Erstellt am: 29. 6. 2014 - 12:52 Uhr
Ausstellung "un(echt) - Original vs. Fälschung"
Die Ausstellung "un(echt) - Original vs. Fälschung" gibt’s zu sehen im Designforum Austria im Museumsquartier in Wien. Auch Veranstaltungen zum Thema Original und Fälschungen sind da geplant, zum Beispiel eine Podiums-Diskussion am 9. September 2014.
Das gefälschte Krokodil-Leiberl aus dem letzten Urlaub. Das Designmöbel im Nachbau vom Möbeldiscounter. Der Rucksack vom Straßenmarkt, der dem Markenprodukt zum Verwechseln ähnlich sieht. Wir alle haben wahrscheinlich das eine oder andere Stück im Nachbau in Verwendung. Eine Ausstellung mit dem Titel "un(echt) - Original vs. Fälschung" im Designforum Wien stellt jetzt fünfzig Originalprodukte neben ihren Fälschungen aus und will so eine Diskussion über Produkte und ihre Fälschungen anregen.
Mathias Swoboda/Designforum
"Wir haben versucht aus allen Bereichen Produkte herauszusuchen: aus Küche, Technik, Spielzeug oder Werkzeug", sagt Irene Jäger von designaustria, der Interessensvertretung österreichischer DesignerInnen. Den Hochdruckreiniger gibt’s hier genauso zu sehen wie den Designerstuhl, einen faltbaren Einkaufskorb oder das schwarze Notizbuch. Teilweise ist die Fälschung offensichtlich schief und wackelig, teilweise ist kaum ein Unterschied zu erkennen, in manchen Fällen sieht das Plagiat sogar besser aus als das Original.
Mathias Swoboda/Designforum
Die ausgestellten Produkte stammen zum Großteil aus der Sammlung der Aktion Plagiarius. Das ist ein Negativ-Preis der jedes Jahr in Deutschland für Produktfälschungen vergeben wird. Design Austria hat dann noch ein paar österreichische Beispiele hinzugefügt: Einerseits die federleichte Titanbrille von Silhouette, die bereits in den USA oder in China nachgemacht wurde. Oder die Eisbär-Mütze mit den Haaren auf der Oberfläche. "Diese Mützen werden nicht nur von Firmen plagiiert, sondern von Leuten aus der Region, die solche Mützen selber machen", sagt Jäger. "Der Eisbär-Besitzer hat einen ganzen Dachboden voller Plagiate, die er sammelt."
Bewusstsein für Original und Fälschung
Mit der Ausstellung und den gezeigten Beispielen soll eine Diskussion angeregt werden, meint Irene Jäger, über die Frage des geistigen Eigentums, aber auch darüber, dass solche Nachahmungen den ProduzentInnen und auch den KonsumentInnen schaden können. Sie nennt das Beispiel eines Wasserhahns, den man im Nachbau im Internet um einen Bruchteil des Originalpreises erwerben konnte. "Allerdings war in dieser Armatur ein Bleirohr verbaut. Das war dann gesundheitsschädigend, weil das Wasser bleihaltig war!" Aber nicht nur um die Qualität des Produkts oder die Sicherheit geht es: Hinter vielen Endprodukten steht ja ein langer Entwicklungsprozess, und solche Entwicklungsprozesse neuer Produkte werden mit dem Verkaufspreis finanziert.
Mathias Swoboda/Designforum
Während solche Beispiele einleuchten, ist die Frage des geistigen Eigentums eines Taschentuchs oder eines Notizbuchs schon eher fragwürdig. Wie originär und einzigartig kann so eine Idee wirklich sein? Oder war da einfach nur einer oder eine schneller mit dem Patent? "Da gibt es natürlich viele Graubereiche und die Ausstellung will auch die Diskussion über solche Graubereiche anregen", sage Irene Jäger. "Es sind ja zahlreiche AnwältInnen damit beschäftigt, festzustellen: Wo fängt ein Plagiat an und wo hört es auf? Kann man diese Marke oder jene Form überhaupt urheberrechtlich schützen?"
Mathias Swoboda/Designforum
Die Ausstellung regt jedenfalls zur Diskussion an, das zeigt sich schon bei meinem Besuch, als sich gleich zwei BesucherInnen in mein Gespräch mit Irene Jäger einmischen und von Fälschungen bei elektronischen Sicherungen berichten, die im Ernstfall sogar einen Hausbrand verursachen können.