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Daniela Derntl

Diggin' Diversity

14. 7. 2014 - 17:29

Bring The Heat!

Das Debüt von Jungle ist ein Sommer-Konsens-Album. Das britische Duo ist der FM4 Artist of the Week.

Treffen sich zwei Jungs aus Shepherd’s Bush in West-London an der Gartenmauer hinter ihrem Elternhaus: sie reden, raufen, hören gemeinsam Musik, werden beste Freunde und beschließen 2013, nach ersten musikalischen Gehversuchen in der Britpop Band Born Blonde, nur noch zu zweit unter dem Namen Jungle zu produzieren.

Ihre Heat-EP erschien letzten Sommer und erregte dank gutgemachter Videos wie z.B. mit dem sechs Jahre alten B-Girl Terra, die nötige Aufmerksamkeit der Blog-Katalysatoren.

Die Klickzahlen auf Youtube, Vimeo und Soundcloud stiegen dadurch quasi von selbst und Ende des Jahres wurden sie in die BBC "Sound of 2014"-Liste aufgenommen. Eine Bilanz, die sich nach nicht einmal einem Jahr durchaus sehen lassen kann.

Dabei haben Jungle hauptsächlich die Musik bzw. Videos für sich sprechen lassen und durch Informationsverweigerung das Medien-Interesse noch verstärkt. Anfangs gab es keine Interviews mit ihnen und sie waren auch nicht bzw. nur in einer Gruppe von mehreren Personen auf den offiziellen Pressefotos zu sehen.

Jungle / XL Recordings

Das sind sie nicht!

Jungle / XL Recordings

Hier sind sie auch nicht drauf.

Jungle / XL-Recordings

Hier sind sie drauf: Jungle sind die beiden Typen im Cabrio.

Von diesen Fotos und ihrem souligen, von Funk und Disco-infiltrierten Pop rührt der anfängliche Irrglaube, dass J&T dunkelhäutig seien. Mittlerweile weiß man es besser.

Jungle, die sich selbst J&T nennen, heißen eigentlich Joshua Lloyd-Watson und Tom McFarland und geben mittlerweile auch Interviews, in dem sie mir erzählen, dass ihr liebster Platz der Welt der Strand ist und genau für diesen Ort haben sie ihr gleichnamiges Debüt-Album komponiert.

Die erste Nummer „The Heat“ gibt mit dem Intro „Right on Time. Back by the Beach. Still going. Bring the Heat“ die Richtung vor. Es ist eine leichte Sommerbrise im Ohr, in die sich das Sirenen-Geheul der Stadt mischt.

Jungle machen Neo-Soul mit viel Funk, der mit seinem hohen Falsett-Gesang an die Bee Gees und den slicken Disco-Sound der Siebziger Jahre erinnert. Es klingt total eingängig, aber nicht billig und glatt, denn hinter der glitzernden Oberfläche versteckt sich eine vielschichtige Klangarchitektur, der man auch nach mehrmaligem Hören neue Aspekte abgewinnen kann.

XL

Das Debüt-Album von Jungle ist auf XL-Recordings erschienen

Track Nummer Zwei, „Accelerate“, eine schwebende, dennoch funkige Dream-Pop Nummer, ist der persönlichste Song des Duos: „It’s about using your strength to move forward in your life and forget about the bad things that happened in the past and really approach the future with a lot of excitement and energy.”

Obwohl die Musik leichtfüßig und fröhlich klingt, verbirgt sich darunter auch eine dunklere, melancholische Ebene, die sich mit Liebeskummer („Julia“, „Lemonade Lake“) und dem tagtäglichen Elend des Geldverdienens auseinander setzt. In „Busy Earnin“, einem weiteren Hit des Albums neben „The Heat“, „Time“ und „Platoon“ singen sie folgendes:

You think that all your time is used
To Busy Earnin'
You can't get enough

And I get always
But I bet it won't change, no
Damn, that's a boring life
It's quite busy earnin'
You can't get enough

Jungle spielen am 19. November in der Arena Wien.

Jungle machen erwachsene britische Tanzmusik, die ähnlich wie bei Metronomy, in die Tiefe geht. Somit funktioniert das Album nicht nur auf einer Sommerparty mit den besten Freunden, sondern auch an wolkenverhangenen Tagen allein im Kämmerlein.

Das Ergebnis ist eine Konsensplatte, bei dem der Skip-Button unberührt bleibt. Das einzige Minus ist die eindimensionale Stimmlage des Sängers, die wie ein enges Korsett wirkt und für etwas Monotonie sorgen kann. Sonst ist die Platte durchwegs zu empfehlen. Moderner Funk mit modernen Ideen und viel Glitter.