Erstellt am: 27. 6. 2014 - 21:15 Uhr
The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 61.
Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.
Die letzten Gruppenspiele für G und H: USA gg Deutschland und Algerien - Russland waren von Bedeutung, Portugal - Ghana und Korea - Belgien durften und konnten das nicht sein.
Die letzten Gruppenspiele für E und F: was zu Nigeria - Argentinien, nix zu Iran - Bosnien, und dann eine Konferenz zu Ecuador - Frankreich und Honduras vs Schweiz.
Die letzten Gruppenspiele für C und D: zu Griechenland - Cote d'Ivorie und Italien - Uruguay gibt's was, zu Costa Rica - England und Japan - Kolumbien nicht.
Die letzten Gruppenspiele für A und B: Nederland - Chile und Kroatien - Mexiko hab ich gecovert, die Parallelspiele Australien - Spanien und Kamerun - Brasilien nicht.
Tag 11 mit Belgien - Russland und Südkorea - Algerien sowie USA - Portugal
Tag 10: Argentinien - Idan, Deutschland - Ghana und Nigeria - Bosnia
Tag 9: Italien - Costa Rica dann Schweiz - Frankreich und schließlich Honduras -Ecuador.
Tag 8: Kolumbien - Cote d'Ivoire und Japan - Griechenland sowie Uruguay - England
Tag 7 brachte Kamerun - Kroatien, Australien - Niederlande und Spanien - Chile.
Tag 6: mit dem ersten Spiel der 2. Runde, Brasilien - Mexiko, dann noch mit Belgien - Algerien und Russland - Südkorea.
Tag 5 hatte Deutschland - Portugal, die erste Nullnummer bei Iran- Nigeria und dann noch Ghana - USA.
Tag 4 brachte die Schweiz - Ecuador, dann Frankreich - Honduras und schließlich das denkwürdige Argentinien - Bosnien.
Das sind die Spiele von Tag 3: Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica & Italien - England & Cote d'Ivoire - Japan.
Das war die Eröffnung mit Brasilien gegen Kroatien und die Spiele von Tag 2: Mexiko - Kamerun, Spanien - Niederlande und Chile - Australien
Vorab-Einschätzungen der 32 Teilnehmer: England, USA und Australien - Belgien und die Niederlande - Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria . Frankreich und Algerien - Deutschland - Argentinien und Uruguay - Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland - Iran, Japan, Süd-Korea - Mexiko, Costa Rica und Honduras - Brasilien - Italien und die Schweiz - Kolumbien, Ecuador und Chile - Spanien und Portugal
Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Nur um nochmal die Relationen klarzustellen: Von einer süd/lateinamerikanischen Dominanz kann bei dieser WM rein zahlenmäßig nicht die Rede sein. Zumindest wird es kein wirklich großer Fortschritt gegenüber der WM 2010 sein: Damals gab es sechs Achtel- und vier Viertelfinalisten aus dem transkontinentalen Bereich, aus der neuen Welt - 2014 sind es deren sieben im Achtelfinale (nur der Außenseiter Costa Rica bessert die Bilanz ein biss auf); im Viertelfinale werden es nur noch maximal fünf sein. Und wegen der ungünstigen Auslosung sind nämlich Brasilien, Chile, Kolumbien und Uruguay so unterwegs, dass nur einer davon überhaupt ins Halbfinale kommen kann.
Es ist letztlich also ein bisschen so wie immer; diesmal halt ein Alzerl mehr wegen Heimvorteil, was Klima, Crowd-Unterstützung etc betrifft.
Auch so wie immer in den letzten Jahren: dass Brasilien und Argentinien in den ersten Spielen enttäuschen. Diesmal nicht aus diffusen, sondern nachvollziehbaeren Gründen: Beide machen sich von einem Einzelspieler abhängig. Der Unterschied: Neymar ist unter Kontrolle (auch weil er sei jeher ein Teamplayer ist), das einsame kleine Kind Messi nicht.
Es gibt nur einen einzigen Grund für diese Lateinamerika-Super-Gefühligkeit, die so durch auch die österreichischen Public Viewings und Medien weht: dass die zweite Reihe so überzeugt.
Chile, Kolumbien und Mexiko make us go wow.
Das war zwar in Ansätzen auch schon 2010 so (damals sprang Paraguay für Kolumbien ein; und es kam ein unverbrauchtes Uruguay dazu) - damals aber eher als Wow für die Minderheit, die sich von taktischem Können und strategischen Genieblitzen begeistern lässt.
Chile hat das Bielsa-Level von 2010 in dieser Hinsicht (fast) gehalten, ist aber jetzt auch spielerisch deutlich mehr von sich überzeugt und hat mittlerweile die Fähigkeit einen Gegner einfach mit Schönheit zu überrollen. Kolumbien, das im FIFA-Ranking noch weiter vorne steht, desgleichen.
Im Gegensatz zu sonst, wo die weiteren Südamerikaner neben den beiden Großmächten immer ein wenig als exotisch schmeckende Zuwaage gesehen und dementsprechend nicht ernst genommen werden, ist diesmal ein ganz anderes Gefühl präsent, eines, das Hoffnung in den spielerischen Glanz dieser Teams setzt.
Das ist angesichts von destruktiven strategischen Ansätzen wie denen von Holland, Griechenland aber auch Argentinien bitter nötig. Und damit sind wir bei der zweiten Gefühligkeit, die gerade in übersteigerter Form als Wahrheit ausgegeben wird: dem Versagen von Europa.
In Südafrika kamen ganze 6 Europäer ins Achtelfinale - 2014 sind es genausoviele. Mit der Schweiz, Dänemark, Serbien, Slowenien, Griechenland, Frankreich und Italien schieden 7 Euroäer nach der Gruppenphase aus - genausoviele wie diesmal. Es sind nur die großen Namen, die hier für Verwirrung und eine falsche Vermessung sorgen: Mit Spanien, Italien, England und Portugal sind mehr big names auf dem Rückflug, als zu erahnen war.
Da kommt wieder die von mir schon vor der Auslosung kritisierte Setzung nach der damals aktuellen FIFA-Weltrangliste ins Spiel. Die hat dieser WM ungewöhnliche Gruppenköpfe beschert - neben Brasilien, Argentinien, Spanien, Deutschland waren dies Uruguay, Kolumbien, die Schweiz und Belgien.
Der Großteil der großen Nationen, die jetzt frühzeitig heimfliegen, bekam nicht die Gunst des Losglücks sich mit diesen, in ihren Leistungskurven dann doch eher schwankenden Nationen (von denen sich bis auf Kolumbien auch keine wirklich im Vorderfeld bestätigen konnte), sondern wurden in die starken Gruppen gelost: Portugal zu Deutschland, Italien und England gar gegeneinander. Von den Ex-Weltmeistern bekam nur Frankreich eine schwache Gruppe, Spanien hat zwei schwere Brocken gekriegt; dass Weltmeister und Vizeweltmeister in dieselbe Vorrundengruppe kommen können, ist sowieso ein Witz. Dafür blieben die Gruppen mit Argentinien, Kolumbien, auch den selber nicht überzeugenden Belgiern so schwach besetzt, dass hier wirklich maue, lasche Teams wenig verdient weitergekommen sind.
Diese Los-Politik schadet allen - auch die Südamerikaner sind blöd, fast alle in der oberen Hälfte gelost/gesetzt worden: Aber die üblichen Verdächtigen, die europäischen Favoriten, über die jetzt so viele Flughafen-Witze gemacht werden, sind besonders schlecht ausgestiegen.
Insofern sind die jetzt am Tisch liegenden Resultate nicht verwunderlich. Und weil auch im Vergleich zu 2010 insgesamt keine großartige Veränderung festzustellen ist - wiewohl die südafrikanischen Klimabedingungen den Europäern deutlich besser entgegenkamen - sind die Grabgesänge auf den europäischen Fußball etwas verfrüht, vorsichtig gesagt.
Südamerika schneidet in Südamerika gut ab - und das ist auch gut so. Noch besser wäre es, wenn die Serie hält und der Titel auch am Kontinent bleibt.
PS: noch ein paar Worte zu den anderen Kontinenten.
Fernostasien hat sich, das ist klar zu sehen, auf ein Level von vor 2002 zurückentwickelt. Nicht was die Qualität der Einzelspieler betrifft - Leute wie Kagawa, Honda oder Son sind household-names in den europäischen Ligen - sondern die des deutlich hinterherhinkenden Coachings.
Afrika tritt seit Jahren auf der Stelle, hat sich seit dem Beginn der (immer noch stattfindenden) Export-Flut der großen Talente in den 90ern noch nicht so recht stabilisiert. Interessanterweise sind die drei Mannschaften mit den größten Spieler-Egos draußen - die rein auf Teamleistung setzenden Algerier und Stephen Keshis von satten Stars befreiten Nigerianer aber weiter. Das ist mehr als nur ein Fingerzeig.
Besonders bemerkenswert ist die gute Qualität der Mittelamerikaner, die nicht nur wie zuletzt oft Mexiko und die USA, sondern auch noch einen dritten, einen Kleinen, weitergebracht haben. Das hat nicht nur mit Klima und Fans, sondern wohl auch der Tatsache zu tun, dass auch diese Nationen (Costa Rica ebenso wie Honduras) ihre Spieler mittlerweile nach Europa exportieren und so ein besseres Niveau erreichen.
Das Gegenmodell Mexiko (wo man primär auf die eigenen, durchaus potente Liga setzt) ist die Ausnahme dieser Regel.
Österreich ist übrigens nicht nur nicht dabei, sondern auch implizit kein Sieger: Nicht nur, dass kein Schiedsrichter auch nur in die Nähe einer Pfiff-Chance kommt - Bosnien und Kroatien, die Teams mit den meisten Anknüpfungspunkten, sind (beide durchaus zurecht) früh gescheitert. Für Russland 2018 stehen die Sterne aber sowohl geopolitisch als auch klimatisch deutlich besser; nicht erst seit Präsident Fischer die Hand des neuen Zaren so freudig gedrückt hat und ein Oligarchenlobbyist ÖIAG-Chef ist.
und dann noch das Rest-Ranking...
17. Ecuador
18. Portugal
19. Bosnien
20. Kroatien
21. Cote d'Ivoire
22. Italien
23. Spanien
24. Russland
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25. Ghana
26. England
27. Südkorea
28. Iran
29. Japan
30. Australien
31. Honduras
32. Kamerun