Erstellt am: 21. 7. 2014 - 15:24 Uhr
The daily Blumenau. Monday Edition, 21-07-14.
The daily blumenau hat seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst.
Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Überraschung! Keine Beschwerde über den abrupten Übergang von WM-Euphorie samt -Kater in eine viel zu schnell am Kalender stehende Meisterschaft: der bizarre Europacup-Kalender gibt das Tempo ja mit vor. Und etwa mitanzusehen wie eine Mannschaft wie Celtic Glasgow, die sich weit vor ihrem Meisterschafts-Start befindet, aber sich bereits in Europa bewähren muss, zwischen Wien, Reykjavik und Dresden herumwurstelt um einen Rhythmus hinzukriegen, macht diesen eigentlich lächerlichen Juli-Frühstart dann wieder sinnhaft.
Aussagekräftig ist keine einzige (wenn auch noch so ambitionierte Vorschau. Denn das noch wochenlang sperrangelweit offene Transferfenster erlaubt ellenlange Nachbesserungen. Alles was sich nach der 1. Runde von der nunmehr vom einem Wettbüro gesponserten Bundesliga und der nunmehr auch gleich vom Host-Broadcaster Sky gesponserten (da wird sicher massig Kohle fließen...) 1. Liga sagen lässt, sind Momentaufnahmen.
Und die erzählen im Jahr 1 nach Roger Schmidt und im Jahr 2 nach Stöger, dass die Coaches ihre Arbeit aufmerksam studiert und ihre Lehren gezogen haben. Und teilweise auch schlau genug sind, sich als etwas anderes zu verkaufen.
Gerald Baumgartner etwa spielt exakt dasselbe auch als 4-2-3-1 lesbare 4-3-3-System wie seine Vorgänger und verkauft es den (taktisch immer noch hinterm Mond lebenden) Mainstream-Medien (die On-Kollegen haben's durchschaut...) - als "neu".
Oliver Glasner, Schmidts Ex-Assistent, der neue bei Ried, hat sich ebenso wie die Mehrzahl seiner Kollegen in der obersten Spielklasse mit diesem System (das wegen seiner hybriden Verwendbarkeit auch so leicht umzustellen ist, egal ob 4-2-3-1, 4-4-1-1, 4-3-3...) arrangiert, auch weil bis auf Salzburg niemand über zwei Stürmer von hoher Klasse verfügt, die auch noch zurückarbeiten können. In der Sky-Liga ist die Tendenz noch eindeutiger: nur 4-2-3-1/4-3-3 respectivly.
Oben scheren nur zwei aus: Damir Canadi, der mit Altach die Narrenfreiheit des Aufsteigers hat und sich der schlechten Gegnerbeobachtung der Kontrahenten zumindest 9 Runden lang sicher sein kann, lässt ein echtes 4-1-4-1 spielen. Und Heimo Pfeifenberger hat sich tatsächlich von der WM und einigen erfolgreichen Teilnehmern beeindrucken lassen und spielt mit einer Dreier/Fünfer-Abwehr (je nach Sichtweise) und defensiv mit einem 5-3-2. Ersteres funktionierte gleich recht anschaulich, zweiteres griff noch nicht so recht.
Die lustigste Entwicklung hat Darko Milanics Sturm Graz genommen. Nachdem eine Saison lang von internen und externen Schönfärbern die nicht funktionierende Doppelsechs von Hadzic-Offenbacher trutzig zum tollen und ausbaufähigen Zukunftsmodell erklärt wurde, spielt jetzt Piesinger neben Hadzic und Offenbacher (so wie von allen mit fußballerischem Resthirn gefordert) davor.
Dass Sturm trotzdem gute Chancen hat oben mitzumischen, liegt in der Schwäche der Konkurrenz- Rapid und Austria haben merklich an Klasse verloren. Bei den nunmehr Hanappi-abstinenten Hütteldorfern sind es weniger die Verluste in der Offensive, die Sorgen machen. Offensiv an den Flanken ist man gut besetzt, und auch der sich unendlich überschätzende Stürmer Boyd, der in Leipzig schon nach dem ersten Testspiel verkackt hat wird nicht fehlen: viel schlimmer wiegt der Abgang von Christopher Trimmel, der nicht ersetzt werden konnte. Schon die matte Partie gegen ein müdes Celtic (die in der praktisch selben Aufstellung in Reykjavik ebenso mühevoll siegten, es war ein schrecklich anzusehender Auftritt...) hätte Warnung sein müssen - die fünf Tore Unterschied im Saison-Eröffnungsspiel zeigten dann wieviel zwischen Salzburg und den anderen wieder liegen wird.
Und so läuft aktuell alles auf ein 1-7-2 hinaus. Vorneweg Salzburg, dahinter ein dichter Pulk aus dem wohl nur Neustadt und die Admira ein wenig abfallen werden.
Liga 2 sieht einem 6-1-3 entgegen, mit vielen Aufstiegsanwärtern, den sakrosankten, wieder einmal eindrücklichen Talenten von Red Bull Liefering und FAC, Hartberg und Horn hintendran. Die Horner sind heute abend (ebenso wie EC-Starter St.Pölten) im Liga-Ersteinsatz.
Und auch wenn sich der vom Wettsponsor gestellte Meisterschafts-Ankicker Oliver Kahn ein wenig gar despektierlich zum Qualitätslevel äußerte - die beiden Profi-Ligen sind in zumindest einer Hinsicht total auf Kurs: sie exportieren.
Erstmals auch wirklich.
Im Windschatten der WM (und auch davor) wagten so viele Spieler wie nie den Sprung ins Ausland: Robert Zulj, Klein, Hierländer, Sabitzer, Burgstaller, Trimmel, Hosiner, Okotie, Dilaver, Kaufmann, Gartler, Lucic, Gotal, Falk, Hinterseer, Vucur, Schlager, Dober Tosun, Obernosterer, Spiridonovic, Karatay, Harun Sulimani und andere mehr gingen nach Deutschland, Ungarn, England, Frankreich, Italien, Kroatien, die Türkei, Zypern oder die Schweiz.
Das ist der längst überfällige Schritt in die europäische Normalität, ein wichtiger Schlag gegen die Hosenschisserei der alt-autochthonen Scheinexperten. Das gibt Hoffnung für den nächsten, ebenso überfälligen Schritt zur Gesundung des österreichischen Fußballs.