Erstellt am: 29. 6. 2014 - 12:42 Uhr
Flimmern
Flimmern
Der assoziative Wochenrückblick auf FM4
Ich wollte am Markt einen Karpfen, der versuchte, aus dem winzigen Plastikbottich zu springen, lebendig kaufen, um ihn in ein Gewässer zu lassen. Darf ich nicht, das ist Tierquälerei, erklärte mir der Verkäufer, er muss ihn erschlagen und mir die Leiche mitgeben, sonst gibt's eine Strafe vom Marktamt.
Wenn man tatsächlich eine Ahnung und Bilder davon hätte, unter welchen Bedingungen die Produkte, die man täglich konsumiert und trägt, hergestellt werden, dann würde man sie wahrscheinlich angeekelt wegwerfen und nicht mehr kaufen. Am eklatantesten ist es bei dem Gebrauch von Tieren als Rohstoff unter anderem in der Fleisch-, Milch-, Geflügel, Kleidungs-, Pelz-, Kosmetik-, Pharmaindustrie. Die Tiersklaverei ist laut dem Rechts- und Philosophieprofessor Gary Francione die größte Industrie der Welt.
Es ist bemerkenswert, wie repressiv gerade gegen diejenigen vorgegangen wird, die für Tierrechte eintreten und die der Öffentlichkeit entzogenen Bilder von den Zuständen in den Tierfabriken und Versuchslabors allen zugänglich machen wollen, um das zu ändern.
Ein Anti-Mafia-Paragraph hier, Vorwurf der Nötigung, Sachbeschädigung und Widerstand gegen die Staatsgewalt dort, Ergebnisse verdeckter Ermittler, die entlasten und deshalb nicht vor Gericht verwendet werden, und besonders absurd der Vorwurf der Tierquälerei bei Tierbefreiungen.
Im Gegensatz zu Fleisch, Milch und Eiern muss Kleidung nicht frisch sein. Das heißt, es sind noch größere Distanzen zwischen Produzenten und Konsumenten möglich, die die Herstellungsbedingungen noch diffuser und die Lebenswelten noch unzugänglicher machen und keine Kommunikation zulassen.
Sprache
Eine Strategie, die die Flüchtlingsaktivisten in der Schule in Berlin Kreuzberg auch der EU-Flüchtlingpolitik vorwerfen: Kommunikation zwischen den Menschen in den Lagern und dem Außen systematisch zu verhindern, die Journalistinnen aktuell nicht in die besetzte Gerhard-Hauptmann-Schule zu lassen, damit die Stimmen und Bilder der Aktivisten nicht zu uns gelangen und sie für uns nicht von Flüchtlingen und Lagerinsassen zu präsenten Mitmenschen werden, für die es um die Frage von Leben und Tod geht.
Bilder
Diese Woche durchbrachen in Kleidungsstücke eingenähte Botschaften von Arbeiterinnen der Kette Primark die Kommunikationssperren.
Degrading sweatshop conditions
Forced to work exhausting hours.
In einer Hose fand eine Kundin den Gefangenenausweis eines chinesischen Gefängnisses und eine Botschaft in chinesischen Schriftzeichen, die übersetzt bedeutet:
Seit langer Zeit produzieren wir Kleidung für den Export. Wir arbeiten 15 Stunden am Tag. Unser Essen ist noch schlimmer als das von Schweinen und Hunden. Unsere Arbeit ist ähnlich der von Ochsen und Pferden. Wir ersuchen die internationale Gemeinschaft, China für diesen unmenschlichen Akt zu verurteilen.
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Egal, ob es nun eine im Westen lancierte Protestaktion war - Fälschungen würde ich sie nicht nennen - oder die Arbeiterinnen tatsächlich eine Flaschenpost durch die Kommunikationssperren der globalen Ausbeutungszusammenhänge gesendet haben, vielleicht passiert mehr als ein Statement auf der Webseite des Konzerns, dass eh alles untersucht wird, in Ordnung und gesetzeskonform ist und wir das gleich wieder vergessen sollen.
Genau so wie die den Fabriksbrand (111 Tote) und den Einsturz eines Fabriksgebäudes 2013 in Bangladesh, bei dem 1.100 Menschen starben, die unter anderem für Primark, Kik, C&A, Benetton genäht haben.