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Markus Keuschnigg

Aus der Welt der Filmfestivals: Von Kino-Buffets und dunklen Sälen.

17. 7. 2014 - 15:07

Bayhem auf hoher See

Michael Bay dreht nicht nur Transformers-Filme. Er produziert auch Serien wie "The Last Ship": Ein Virus droht darin, die gesamte Menschheit auszulöschen.

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Im Fernsehen geht die Welt gerne serienweise unter. "The Walking Dead" hat vorgemacht, wie eine Apokalypse im goldenen TV-Zeitalter auszusehen hat. Jetzt zieht Hollywoods Mann für alles Grobe, Michael Bay, nach: in der von ihm produzierten Action-Serie "The Last Ship", die aktuell auf TNT Serie zu sehen ist, wird ein amerikanisches Militärschiff zum letzten sicheren Hafen für ein paar Handvoll Menschen. Der Rest der Zivilisation siecht an einem tödlichen Virus dahin.

Phase 6 heißt die erste Folge der ersten Staffel. So bezeichnet das "Center for Disease Control" (CDCC) eine Pandemie. Über 80% der Bevölkerung sind infiziert oder bereits tot. Keine Regierung ist mehr funktionsfähig. Städte brennen, während die Überlebenden nach einem Heilmittel suchen. Die Paläomikrobiologin Dr. Rachel Scott ist sich sicher, eines gefunden zu haben. Und zwar im ewigen Eis der Arktis.

Schiff, Soldaten

TNT Serie

Dr. Rachel Scott (Rhona Mitra) und "commanding officer" Tom Chandler (Eric Dane) an Bord der USS Nathan James

Seit mehreren Monaten ist sie an Bord der USS Nathan James, einem Raketenabwehrschiff der US Navy. Als sie sich auf die Reise machte, wütete das Virus noch in kontrollierten Herden in Afrika und Asien. Jetzt hat niemand auf dem "last ship" eine Ahnung, ob Freunde, Familie, Kollegen, ob überhaupt noch irgendjemand am Leben ist. Es beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit: in ihren Händen hält Dr. Rachel Scott ein mögliches Heilmittel – und damit den Schlüssel zum Überleben der Menschheit.

Hubschrauber fliegen in den orangeroten Sonnenuntergang, Soldaten salutieren und marschieren und bis zur ersten Explosion dauert es auch nicht lange. Hollywoods Bombastfilmer Michael Bay hat "The Last Ship" seinen Stempel aufgedrückt. Vom aktuellen Premiumserien-Boom halten auch die anderen Showrunner nichts: ihr Baby kleckert nicht, sondern klotzt. Komplexe Charakterzeichnungen und tiefgründige Dialoge werden über die Planke geschickt und durch eine Scheibtruhenladung Pathos, Patriotismus und Schmalz ersetzt. Das Gesamtpaket ist slick und sieht verdammt teuer aus, funktioniert aber hervorragend als Blockbuster-Entertainment im Serienformat.

Seeschlacht

TNT Serie

Russische Hubschrauber attackieren die USS Nathan James

Das ganze Szenario von "The Last Ship" ist mächtig unterhaltsam, allerdings auch borderline reaktionär. Wenn dann wieder einmal die bösen Russen mit allen Mitteln versuchen, dem amerikanischen Erzfeind das allmächtige Heilmittel abzujagen, fühlt man sich durchaus unangenehm an das politisch dubiose US-Actionkino der Achtziger-Jahre erinnert. Solange man "The Last Ship" aber nicht zu ernst nimmt, erhält man lässig gemachtes Prolo-Fernsehen frei Haus geliefert.