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Robert Zikmund

Wirtschaft und Politik

24. 7. 2014 - 13:45

Antisemitischer Eklat am Fußballfeld

In Bischofshofen stürmten gestern etwa 20 Menschen das Spielfeld und attackierten Spieler des israelischen Vereins Maccabi Haifa.

Etwa 20 Menschen stürmten das Spielfeld und attackierten Spieler des israelischen Vereins, die Polizei musste einschreiten – mittlerweile ist auch der Verfassungsschutz eingeschaltet und Außenminister Sebastian Kurz verurteilte die tätlichen Angriffe auf die Spieler von Maccabi Haifa.

Ich habe heute Mittag mit Oskar Deutsch, Präsident der Israelitischen Kultusgemeinde, gesprochen und ihn gefragt, welche Reaktion diese antisemitischen Ausschreitungen in der jüdischen Gemeinde auslösen.

Robert Zikmund: So massiv feindselige Ausschreitungen gegen Juden hat man ja in Österreich zum Glück schon länger nicht gesehen. Wie war da Ihre erste Reaktion, als Sie davon Kenntnis erlangten?“

Oskar Deutsch: Ich glaube nicht, dass das etwas ist, was hier erstmalig ist. Wenn wir uns vergewissern, dass letzten Samstag und Sonntag Demonstrationen in Innsbruck und in Wien stattgefunden haben, wo wirklich aufs Ärgste antisemitisch vorgegangen wurde, 'Tod den Juden, Tod Israel!' gerufen wurde, wo es auch Hakenkreuze bei den Demonstrationen gab, dann ist das quasi eine Folge davon. Ich bin natürlich überrascht, dass das jetzt bei einem Fußball-Match stattgefunden hat, aber vom Prinzip her ist das leider zur Zeit die Tendenz. Bei uns in Österreich und in ganz Europa.

Wen würden Sie denn dafür verantwortlich machen? Organisator dieser Demos war die UETD, diese Erdogan-nahe türkische Organisation in Europa. Finden Sie, dass die eine Mitschuld tragen? Oder wen würden Sie denn da sonst in der Verantwortung sehen?

Ich glaube, dass die Demonstranten in vielen, vielen Vereinen untergekommen sind. Und es sind die Verantwortlichen dieser Vereine, die dafür zu sorgen haben, dass die Demonstrationen zwar stattfinden können, aber dass es da irgendwo eine rote Linie gibt, die nicht überschritten werden sollte.

Zum Beispiel beschuldigt der grüne Abgeordnete
Efgani Dönmez, der ja auch selbst kurdisch-türkische Wurzeln hat, da auch ein bisschen, dass man zuwenig hinschaut bei der Integration. Sehen Sie da auch ein Problem, das durch Migration größer wird?

Also ich glaube nicht, dass da jetzt grundsätzlich die Integration in Frage gestellt werden soll. Wie gesagt, ich bin dafür, dass demonstriert werden kann, aber sehr wohl muss den Leuten, den Demosntranten klar gemacht werden, wo die rote Linie ist, wo die Grenzen sind.

Wir sehen das ja leider nicht nur in Österreich, sondern auch in Paris oder Antwerpen und vielen anderen Städten. Liegt das jetzt auch am wieder neu aufgekochten Konflikt oder beobachten Sie diese Tendenzen schon länger?

Die Tendenz gibt es schon länger. Aber natürlich ist das aufgrund des Krieges, der jetzt stattfindet, jetzt heraus gekommen. Und gerade auch da zeigt sich die menschliche Größe, indem man eben demonstriert, aber weiß, wie weit man gehen kann.

Wie will sich denn die Community jetzt verstärkt schützen? Gibt es da schon Überlegungen?

Also die Community, die jüdische Gemeinde arbeitet da stark mit dem Innenministerium zusammen. Unsere Institutionen werden und sind geschützt, und ich hoffe und appelliere an alle, die diese Demonstrationen organisieren, dass sie wirklich wissen, wo die Grenzen sind, dass Antisemitismus dort nichts zu tun hat, dass dieses Friedensprojekt Europäische Union auch weiterhin als das gesehen werden kann.