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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

25. 6. 2014 - 01:14

The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 56.

Einwurf! Antwort auf drängende Fragen. Heute: Ist diese WM der Südamerikaner das Ende für Europa? Yes, but no, but yes, but no.

Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.

Die Gesamtübersicht.

Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Klare Sache doch, oder?
Alles läuft für Süd- oder besser noch: Lateinamerika, Europa ist völlig im Eck!
Und die Frage: Wie kommt das denn? Und: Wo führt es hin?

Zunächst: eh.
Letztlich war es 2010 nicht anders. Damals kamen mit Brasilien, Argentinien, Uruguay, und Paraguay die Hälfte der Viertelfinalisten aus Südamerika, plus Mexiko und Chile im Achtelfinal. Allerdings waren es die drei verbliebenen Europäer die dann die Ränge 1 - 3 belegten.
Trotzdem war auch das eine WM der Lateinamerikaner, mit dem vielleicht lateinischstem aller Teams als Gewinner.

Dann: abwarten.
Nur weil jetzt 6 von 8 Achtelfinalisten spanisch/portugiesisch sprechen, heißt das nicht, dass es so weitergeht. Aus den Gruppe E bis H wird nur noch Argentinien fix dazu kommen, für Ecuador und Honduras sieht es schlechter aus. Und mehr war da nicht - die Ballung in der oberen Hälfte hat das Bild verzerrt.
Außerdem werden sich im Achelfinale zumindest zwei vertschüssen, weil sie gegeneinander kommen - sieht also nicht unbedingt so aus, als würde der Viertelfinal-record von 2010 gehalten werden können.

Aber: doch, spielerisch ist etwas bemerkenswertes passiert.
Spielfreude, die klassische, dem für uns exotisch anmutenden Südamerikaner zugeschrieben, hat sich mit der in den europäischen Ligen erworbenen professionellen Härte und Dynamik des modernen Fußballs gepaart und wird jetzt nicht nur von den üblichen Verdächtigen, sondern von neuen Darlings wie Chile oder Kolumbien fast schon in Perfektion dargeboten, atmet echte Weltklasse.

Und deshalb, auch wieder: nein, nix passiert.
Kein Beinbruch zumindest für Europa.
Denn die Stars, nicht nur die aus Brasilien und Argentinien, sondern auch die aus Kolumbien, Chile und Uruguay, die spielen ja in Europa, die sind die Helden der großen Ligen im fußballerischen Zentrum der Welt - und das ist und bleibt Europa; Globalisierung hin oder her - dort wo das große Geld daheim ist, spielt die lauteste Musik.
Die Akteure, die in den südamerikanischen Ligen ihr Geld verdienen, sind in ihren Nationalteams eher die Ergänzungsspieler; oder heimgekehrte Ex-Legionäre. Gilt zb auch für Costa Rica. Nur Mexiko durchbricht diese Regel partiell.

Schließlich aber doch wieder; doch!
Denn die 20, 25% der Lateinamerikaner, die aus den eigenen Ligen kommen, und das was die Erfolge bei dieser WM am frischer Brise und neuem Image ausstrahlen, kann auch einen Boom in den eigenen Hinterhöfen, den eigenen oft zu wenig geschätzten Ligen bedeuten.

Vor allem, wenn der WM-Titel am Kontinent bleibt und nicht allererstmals dann doch an ein europäisches Durchmogler-Team geht. Denn das will irgendwie eh keiner.