Standort: fm4.ORF.at / Meldung: "Demo in Wien, Krieg in Gaza"

Ali Cem Deniz

Das Alltagsmikroskop

21. 7. 2014 - 14:50

Demo in Wien, Krieg in Gaza

Der Gaza-Krieg wird blutiger und der Ruf nach einem Endes des Konflikts lauter. Auch in Wien.

Es ist Sonntag, es ist heiß und Wien ist mehr eine Geisterstadt, als eine Metropole. Wären da nicht die Touristen und die Demonstranten, die sich zu tausenden am Westbahnhof versammelt haben. Die meisten von ihnen suchen zunächst Zuflucht in den schattigen Gassen. Dann geht es los mit der Demo und die Menschenmasse zieht langsam durch die enge Kaiserstraße. Zum Protestmarsch hatte die „Union Europäisch-Türkischer Demokraten“ aufgerufen, gekommen ist letztendlich ein bunter Haufen aus pro-palästinensischen, muslimischen und linken Gruppen.

Demonatration gegen die Offensive im Gaza-Streifen in Wien

APA/HERBERT P. OCZERET

Für Palästina

Es sind mehr Menschen gekommen als erwartet. Laut Polizei 11.000, die Veranstalter sprechen von 30.000 Teilnehmern. Die Wahrheit liegt wieder mal irgendwo in der Mitte. Die Demonstranten trotzen dem Sonnenlicht und der extremen Hitze. Viele der muslimischen Teilnehmer fasten und marschieren trotzdem mit. An den Straßenrändern und Seitengassen sieht man Gruppen von erschöpften älteren Männern, die immer wieder kurze Pausen machen.

Entgegen vieler Befürchtungen ist die Stimmung der Demo nicht angeheizt. Als an einem Fenster eine amerikanische Flagge gehisst wird, gibt’s Pfiffe und Buhrufe. Für Palästinaflaggen gibt es hingegen Applaus. Nur am Rand gibt es kleinere Wortgefechte. Ein Anti-Deutscher ist aufgetaucht, um über die Raketen der Hamas zu diskutieren. Doch davon will hier niemand was hören. Eine jüdisch-amerikanische Aktivistin stellt sich der Diskussion. Die unerwartete Gegnerin macht ihm die Argumentation schwer und bald zieht er sich zurück. Insgesamt bleibt die Demo friedlich.

Blutiger Sonntag

Während am heißen Nachmittag die Menschen in Wien marschieren, wird am Gaza-Streifen gekämpft. Die Bodenoffensive konzentriert sich nicht, wie angekündigt, auf die Zerstörung der Tunnel. Mittlerweile wird in den Straßen gekämpft und die Gefechte werden immer blutiger. Mehr als 100 Palästinenser und 13 israelische Soldaten verlieren am blutigsten Tag seit Beginn der Gaza-Offensive ihr Leben.

Für viele der Demonstranten in Wien ist dieser Konflikt unfair und asymmetrisch. Sie können nicht verstehen, wieso dieser Konflikt das Leben so vieler ZivilistInnen kostet. „Wir sind nicht gegen die Existenz Israels, aber wir wollen auch, dass Palästina existieren kann.“ erzählt ein Demonstrant.

Demonatration gegen die Offensive im Gaza-Streifen in Wien

APA/HERBERT P. OCZERET

Der digitale Kampf

Die sozialen Medien spielen dieses Mal eine größere Rolle als bei der letzten Gaza-Offensive von 2009. Dieses Mal berichten die Menschen aus dem Gaza-Streifen und auch Israel persönlich über die Ereignisse. Viele beklagen die Einseitigkeit klassischer Medien und holen Informationen über den Konflikt aus dem Internet.
Gleichzeitig findet in den sozialen Netzwerken ein erbitterter Propagandakrieg statt zwischen unterschiedlichen Gruppen statt. Die Diskussionen sind teilweise voll mit anti-semitischen und islamophoben Slogans.

Letzendlich leiden auch die sozialen Medien, wie die klassischen Medien, unter ihren speziellen Schwächen. Ob die Geschichten, Bilder und Videos die Wirklichkeit widerspiegeln, lässt sich kaum überprüfen. Auch hier sollte man deshalb die Berichterstattung kritisch sehen. Dennoch zeigte sich bei der Demo in Wien und anderen Städten weltweit, dass die Berichte der Graswurzeljournalisten über die sozialen Netzwerke eine neue Dimension in die öffentliche Wahrnehmung dieses alten Konfliktes bringen.

Ein heikles Thema, auch für die Journalisten

In den klassischen Medien bleibt der Nahost-Konflikt ein heikles Thema. Von Syrien bis Ukraine gibt es weltweit viele Krisengebiete, doch die Debatten um die Rolle der Medien sind immer ein Stück intensiver, wenn es um Israel und Palästina geht. Warum das so ist, erklärt ORF Außenpolitikchef Andreas Pfeifer im Interview:

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