Erstellt am: 16. 7. 2014 - 15:41 Uhr
"Alles durch die Afro-Brille"
Heute erscheint zum ersten Mal "Fresh - Black Austrian Lifestyle". In der ersten Ausgabe gibt es eine Modestrecke mit Dirndln aus afrikanischen Stoffen, afrikanische Biere werden getestet und die Gewinnerin von Austrias Next Topmodel 2011 wird zu ihren Erfahrungen als schwarzes Model interviewt. Mit dem Heft soll der Black Austrian Way Of Life selbstbewusst präsentiert werden, heißt es im Editorial.
Das Magazin erscheint auf Deutsch und soll vor allem Mitglieder der zweiten und dritten Generation der afrikanischen Diaspora ansprechen, aber auch interessierte autochtone ÖsterreicherInnen. Dabei geht es aber weniger darum, Migration zu thematisieren. Der Alltag schwarzer Menschen in Österreich ist das Thema.
fresh Magazin
Fresh soll zukünftig sechs Mal im Jahr erscheinen und in Afroshops, bei FriseurInnen, Kafeehäusern u.a. erscheinen. Die ersten beiden Ausgaben sind gratis, danach wird das Magazin etwas kosten (wieviel genau ist noch nicht festgelegt).
Interview mit Chefredakteurin Clara Akinyosoye
Wie ist die Idee zu fresh entstanden, warum braucht man so ein Black Lifestyle Magazin?
Clara Akinyosoye: In anderen europäischen Ländern, in denen schwarze Menschen zu Hause sind, sind solche Magazine längst etabliert. Wir wollen diesen Weg hier auch gehen. Afro-ÖsterreicherInnen brauchen ein Magazin oder ein Medium, in dem sie sich repräsentiert fühlen, mit dem sie sich identifizieren können. Ich glaube, in Österreich ist es allerhöchste Zeit, dass es so ein Magazin gibt. Wir wollen aber nicht nur Afro-ÖsterreicherInnen ansprechen, sondern genauso die autochtone österreichische Gesellschaft. Die, die auch einmal andere Bilder und Informationen über schwarze Menschen sehen wollen, die nicht nur mit Krieg und Katastrophen zu tun haben. Und da ist das Feedback auch schon sehr gut.
Mit einem Lifestyle Magazin muss man aber mit diversen Frauenmagazinen oder sogar Boulevardmagazinen konkurrieren. Warum habt ihr nicht ein Nachrichtenmagazin aus afroösterreichischer Perspektive gemacht?
Wir haben uns ganz konkret für Lifestyle entschieden, weil genau dieser Lebensalltag, das Stadtleben, das sind die Themen, die in Österreich total untergehen, wenn es um schwarze Menschen geht. Rassismus und politische Botschaften haben wir jahrelang an die österreichische Gesellschaft gebracht und das wird auch weiter der Fall sein. Aber wir haben gemerkt, es gibt in der Community, aber auch grundsätzlich in der österreichischen Gesellschaft, einen Bedarf nach anderen Informationen.
Läuft man da nicht Gefahr, zu seicht zu werden, oder zu weichgespült: die netten schwarzen Menschen von nebenan, die keine Forderungen stellen?
fresh Magazin
Man darf Lifestyle nicht damit verwechseln, dass man irgendein schmuddeliges Boulevardmagazin macht. Das ist überhaupt nicht unser Anspruch und das zeigen wir auch mit der ersten Ausgabe. Was wir wollen, ist Lebensalltag zeigen. Ich versuche mich da ein wenig an guten Frauenmagazinen zu orientieren: Die greifen auch gesellschaftliche Themen auf, wie zum Beispiel Burnout von alleinerziehenden Müttern. Aber sie machen es vielleicht anders als ein Nachrichtenmagazin. Wir haben den Anspruch, nicht seichte Infos zu verbreiten, sondern ein gutes Magazin zu machen. Mit einem Schwerpunkt auf Lifestyle, ja, aber auch mit anderen Themen, alles gesehen durch die Afro-Brille.
Wie sieht dann der/die ideale LeserIn aus? Bei diesem Fokus auf Lifestyle werden ja vielleicht eher Frauen zu dem Magazin greifen...
Klar, die aktuelle Modestrecke mit den Dirndln ist mehr auf Frauen zugeschnitten. Aber das ist erst die erste Ausgabe und ich habe schon gute Ideen für Modestrecken, mit denen sich sicher auch Männer identifizieren können. Und grundsätzlich lesen ja glaube ich mehr Frauen Magazine, wenn wir also mehr Leserinnen haben als Leser, dann ist das vollkommen in Ordnung.
Vorab hat es einen Umfrage unter potenziellen LeserInnen gegeben, welche Themen sie sich für eine solches Magazin wünschen. Und auf Platz eins ist da das Thema "Afrikanische Geschichte" gelandet. Warum, glaubst du, ist das so?
Ich glaube das ist so, weil man in Österreich oft so tut, als seien wir vom Himmel gefallen, als wären wir hier nicht verwurzelt. Deswegen haben wir uns zum Ziel gesetzt auf Seite drei jeder Ausgabe eine Person aus der Geschichte vorzustellen (in der aktuellen Ausgabe z.B. Angelo Soliman). Diesen Wunsch nach dem Aufzeigen dieser Verwurzelung kommen wir so nach. Die Menschen sind nicht vor dreißig oder vierzig Jahren auf einmal hier hergekommen. Es gibt schwarze Menschen, die hier seit Generationen leben und das wollen wir auch zeigen.
fresh Magazin
Wie wichtig sind Sprache und Benennungen für euch? Ihr habt den Begriff afro-österreichisch für euch festgelegt. Auf der Präsentation gerade gab es da ein wenig Kritik, dass ja nicht alle schwarzen Menschen sich unbedingt mit Afrika identifizieren oder von dort kommen. Gibt es da auch Diskussionen in der Redaktion?
Mit dem Untertitel des Magazins "Black Austrian Lifestyle" haben wir uns klar positioniert. Es geht nicht nur um Afro-ÖsterreicherInnen, in Sinne von Menschen mit afrikanischem Migationshintergrund, es sind AfroamerikanerInnen oder AfrobrasilianerInnen genauso mitgemeint. Diese Schwarz-Sein, Black-Sein, ist die Grundlage, wie die Themen zustande kommen.
Ich selber spreche gerne von Afro-ÖsterreicherInnen. Denn da drin steckt, dass man Wurzeln hat in Afrika, aber dezidiert ÖsterreicherIn ist. Deswegen gefällt mir der Begriff persönlich sehr gut und ich benutze ihn. Aber auch bei uns in der Redaktion ist das sehr vielfältig. Da gibt es nicht einen Begriff für alle und das wird im Magazin auch nicht so sein.