Erstellt am: 9. 7. 2014 - 14:01 Uhr
Es ist hart, ein Gott zu sein
Urban Art Forms
Alles rund ums Festival auf fm4.orf.at/urbanartforms2014
Gott ist ein DJ heißt es in einem Song Ende der Neunziger Jahre, als Smartphones noch Science Fiction waren. Meine Kirche ist die Tanzfläche. Ich glaube nur an die endlose Party. Ich tanze weiter, bis man mich in einem Sarg von der Tanzfläche tragen muss. Bis meine Füße nicht mehr weiter können. Ich gehe nicht schlafen. In meiner Welt existieren keine Probleme solange wir von der Laserbeleuchtung geblendet sind und Schweiß von der Decke tropft. Unser eigener Schweiß. Eat, Sleep, Rave, Repeat.
ORF Radio FM4 | Florian Wörgötter
- Harte Gefühle am ersten Tag
- United States Of Undress: So habt ihr, haben wir alle ausgesehen
- Neue Linien legen mit Tokimonsta und ihren lustigen Freunden
- Ein elektronischer Jesus eint uns alle und er hört auf den Namen Steve Aoki
- Die Vorher-Nachher-Show: Drei Tage wach und wie man dabei aussieht
Ich bin seit drei Tagen auf dem Urban Art Forms und suche die Botschaft hinter der elektronischen Musik. Ich stehe im Backstage und die vergötterten DJs gehen an mir vorbei. Sie stellen sich für gratis Bier an. Das steht bestimmt in ihrem Vertrag. Der gewöhnliche Raver kauft sein Bier für ein kleines Vermögen und die Götter bekommen es gratis. Ob es vom Bier kommt, dass ihre Augen so leuchten? Sowohl die Götter als auch ihre 16- bis 18-jährigen Nachfolger sehen so aus, als seien sie von einem anderen Planet heruntergefallen. Ihre Pupillen sind größer als der Vollmond. Viele der DJs sind schon über fünfzig Jahre alt. Ich frage mich, wie sie wohl diesen Lifestyle aushalten. Die Pilger gehen danach schlafen, bis ihre Pupillen wieder normal groß sind. Für die DJs folgt am nächsten Tag die nächste Party. Und so geht es jahrelang. Es ist nicht leicht ein Gott zu sein. The Party never stops. Urban Art Forms throw your hands in the aaaaiiiir!!!!!!!! Make some noooooooise!!!
Jazz, Blues und Rock’n’Roll hatten eine Botschaft. Punk hatte eine Botschaft. Hip-Hop hatte eine Botschaft. Jeder neue Musikstil, der die Herzen der jungen Generation erobert, protestiert gegen die Musik der vorherigen Generation. Er ist da um Dogmen zu brechen. Ist die Botschaft der elektronischen Musik „Throw your hands in the air”? Was wollt ihr hören, ihr jungen Pilger, die ihr hunderte von Kilometern gefahren seid, um eure Götter zu sehen? Ich frage jeden zweiten, der wie ein DJ oder wie ein MC aussieht, was die Message seiner Musik ist. Alle stehen nur verblüfft da. Was will bloß dieser blöde Security von mir? Securities verstehen nichts von Party.
ORF Radio FM4 | Florian Wörgötter
In den letzten zwanzig Minuten des Festivals gehe ich vor die Bühne, noch immer mit meiner leuchtenden Security-Warnweste. Ich fange an zu tanzen. Die Menschen zeigen auf mich und fotografieren mich. Sie haben noch nie einen tanzenden Security gesehen. Nichts ist mehr an seinem Platz. Das was unten war, ist jetzt oben. In dieser letzten Nacht geht die Sonne für die Menschen am Urban Art Forms im Osten unter.
Am nächsten Tag geht die Sonne im Osten wieder auf. Die Party ist zu Ende.