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Andreas Gstettner-Brugger

Vertieft sich gern in elektronische Popmusik, Indiegeschrammel, gute Bücher und österreichische Musik.

20. 8. 2014 - 12:30

Zwischen Elfenbein und Surfbrett

Neue Musikvideos aus Österreich von Olympique, Dust Covered Carpet, Mile Me Deaf und Beach Girls And The Monster.

Die heiße Phase kommt erst. Nicht aus meteorologischer Sicht. Auch wenn die Tage schon wieder kürzer werden und die Temperaturen sinken, bahnt sich die Hitze der Flut neuer Veröffentlichungen schon an. September und Oktober, zwei Monate Hochsaison für Musikreleases, stehen vor der Türe und mit ihnen neue Alben und Songs. Und doch gibt es diesmal auch zwei Stücke, die uns an den Klang des Sommers erinnern und daran, dass der Herbst ruhig noch ein bisschen warten kann. Aus meteorologischer Sicht, versteht sich.

Olympique - "Ivory"

Es ist der mittlerweile dritte Videovorbote für das Debüt der Salzburger Olympique. Noch bevor sie auf der FM4 Frequency Bühne gestanden sind, haben sie die zweite Single des Albums "Crystal Palace", das im Herbst erscheinen wird, ins Rennen geschickt. "Ivory", eine dunkle, schwere Ballade, die sich gegen Ende noch zu einem schwungvollen Indiesong aufrappelt.

Visuell ist die Umsetzung von Regisseur Bernhard Kaufmann sehr reduziert und ganz in Schwarz-Weiß gehalten. Dabei wird hier auf die gesundheitspolitische Korrektheit gepfiffen, schließlich bildet der Rauch fast schon den Hauptcharakter des Videos. Auch eher selten zu sehen, dass der Songtext während des Songs komplett eingeblendet wird. Was in manchen Fällen wie ein verunglücktes Karaoke-Video wirken kann, ist im Fall von Olympique ein sehr schönes Stilelement geworden, dass einem mehr Zugang zur Nummer ermöglicht. Stimmungsvoll und sofort einnehmend ist "Ivory" ein weiterer wunderbarer Song, der uns das Warten auf "Crystal Palace" verkürzt.

Dust Covered Carpet - "Grey Formations"

Es wird den schönen Titel "Pale Noise" tragen und am 3. September bei Siluh Records erscheinen: das neue Album von Dust Covered Carpet. Insider, die das Album schon vorab gehört haben, kommen aus dem Schwärmen gar nicht mehr heraus. Der Titel "Grey Formation" gibt schon mal einen Eindruck auf das, was auf uns zukommen wird. Leichte, flockige Melodien, treibendes Schlagzeug und die nötige Portion Eigenwilligkeit, die man benötigt, um auch als eigenständige Band wahrgenommen zu werden.

"Grey Formations" spielt einerseits mit einer gewissen elektronischen Soundästhetik der 1980er, andererseits ist eine Nähe zu der Dringlichkeit und emotionalen Färbung von Bands wie Arcade Fire herauszuhören. Filmisch umgesetzt hat Philipp Forthuber die Nummer mit einer Lo-Fi-Ästhetik, die an schlecht kopierte VHS-Kassetten erinnert, mit denen man sich die ersten MTV-Musikvideos aufgenommen hat. Und doch erzeugt gerade diese grün-violette Überblendung gemischt mit dem Klang der Band eine ganz eigene Atmosphäre, die Lust auf mehr macht und die Spannung zur Albumveröffentlichung steigert.

Mile Me Deaf - "War Bonding"

Schon ein bisschen länger Zurück liegt die Veröffentlichung des neuen Mile Me Deaf-Videos. Für "War Bonding", eine Nummer, mit der Wolfgang Möstl seinen Ruf als österreichischer Stephen Malkmus erneut bestätigt, hat der musikalische Wunderwuzzi auch visuell selbst Hand angelegt.

Auch in dem liebevoll montieren Filmchen erinnert alles an die glorreiche Zeit der Indiemusik in den 1990ern. Assoziativ darf hier mit Zeitungsausschnitten, alten Fotos und ländlichen Verortungen gespielt werden, die musikalische Bombe, die sich Wolfgang Möstl als Mile Me Deaf aufgebaut hat, ist ja schon längst geplatzt. Und doch hat sie noch heute nichts von ihrer enormen Druckwelle an Musikeuphorie verloren.

Beach Girls and the Monster - "Butcher From The Surf"

Zum Träumen von Sonne, Strand und den perfekten Surfwellen laden uns die Beach Girls and the Monster ein. Überhaupt scheint der Song "Butcher From The Surf" die ideale Nummer zu sein, mit der die Band sich hier vorstellt. Beheimatet auf dem steirischen Label KIM Records spielt das Quartett vom Donau Kanal & Salzachdelta geschmeidigen Lo-Fi-Surf-Pop der locker beschwingten Sorte. Dabei liefern gerade die mehrstimmigen Vocals den herrlichen Twist, damit hier nicht das glattbügelnde Popmonster mit der Band durchgeht.

Das Video von Theresa Adamski wiederum setzt auf pastellige Farbtönen, die auch mal ins Neon gehen dürfen. Die nette Geschichte unterstreicht die charmante Nummer mit Ohrwurmcharakter. Hoffentlich bekommen wir bald mehr von den Girls und ihrem Monster zu hören und zu sehen.