Erstellt am: 26. 6. 2014 - 13:57 Uhr
PearlJamLive@Wiener Stadthalle
16.000 sollen wir gestern gewesen sein. Der größere Teil wohl langgediente Fans (wir PJ AnhängerInnen gehören zur Spezies "treu-ergeben"). Die älteren Hits gehen gefühlt besser, es gibt zwei Encores, insgesamt ein eher klassisches und wirklich sehr ausdauerndes Rockkonzert. Aber sprechen wir über die subjektiv schönsten Momente.
20.07 Uhr. Alle Lichter sind aus, Pearl Jam betreten die Bühne. Frenetischer Applaus plus Gejohle setzen ein. Berührt irgendwie.
Es folgt Long Road.
Für Setlist-Interessierte gibt's übrigens eine Vedder- Handgeschriebene sowie eine Tippversion inklusive Covernummern-Info.
Als dritter Track folgt Black. Die ganze Halle singt "tattooed everything", erste Rau(s)ch-Schwaden ziehen an mir vorbei, ein langes Gitarren Soli. Bin jetzt ganz angekommen.
Patrick Münnich
Homecoming
Apropos angekommen: Vedder erzählt - auf deutsch, dass sie beim heutigen Durch-die-Stadt-Fahren dachten, wie Wien und Seattle sich doch gleichen. Dann setzte der Regen ein - und es war genau wie in(!) Seattle, ergo zuhause.
Später wird Vedder auch den Soundcheck ansprechen, der nach so gar nichts klang. Die leere Halle mit einer grauenhaften Akkustik. Doch jetzt abends, mit uns allen hier, klinge es grandios. Ergo zuhause, die Zweite! Sind wir hier also doch in Seattle, Ed.
PJ spielen querbeet durchs Schaffen, wenig im Grunde vom aktuellen Album und einiges an Coverversionen. Natürlich wird Mister Young referenziert. Eigentlich ja schon mit den Opener, der zur Mirror Ball Aufnahmesession gehört und auch weil, wie Eddie Vedder weiß, Neil Young in einem Monat bei uns spielen wird. Es herrscht eine feine bis sehr intime Stimmung. Man kennt sich eben. Vedder und McCready gehen ein paar Mal weit Richtung Publikum, die Weinflasche ist mit dabei, kurz tauchen ab und an Poster/Schilder/Flaggen auf (Stichwort: politische Band). Die Bilder der Videowall sind ganz in Konzert-DVD-Ästhetik, abwechselnd in schwarz-weiß und Farbe. Aber gut, dass der Screen da ist, denn die Sicht im Parterre ist ob des Andrangs nicht immer leicht.
Und nett, wie Ament und McCready immer wieder, entspannt, mit ihren Instrumenten zusammenstehen. Wie bei einem Bassena-Tratsch.
Patrick Münnich
Contact-High
Mein Highlight: Rearviewmirror. All-time-favourite. Es wird eine Endlos-Version des Tracks werden. Wunderbar. (Fein übrigens auch die Rats-Interpretation kurz davor).
Und dann gehen Pearl Jam das erste Mal von der Bühne. Es ist dreiviertel zehn - aber wir wissen, dass sie wiederkommen.
Es dauert ein bisschen, bis das Publikum anspringt, aber dann Jubel, und die Band ist wieder da. Der erste Zugaben-Block steht ein bisschen unter dem Motto "Ein Mann und seine Gitarre", hat eine beinahe akustische Anmutung. Vedder spielt an diesem Abend überhaupt viel am Instrument; und sogar Ament legt irgendwann seinen Bass weg und greift zur Gitarre.
Was außerdem bleibt:
Die überdimensionierten Bühnen-Glühbirnen, die, abgesenkt, eine Familien-Gartenfest-Stimmung erzeugen und die am Ende zum spielerischen Element werden, auf dem Vedder herumtobt. Und die Dichte an Karo-Flanells, die so schon lange nicht mehr gesehen wurde. Grins.
Schön ist, dass bereits während der letzten Nummern das Saallicht angeht und wir so langsam, noch mit Musik, hinübergleiten können. Alive, dann ein The Who-Cover. Bis ganz hinauf, zum allerhintersten Sitzplatz, steht, hüpft und sing es. Kurz nach 23 Uhr sind Band wie Publikum glückselig und erschöpft. Freu dich, Berlin, auf heute Abend.