Erstellt am: 10. 7. 2014 - 16:44 Uhr
When the days of the kingdom for Chicago gon' come
Common ist ein besonders eklatantes Beispiel für den Unterschied zwischen Innen- und Außensicht auf HipHop-Künstler. Für langjährige Beobachter ist der Mann, der als Lonnie Rashad Lynn Jr. in der berüchtigten South Side von Chicago aufwuchs, nach stürmischen Anfängen inklusive vielleicht teilweise womöglich "milieubedingter" Äußerungen sowie Beef mit der kalifornischen Westside Connection mittlerweile ein geläuterter, weitgehend sanftmütiger und positiver Rapper. Leider hat er seit dem 2005 gemeinsam mit Kanye West und J Dilla eingespielten Be kein wirklich überzeugendes Album mehr veröffentlicht, obwohl da immer wieder einzelne sehr gelungene Tracks dabei waren. Sein Fokus dürfte mittlerweile aber auch mehr in der Schauspielerei liegen, sei es in Rom Coms an der Seite von Queen Latifah oder zuletzt in der Serie Hell On Wheels.
Ganz aktuell: Ein ausführliches Audio-Interview mit Common in der Combat Jack Show.
Common
Common als gefährlichen Gangsta-Rapper darzustellen, würde jedenfalls niemandem einfallen. Oder... fast niemandem! Der grenz-komödiantische US-Nachrichtenkanal Fox News füllte 2011 einige Tage mit besonders heißer Luft, als Common von Michelle Obama zum Poetry-Lesen ins Weiße Haus eingeladen worden war. Da wurde plötzlich black supremacy und Hass auf Polizisten in seine Lyrics hineingelesen und Ex-Politiker, die selbst für einiges an frauenverachtender Gesetzgebung verantwortlich gewesen waren, durften den kontroversiellen Rapper wegen seiner Frauenfeindlichkeit schelten - eine pointierte Zusammenfassung der Causa hatte der gute Jon Stewart im Programm.
Four-hundred and twenty-one murders, ain't tryna be of the same fate
If I die and go to heaven, will I make it through the main gate?
Erzählenswerte Geschichten hat der mittlerweile in Los Angeles lebende Common also mehr als genug. Besonders am Herzen liegt ihm jedoch weiterhin die Heimatstadt Chicago, deren desolaten und gefährlichen Zustand wir hier ja schon mehrmals zum Thema hatten. Gerade wurden über das Nationalfeiertagswochenende wieder zehn Menschen erschossen, der unschmeichelhafte Spitzname Chiraq bleibt der Metropole am Lake Michigan also vorerst leider erhalten. Common hat sich in "Kingdom", dem ersten Vorgeschmack auf sein neues Album Nobody Smiles diesem Thema angenommen, mit dabei sind der junge Vince Staples und Common's alter Produzentenbuddy NoID.
Das Making Of zum epischen Video!
Es passt zwar gut zum Gospelchor im schönen Instrumental, aber die Bibelmetaphern in "Kingdom" erschienen dem HipHop-Lesekreis (Natalie Brunner, Mahdi Rahimi, Ole Weinreich und meiner Wenigkeit) dann doch etwas gar dick aufgetragen. Aber hört selbst:
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