Erstellt am: 21. 7. 2014 - 06:03 Uhr
Dronies - wie Drohnen zum Spielzeug werden
Ein Dronie, das ist ein Selfie, aufgenommen von einer Drohne. Das klingt harmlos im Vergleich zu dem, wofür Drohnen eigentlich stehen. Aber auf der Terrasse des Hobbyfliegers Reinhold Böh hat eine Drohne wenig furchteinflößendes. Sein Fluggerät hat vier Propeller und ist so klein, dass man damit problemlos in einem Suppenteller landen könnte. Reinhold befestigt noch schnell eine Kamera an der Drohne und schwirrt dann los. Von der dicht bewachsenen Terrasse fliegt Reinhold immer höher, dreht die Drohne und zielt damit auf uns. Reinhold schießt ein Dronie. Mein erstes.
Reinhold Böh
Die Drohnenperspektive zieht. Nicht nur bei Reinhold mit seiner Minidrohne, sondern auch online. Auch für den Entwickler William Thielicke sind Drohnen das super-tool zur Selbstdarstellung. Er hat eine Drohne entwickelt, die Extremsportlern die Hände freihält und spektakuläre Aufnahmen ermöglicht. Thielickes Entwicklung heiße Hexo+. Die Drohne folgt einem automatisch, wenn man eine bestimmte App auf dem Handy hat. Um das Projekt zu finanzieren hat William Thielicke die Crowd aktiviert. Über 2.300 Menschen haben das Projekt unterstützt. 50.000 Dollar brauchte die Hexo+-Drohne, um abzuheben, über eine Million Dollar hat sie nach einem Monat auf Kickstarter eingespielt.
Drohne als Hobby - Drohne zur Aufklärung
Reinhold Böh fliegt seine Minidrohne mit einer Fernsteuerung durch seinen Vorgarten. Die Hexo+-Drohne dagegen ist autonom: "Die Idee bei dem Projekt ist, dass dieser Multikopter automatisch dem Smartphone folgt und immer die Position sendet. Der Multikopter richtet sich danach aus. Die Kamera zielt sozusagen die ganze Zeit auf das Smartphone."
Mit bis zum 70 km/h kann die Drohne von William Thielicke fliegen. Über die App stellt man ein, ob einem die Drohne von hinten folgt, seitlich filmt, oder die Person von vorne ablichtet. Alles automatisch. Hold it! Eine Drohne, die einem folgt, wenn man ein Programm auf seinem Handy hat? NSA, ick hör dir trapsen.
Deswegen nennt William Thielicke sein Projekt auch nicht Drohne, sondern findet einen unverfänglicheren Ausdruck dafür: "Leute, die sich ernsthaft mit dieser Thematik beschäftigen, die vermeiden das Wort Drohne, weil das einfach durch die Medien so negativ besetzt ist." Und vor allem durch das Militär möchte man einfügen. "Deswegen sprechen wir von Multikoptern. das ist einfach die korrekte Bezeichnung, weil wir ausschließlich an der friedlichen Nutzung von diesen Geräten interessiert sind."
Kopter, wie die, von denen William Thielicke spricht, tauchten unter anderem bei einer CDU Wahlkampfveranstaltung auf - rein zivil und ganz friedlich versteht sich. Aber auch die Deutsche Bahn setzt Multikopter gegen Graffiti-Sprüher ein - das ist dann weniger zivil. Und die Berliner Polizei experimentiert auch gerade mit kleinen Überwachungs-Koptern - das ist dann nicht zivil und vielleicht auch nicht immer friedlich.
Drohnen werden zum Spielzeug
Drohnen respektive Multikopter werden also zum Spielzeug. Das macht bei Hexo+ Sinn, denn Extremsportler sparen sich teure Hubschrauberaufnahmen in Naturschutzgebieten.
Eine Drohne für den Hausgebrauch kostet mit Kamera und Fernsteuerung rund 400 bis 500 Euro. Diese Drohnen sind dann sehr klein, aber auch sehr laut und auffällig. Wer genügend Geld investiert, der kann geräuschlos und unentdeckt Filmen, was ihm unter die Drohne läuft. Auch wenn bestehende Fluggesetze in Deutschland und Österreich es verbieten über Menschenansammlungen zu fliegen.
Aber bei so auffälligen Drohnen, wie Dronie-Fotograf Reinhold Böh sie fliegt, verjagt er Menschen eher, als sie zu überwachen. "Wenn ich wirklich Menschen im Bikini anschauen möchte, dann mach ich das nicht mit der Drohne, sondern im Internet."