Erstellt am: 26. 7. 2014 - 12:59 Uhr
Flimmern
80.000 Menschen suchen in Österreich online Partner oder Partnerinnen. So ziemlich alle Menschen, die ich kenne, lügen bei Tinder übrigens in Bezug auf ihr Alter. Seit 2002 ist der Online-Dating-Markt kontinuierlich gewachsen, aktuell herrscht aber Sorge bei den digitalen Kupplern. Es konnten zwar neue Zielgruppen erschlossen werden, aber der Pro-Kopf-Umsatz ging aber 2013 und 2014 zurück.
Bonobos sind kleine Affen die - ohne digitale Vermittlung - soziale Konflikte, aber auch den Fluch der Langeweile, durch Sex lösen. Geschlecht, Alter, soziale Hierachien sind ihnen dabei egal. 75 Prozent der sexuellen Kontakte haben bei den Bobobos nichts mit Reproduktion zu tun. Wenn mir jemand jemals einen heterosexuellen Reprouktionszusammenhang als das einzig Wahre und „Natürliche“ verkaufen will: ein kleiner Fingerzeig in Richtung Bonobos! Und aufgrund von Fingerzeigen tauchen die Bonobos heute hier auch auf. Forscherinnen haben herausgefunden, dass sie ihren Sex mit komplexen, menschenähnlichen Gesten einleiten. Sie setzen Handzeichen und Mimik, absichtlich und mit einer symbolischen Bedeutung ein, außerdem beziehen sich ihre Gesten auf einen bestimmten Ort und einen bestimmten Partner.
Die symbolische, assoziative Bedeutungsebene verhalf nach einem Ikea-Stofftier jetzt auch einer 22 Meter großen, gelben, aufblasbaren Krötenskulptur von China ausgehend zu Weltbekanntheit. Die Kröte ist in China eigentlich ein oft auftauchendes Glückssymbol. Nachdem die Aufstellung von besagter Aufblaskröte einen digitalen Sturm des Amüsements auslöste, weil sie dem ehemaligen chinesischen Minsterpräsidenten Jiang Zemin angeblich sehr ähnlich sieht, verschwanden alle Bilder der Kröte aus der amtlichen Nachrichtenagentur und von den Seiten großer chinesischer Internetportale.
APA/EPA/ROLEX DELA PENA
Verschwinden werden Ende Juli auch Gedenktafeln, die an den Naziterror in Graz erinnern. Die Entfernung der Installationen des Erinnerungsprojekts 63 Jahre danach von Jochen Gerz erfolgt auf Betreiben des Grazer FPÖ-Chefs Mario Eustacchio, der " nur nach formalen Kriterien" handelnd, durch das ihm unterstehende Straßenamt einen Abrissbscheid erlassen hat. Bedenklich, wenn das einem rechten Politiker unterstehende Straßenamt über Kunst und Erinnerungskultur im öffentlichen Raum entscheidet.
APA/INSTITUT FÜR KUNST IM ÖFFENT
A propos öffentlicher Raum: Der Torre de David in Caracas ist ein vertikaler Slum, sagen die einen. Andere beschreiben das nicht fertig gebaute und von Anhängerinnen von Hugo Chavez 2007 besetzte Hochhaus als realsozialistisches Experiment.
AP/Fernando Llano
Wohnungen sind Mangelware in Caracas, um die vier Millionen davon fehlen. 1.156 Familen haben ein Zuhause in der informellen vertikalen Community gefunden. Im Torre de David gibt es eine autonom entstandene Infrastruktur, Geschäfte, Bars, Handwerksbetriebe, Internetshops, Selbstversorgergärten, Sporteinrichtungen und was man so zum Leben braucht. Die Bewohnerinnen zogen auch selbst Strom- und Wasserleitungen ein. Die Biennale von Venedig prämierte 2012 diese Eigeninitiative. Der Torre de David soll nun geräumt werden und die Familien werden in staatliche, kontrollierte Wohnanlagen umgesiedelt.