufen weiter den kleineren die Talente weg, die kleineren hingegen holen sie aus den (zu den Großklubs gehörenden, aber von denen noch zu wenig beachteten) Akademien und bauen sie auf. Bei Grödig sind 16 der 22 für die Euro-League gemeldeten unter 25, bei St. Pölten 17 von 24.
Dass beide Vereine damit in den heimischen Top 16 reüssieren können, war klar - jetzt haben Mittelklasse-Gegner aus Serbien und Bulgarien belegt, dass es auch reicht, sie zu besiegen. Noch vor ein paar Saisonen musste man große Angst haben, wenn ein Verein wie Botev gegen Rapid oder die Austria gelost wurde. Durch die vernünftige Nachwuchs-Arbeit (und besser gewordene Trainer) hat der Mittelbau nun oben angedockt. Und kann jetzt, da Begriffe wie Gegenpressing oder Umschaltspiel nicht mehr Fremdworte aus großen unerreichbaren Ligen sind, mit unaufgeregten Spielsystemen, originellen Varianten (Gagers 5-3-2 war ebenso wie Baumgartners offensives 4-1-5 echt à la bonne heure...) und der durch die Akademie-Jungs gestiegenen technischen Qualität punkten.
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Genau diese Entwicklung schlägt sich auch bei den Nachwuchs-Mannschaften nieder. Ich hab' die U19 ja bereits vor dem Einzug ins EM-Halbfinale vor den Vorhang geholt - inkl. Andreas Heraf - und wer sich heute abend das wenig bedeutungsvolle Spiel um den Gruppensieg gegen Portugal angesehen hat, der konnte dort dieselben Mechanismen erkennen: unerschrockenes Pressing, selbstbewusste Kombinationen, Wissen um die Möglichkeiten, ein Spiel lesen, strukturieren und kontrollieren zu können. Es sind prächtig ausgebildete junge Spieler, die aus den Akademien in die Nachwuchsabteilungen ausländischer Klubs kommen, schon in die Bundesliga schnuppern dürfen oder den Umweg über die Lieferings und Horns nehmen, und denen man auch in punkto Taktik, Motivation und Individualtraining nicht mehr viel erklären muss.
Im Halbfinale wartet nun Deutschland; das wird hochinteressant - denn die haben nicht die Klasse der Großen, während sich das A-Team des ÖFB in einiger Hinsicht was von der attitude der U19 abschauen könnte. Und gegen Portugal, das vielleicht beste Team des Turniers hatte die ÖFB-Auswahl jeweils zu Beginn der Halbzeiten alles unter Kontrolle, war erstaunlicherweise sogar die spielbestimmende Mannschaft.
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Zwei Quali-Runden sind jetzt gespielt in Europa und Champions-League. Salzburg und Rapid greifen erst ein, Grödig und St.Pölten sind weiter dabei. Und eine Menge anderer Österreicher sind oder waren das auch. Es ist nämlich kein Stigma mehr für einen jungen Kicker in ein nicht ganz so glamouröses Fußball-Ausland zu gehen - und dass der Prohaska-Opa das nicht leiwand findet, ist zurecht vielen sehr scheißegal.
Ich hab da ein kleines Stück Datenjournalismus und eine Auflistung jener Österreicher, die von für Europa qualifizierten Vereinen gemeldet wurden und aktiv waren. Und nebenbei auch ein paar andere alte Bekannte gefunden.
Die meisten Champions-League-Spiele hat Toni Tipuric, vormals Austria Lustenau, absolviert: vier. Leider ist sein Verein, der estnische Meister FC Levadia Tallinn, schon ausgeschieden.
Noch dabei sind Markus Heikkinen mit HJK Helsinki, Dare Vrsic von NK Maribor, Petar Skuletic von Partizan Belgrad und David Lafata mit Sparta Prag, alles ehemalige Legionäre. Und auch František Straka, Coach von Slovan Bratislava, ist noch dabei, und er hat Nicolas Gorosito, den Sohn des großen Pipo im Kader.
In der Euro-League sind für Grödig 17 und für St.Pölten 20 Österreicher im Einsatz.
Andere Österreicher sind bereits draußen: der FC Vaduz aus Liechtenstein, der heuer wieder in der obestern Schweizer Spielklasse unterwegs ist, etwa schied gegen Ruch Chorzow aus. Mario Sara ist ohnehin langfristig verletzt, aber Manuel Sutter war vier Spiele lang dabei - und Ex-WACler Michele Poverino zwei.
Eine negative Überraschung ist der frühe Aus des FC Luzern, der mit Jakob Jantscher ja einen Teamkaderspieler und mit Kara Rogulj einen Ex-Austrianer in seinen Reihen hat, gegen die Schotten von St Johnstone. Der junge Stürmer Luca Sliskovic, auch einer aus dem erweiterten U19-Kader, ist zwar im A-Kader von Luzern, war aber nicht EL-gelistet.
Auch die andere negative Sensation betraf einen Österreicher: Yasin Pehlivan saß zwar nur auf der Bank, sein Bursaspor scheiterte aber im Elferschießen am georgischen No-Name Chikhura.
Immerhin gegen einen starken Gegner musste der Ferencváros TC mit Ex-Austrianer Emir Dilaver, den Coach Thomas Doll drei der vier EC-Spiele bestreiten liess, die Segel streichen - nämlich gegen Rijeka (dazu später mehr).
Gleich in Runde 1 hat es den FK Shkëndija aus Mazedonien und damit auch Stürmer Mensur Kurtisi erwischt.
Auch schon draußen sind ein paar alte Bekannte: der Georgier Ilia Kandelaki (Ex-Sturm) mit dem FC Sioni, Trainer Vitalijs Astafjevs (Ex-Austria) mit dem lettischen Vertreter FK Jelgava, Goce Sedloski (Ex-Mattersburg) mit dem FK Turnovo (Mazedonien). Und Rudar Velenje aus Slowenien, die auch dank Christian Bubalovic (nun beim KSV) soweit gekommen sind.
In die dritte Runde aufgestiegen sind aber auch ein paar: Ex-Austrianer Marin Leovac etwa mit den bereits erwähnten HNK Rijeka, das von Ex-GAKLer Matjas Kek trainiert wird und in der Meldeliste immer noch den mittlerweile zu Sturm gewechselten Josip Tadić führt. Und Sandro Gotal, Ex-WAC, der mit den kroatischen Kollegen von Hajduk Split zwei erfolgreiche Matches absolvieren konnte.
Oder Mihret Topcagic, der bereits vier Spiele für den FC Shakhter Karagandy aus Kasachstan in den Beinen hat, und dort Kollege vom Ex-Salzburger Nikola Pokrivač ist. Auch in Runde 3: der austrotschechische Jungtorhüter Hidajet Hankić von Mladá Boleslav.
Und natürlich einer, der schon in der Vorsaison kurz in die K.O.-Phase der Euro-League hineinschnuppern konnte: Martin Pusic, der bei Salzburgs dänischem Gruppengegner Esbjerg fB seit dem Winter eine gute Figur macht.
Darko Jevtic, der vom FC Basel nach Innsbruck jetzt zu Lech Poznan verliehen wurde, ist ebenso eine Runde weiter wie Ex-Rapidler Mate Bilic mit RNK Split. Und beim Stöbern sind mir ein paar Naumoskis und ein paar Idrizajs untergekommen, es war aber keine Verwandtschaft feststellbar.
Runde 3 startet am 29. Juli und wird eine ganze Latte von besseren Mannschaften mit noch mehr Österreichern bringen. Liste folgt.