Erstellt am: 18. 7. 2014 - 15:43 Uhr
La Roux - Trouble in Paradise
Auftritte, ständiges Touren, permanente Ermüdung, des Auseinanderbrechen der musikalischen Partnerschaft mit ihrem Produzenten Ben Langmaid. Auch der Umstand, dass man sich bei großem Ruhm auch mit viel Scheiße auseinandersetzen muss, machte La Roux zu schaffen.
„Ich wollte Musikerin sein und keine Showbizpuppe“, so fasst sie in Interviews ihre Krise, die existenzielle Ausmaße annahm, zusammen. Sie war ganz und gar nicht Bulletproof. La Roux blieb die Stimme weg, nicht metaphorisch sondern ganz tatsächlich. Sie zog sich zurück an einem Ort von dem sie wusste dass er ihr gut tut. Ein Eiland in der Karibik von dem auch ihr neues Album „Trouble in Paradise“ inspiriert ist.
la roux
Musikalisch ist Trouble in Paradise geschniegelter und geglätteter Synthie Pop, schwer an den 80er Jahren orientiert. Die Balance zwischen Emotionalität und Distanz ist gewahrt. Die Spitzen, das hysterische Kippen das La Roux besonders und Bulletproof so unvergesslich gemacht hat, fehlt. Bis auf eine Nummer die quasi als Hidden Track ihren Weg auf Trouble in Paradise gefunden hat. The Feeling, die Nummer wie ein Echo aus der Vergangenenheit, das einzige Stück Musik bei dem La Roux die Tränen gekommen sind.
Die Sexotheque ist ein Strip Club in Montreal. Die Nummer Sexotheque von La Roux ist die Geschichte von einem Typen der die Bequemlichkeit seiner Beziehung nicht verlassen will, aber sich wegschleicht um sich seine Kicks woanders zu holen. Die 'Love without Lust, Lust without Love'-Frage scheint La Roux nach wie vor zu beschäftigen.
"He wants to know
What it feels like to mess around, mess around
She wants to know
What it feels like to settle down, settle down", singt sie.
Im Interview meint sie es, sei kein Song übers Betrogenwerden sondern übers Hintergangenwerden. Über Typen, die glauben, sie kommen mit allem durch weil es "ihr Bedürfnis ist", und Bedürfnisse müssen auf jeden Fall erfüllt werden, so lehrt es uns die emotionale Logik des Spätkapitalismus, meint Elly.
Leicht verwirrt hat mich der Opener von Trouble in Paradise, Uptight Downtown mit Textzeilen wie :
"Streets are lined with people
With nothing else to lose, lose, lose
When did all these people decide to change their shoes, shoes, shoes"
Aber der lose, lose, lose auf shoes, shoes, shoes Reim wurde von La Roux erklärt: Uptight Downtown ist ihr Versuch eine Verbindung zwischen den Brixton Riots 1981 und den Riots von 2011 herzustellen und gleichzeitig die Unterschiede auszustellen.
1981 gab es in Brixton Riots wegen rassistischer Diskriminierung und struktureller Benachteiligung der Nicht-weißen englischen Bevölkerung.
Am 4. August 2011 wurde der 29-jährige Mark Duggan bei seiner Festnahme von der Polizei erschossen. In Folge kam es zu Bürgerprotesten die eine des Mordes Aufklärung forderten. Aus den Protesten wurden Riots. Brixton, wo La Roux aufgewachsen ist, war eines der Zentren.
„Die 80er Jahre sind ein Jahrzehnt das mich kulturell sehr beeinflusst hat“ meint La Roux, „ und als es wieder geschah gab es Verbindungen zwischen damals und heute. Aber in manchen Punkten gab es auch keine Verbindungen, damals hatten die Leute Ziele, wollten politische und strukturelle Veränderungen. Bei den Riots 2011 hatte ich schnell das Gefühl, dass sie zu einem Scherz wurden. Die Menschen haben sich neue Fernseher und Turnschuhe geholt. Die Riots waren nicht effektiv und haben die falschen Menschen verletzt“, sagt La Roux, die sich Fernseher und Turnschuhe leisten kann und nicht die Erste sein wird, die wegen steigenden Mieten wegziehen muss. Aber Big-up, dass ihr Trouble in Paradise nicht rein emotionaler Natur ist und das Thema in die Charts bringt.