Erstellt am: 28. 6. 2014 - 21:46 Uhr
The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 63.
Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.
Was bisher geschah:
Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica
Kolumbien - Cote d'Ivoire und Uruguay - England
sowie Italien - Uruguay.
Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Letztlich war es eine klare Angelegenheit: Kolumbien überrollt nach ihrer gesamten Vorrundengruppe nun auch Uruguay.
Tabarez reagierte deutlich zu spät - hätte aber auch wohl bei mehr konstruktivem Spiel schon zuvor keine Chance gehabt, kein Mittel gefunden.
Im Viertelfinale steht uns nun mit Brasilien - Kolumbien ein weiteres vorweggenommenes Finale bevor.
Kolumbien weiter selbstsicher, Uruguay kommt zu spät
Halbzeit 2 beginnt um 22:03 - keine Umstellungen. Uruguay bleibt beim strikten und destruktiven 5-3-0-2.
Und das rächt sich: Beim allerersten Gegengegenstoß (50.) versenkt Kolumbien den Ball zum 2:0, nach einem Spielzug über den gesamten Strafraum, über sechs Stationen, nach Armero-Flanke und Cuadrado-Weiterleitung wuchtet wieder James R. den Ball vom Fünfer volley über die Linie. Und führt damit in der Torschützenliste.
Jetzt (54.) zu spät, Doppeltausch bei Tabarez: 11 Stuani für 10 Forlan und 18 Gaston Ramirez für 6 Alvaro Pereira. Stuani, den viele (ich nicht) statt Forlan erwartet haben, spielt in der Spitze, Ramirez wird das Verbindungsglied zwischen Mittelfeld und Anfgriff sein. Caceres geht statt Alvaro P. nach links, die Fünferkette wird zu einer Viererabwehr. Uruguay jetzt mit einem 4-3-1-2. Gelbe Karte dann für Gimenez.
Pekerman wird 15 Mejía bringen, eine defensive Vorsichtsmaßnahme, denn: Uruguay gelingen jetzt einige Tempoläufe in die kolumbianische Hälfte. Bislang kann man Ospina aber nur mit Fernschüssen prüfen.
Bevor es dazu, kommt zieht Tabarez seine letzte Option (66.): Stürmer 8 Abel Hernández kommt für 20 Alvaro Gonzales. Und danach erst 15 Mejía für 9 Teofilo Gutiérrez.
Für Kolumbien heißt das: Mejia geht vor die Abwehr, Jackson Martinez übernimmt die Solo-Spitze, James und Cuadrado spielen rochierend dahinter, das macht ein 4-3-2-1.
Uruguay hat hingegen total aufgerüstet, einen dritten Stürmer gebracht, Maxi Pereira ins Mittefeld vorgezogen und spielt jetzt ein echtes 3-1-3-3.
Gaston Ramirez tritt völlig unmotiviert an der Outlinie Armero um, das wäre eigentlich eine rote Karte. Der Schiri verteilt zwei gelbe, eine an Armero (?), eine an Lugano auf der Bank und keine an Ramirez. Beschämend, wie vieles, was Holländer hier leisten. Danach ist Uruguay jinxed: Nichts gelingt.
In Minute 80 kommt 13 Fredy Guarin für Cuadrado, Pekerman stellt auf ein 4-4-2 zurück, mit einer zweiten Viererkette von rein defensiven Mittelfeldspielern. Später dann noch 19 Adrian Ramos für 10 James Rodriguez, den Matchwinner.
Halbzeit 1: James Rodriguez knackt die Celeste
Schnelle Hektik, schnelle Härte.
Kolumbien zieht die Außenvertediger weit vor. Scheinbar spielt Jackson Martinez nicht ganz vorne, sondern links, was James Rodriguez wieder in die Mitte bringt. Sieht nach einem offensiven 2-4-4 aus.
Kolumbien setzt sich sofort vorne fest - Uruguay ist mit Antworten beschäftigt, kann gar keine Fragen aufwerfen, nur kontern.
Uruguay wie erwartet mit Fünferabwehr, dreien davor und den beiden Stürmern. Die Pereiras außen bzw Gonzales und Rodriguez werden die Verbindung halten.
Im Powerplay zieht sich James Rodriguez gern auf eine Art Quarterback-Position zurück. Und das braucht's auch, um den dichten Riegel der Celeste einigermaßen übersichtlich zu sezieren.
Und in Minute 28 ist es dann ebenjener James R., der einen zentralen Drehschuss aus gut 22 Metern gezielt unter die Latte setzt - 1:0. Rodriguez schießt hier pro Spiel ein Tor, ganz einfach.
Uruguay setzt sofort den ersten echten Angriff dagegen; und holt sich das Spiel sofort zurück. Ist dabei natürlich höchst kontergefährdet. In jedem Fall ist das Spiel jetzt offen und wird von beiden Seiten zum Zwecke seines eigentlichen Sinnes bestritten.
Die Schlussphase kontrolliert dann wieder Kolumbien, powerplaymäßig. Will sich Tabarez nicht auf einen Zufalls-Konter verlassen, muss er in Halbzeit 2 etwas umstellen.
Die Aufstellungen
Kolumbien spielt in Gelb-Weiß mit
1 Ospina; 18 Zúñiga, 2 Zapata, 3 Yepes (K), 7 Armero; 8 Abel Aguilar, 6 Carlos Sánchez; 11 Cuadrado, 10 James Rodríguez 21 Jackson Martinez; 9 Teo Gutiérrez
Jose Pekerman stellt wieder die Mannschaft der ersten beiden Spiele auf. Nur 14 Ibarbo ist draußen, statt ihm kommt Jackson Martinez, aber nicht als Stürmer, sondern auf die linke Seite. Nur Sanchez ist gelbbelastet.
Uruguay spielt in Blau-Schwarz mit
1 Muslera; 15 Maxi Pereira, 13 Giménez, 3 Godín (K), 22 Martin Cáceres, 6 Álvaro Pereira; 20 Álvaro González, 17 Arévalo Ríos, 7 Cristian Rodríguez; 21 Cavani, 10 Forlan
Oscar Tabarez übernimmt die Schlussformation aus dem Italien-Match, als er auf eine Fünfer-Kette umstellte. Die beiden Pereiras an den Flanken, Caceres als dritter Innenverteidiger, ohne 14 Lodeiro im Mittelfeld. Ex-Kapitän Forlan ersetzt den gesperrten 9 Luis Suárez. Verletzt out: der eigentliche Kapitän Lugano. Gelbgefährdet sind Muslera, Kapitän Godin, Caceres und Arevalo.
Das Match findet im Maracanã in Rio de Janeiro statt, der Holländer Bjorn Kuipers leitet es.
Was vor dem Match zu sagen ist
Unterschiedlicher als die beiden Teams konnte man im bisherigen Turnier nicht sein:
Kolumbien hat sich als echte Strahlemannschaft mit drei Siegen und teilweise euphorischen Kombinationsfußball in alle Herzen gespielt, unendliche Eleganz versprüht.
Uruguay hat sich nach einer lächerlichen Darbietung und einem glücklichen Sieg im letzten Moment im Wortsinn durchgebissen, sich wie ein Stehaufmanderl im Dauerüberlebenskampf gezeigt.
Das zählt im direkten Duell aber alles nichts. Uruguays nachsetzender Wille kann für das nach vorne geworfene Spiel der Kolumbianer sehr unangenehm werden. Umgekehrt ist Kolumbien durchaus dazu imstande den Gegner einfach zu überrollen.
Kolumbiens Spiel 1 gegen Griechenland und Match 2 gegen die Elfenbeinküste unternahm Jose Pekerman mit der selben Aufstellung:
1 Ospina; 18 Zúñiga, 2 Zapata, 3 Yepes (K), 7 Armero; 8 Abel Aguilar, 6 Carlos Sánchez; 11 Cuadrado, 10 James Rodríguez, 14 Ibarbo; 9 Teo Gutiérrez.
Im bedeutungslosen Spiel gegen Japan ließ Pekerman die (auch, vor allem in der Offensive, höchst fitte) B-Elf auflaufen:
1 Ospina; 4 Arias, 23 Carlos Valdes, 16 Alvarez-Balanta, 7 Armero, 11 Cuadrado, 15 Mejia, 13 Guarin, 20 Quintero; 21 Jackson Martinez, 13 Adrian Ramos
Uruguay begann furchterregend, mit einem flachen 4-4-2 und einem ebensolchen Spiel gegen Costa Rica.
1 Muslera; 16 Maxi Pereira, 2 Lugano (K), 3 Godin , 22 Caceres; 11 Stuani, 5 Gargano, 17 Arevalo Rios, 7 Rodriguez; 10 Forlan, 21 Cavani.
Da fehlte Luis Suarez noch wegen Verletzung; der kam gegen England dazu, eine Systemänderung und der Ausfall von Kapitän Lugano brachten die Wende.
Auch beim Match gegen Italien schickte Coach Tabarez dann wieder dieselbe Mannschaft auf den Platz:
1 Muslera; 22 Martin Cáceres, 13 Giménez, 3 Godín (K), 6 Álvaro Pereira; 20 Álvaro González, 14 Lodeiro, 17 Arévalo Ríos, 7 Cristian Rodríguez; 21 Cavani, 9 Luis Suárez.
Nun ist Luis Suarez wegen seines Bisses gesperrt, was die Chancen der Urus wieder entsprechend minimiert.