Erstellt am: 24. 6. 2014 - 21:28 Uhr

The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 55.

Der letzte Akt in Gruppe C: Griechenland nervt. Es will und will einfach nicht weggehn... #GREvsCIV

Das Ende der Gruppe C:

Griechenland ist der unverdienteste Achtelfinalaufsteiger vielleicht aller Zeiten: destruktiv, öde, Dienst nach Vorschrift - da hat jedes Provinz-Finanzamt mehr Leben. Dass der Aufstieg noch dazu mit dem unbegründestem Elfer aller Zeiten erfolgt, macht die Geschichte noch elender.

Allerdings hat sich die Elfenbeinküste auch selber rausgekegelt: die gruppentaktisch schwächste, die laufärmste Mannschaft des Turniers zeigte im letzten Match auch noch physische und psychische Probleme, kam lange nicht ins Rollen, blieb ideenarm und konnte ihren einzigen jahrelangen Benefit, ihre individuelle Klasse nicht ausspielen.
So wie diese Vorrunde das Ende einer Ära für Spanien wie wohl für Portugal war, das Ende einer Ära auch für Italien, das Zeichen für einen Umbruch für England oder Kamerun, ist dieses Resultat das Ende der goldenen Generation der Elefanten aus der Côte d'Ivoire, der generation Drogba.

Diese Gruppe hatte aber ohnehin keinen zweiten Aufsteiger verdient - so tapfer Japan eben dem Vernehmen nach gegen Kolumbien angerannt war, so wenig durchschlagskräftig war diese nominell sehr gut aufgestellte Mannschaft. Es war vielmehr in Rückfall in alte Zeiten, als man Japan gute Technik, Ideenreichtum und Verve konstatierte, sie aber deutlich zu höflich waren, um sich in einem Mannschaftssport, der auch unangenehme Entscheidungen braucht, durchsetzen zu können.

Einzige leuchtende Ausnahme: Jose Pekermans Kolumbien. Eine große Mannschaft, die zurecht an der Spitze steht. Zwei tolle Matches als es noch um etwas ging, jeweils einige Minuten totalen Zauberfußballs durften wir da erleben. Und auch heute mit dem B-Team: sicher abvolliert. Dazu noch der tolle Moment der Einwechslung von Goalie Faryd Mondragon, dem hiermit ältesten Spieler der WM ever, der mit den Tränen kämpft.

Und dann noch diese absurde Schlussphase...

Plötzlich versammeln sich die Griechen vorndrin, und suchen ihre letzte Chance. Ich staune.

In Min 78 ersetzt 17 Gekas Kapitän Karagounis, der die Schleife an Salpingidis übergibt. Und es geht noch ein Kapitän, Drogba runter, der ist kaputt, 14 Diomande ein Mittelfeldspieler kommt. Kapitän ist jetzt ein Toure.

Also: die Elefanten gehen wieder auf 4-3-3 retour. In Minute 83 kommt noch 21 Sio für 10 Gervinho, ein Flügeltausch.
Griechenland (Torosidis flankt versehentlich an die Stange) steht jetzt seinersweits 4-2-4: Gekas im Zentrum neben Samaras, Salpingidis weiter rechts, Lazaros links. Samaris hilft Maniatis im Zentrum.

Kolumbien besiegt im Parallelspiel Japan, das ist mittlerweile sicher.

In der 92. kriegen die Griechen dann einen Elfer, weil Samaras in den Rasen tritt, Sio hat nichts getan. Weia.
Schießt Samaras jetzt Griechenland ins Achtelfinale? Eltertor 2:1 Sieg, Ende-Gelände.

Halbzeit 2 und das langsame Comeback der Ivorer

Die Ivorer setzen etwas mehr Druck hinter ihre Aktionen, verlegen sich jetzt auf Tempovorstöße, wollen den Ball ins Tor tragen, Gervinho vor allem, das ist recht einfallslos.

Es ist ein bewegungs- und pressingloses Spiel zweier alt wirkender Teams, die beide nur das Nötigste tun; können. Die Griechen lassen den Gegner fast bis zum 16er recht ungehindert durch, verlassen sich auf die engere Abwehr und spielen nur noch auf Konter, Lazaros vergibt einen guten, Salpingidis schießt einmal scharf, einmal fängt sich Kalou gelb ein.

61.: 12 Wilfried Bony kommt für Pechvogel 9 Tiote, sieht nach einem 4-2-4 aus. Bony spielt neben Drogba im Sturm-Zentrum. Kalou erwacht aus seiner Lethargie.

Und wieder ein Lattenweitschuss der Griechen: (69.) von Karagounis. Die Griechen sind im Konter genauer als die Ivorer im Angriff. Serey Die würgt den nächsten Konter ab und sieht gelb.

In der 74. dann endlich ein Angriff mit Gesicht, über halblinks setzt sich Gervinho durch, Pass in die Mitte auf Bony - 1:1. Schuld ein Abwehr-Lapsus der Griechen, ein Mann war zu weit hinten gestanden, weshalb gervinho durchlaufen konnte. Ich würde nicht sagen dass es sich abgezeichnet hat, aber genau das ist die (aktuell leider so ziemlich) einzige Qualität, über die die Ivorer noch verfügen: Torgefahr durch Tempoläufe und Querleger in die Mitte.

Halbzeit 1: Griechen kontern Ivorer aus

Die Griechen stehen zuerst einmal 4-3-2-1, dann aber gleich 4-2-3-1 und zwar wie es ihre Art ist offensiv, wie defensiv.

Die Elfenbeinküste wie zu erwarten war. Nur dass Serey Die sich öfter als bisher zwischen die Innenverteidiger zurückfallen lässt.

Kone muss schon nach 12 Minuten verletzt raus, 22 Samaris kommt für ihn, und hat sichtbar nicht denselben Druck in derselben Position, aus dem anfänglichen 4-2-3-1 wird schnell ein 4-3-3: Samaris nimmt nun neben Maniatis Platz.
Zu meiner Überraschung kommt vorne Samaras durch die Mitte, Salpingidis ist ein Rechtsaußen, Lazaros links. Kone war direkt hinter/fast neben Samaras. Samaris orientiert sich erst später dorthin, macht ein 4-2-1-3 draus.

Tormann Karnezis ist schon früh angeschlagen, Ersatz wäre 12 Panagiotis Glykos von PAOK. Und in der 24. kommt der schon zweite verletzungsbedingte Wechsel.

Die Elfenbeinküste erreicht Platzhoheit, ohne aber zu herauskombinierten Chancen zu kommen - zu verhalten ist das Spiel der Grünen bislang. Die wenigen schnellen Spielzüge versickern in der griechischen Abwehr. Und dann auch noch gelb für Drogba.

Die Griechen machen sich mit vereinzelten Kontern bemerkbar, einen setzt Holebas nach einem tollen Quersprint gar an die Latte (33.) und dann in Minute 43 nützt Samaris einen eklatanten Fehler (Holper-Rückpass) von Tiote, doppelpasst mit Samaras und schießt gegen den zu früh liegenden Barry sicher ein.

Das war bislang schlicht und ergreifend zu wenig und zu ungenau von den Ivorern. Yaya Toure setzt mit einem tollen Solo erst danach den ersten Markierungspunkt.

Und es war insgesamt bislang echt so wie bei your average Bundesligaspiel... Wenigstens ist im Parallelmatch Japan noch in der Verlosung: 1:1 zur Pause.

Ausgangsposition in Gruppe C:

Kolumbien ist mit zwei Siegen fix qualifiziert und nur dann nicht Gruppensieger, wenn es deutlich verliert und die Cote d'Ivoire deutlich gewinnt. Jeder Punktgewinn reicht hingegen für Platz 1 - der allerdings zum Spiel gegen Uruguay, und nicht gegen Costa Rica führt.

Japan hat nur bei einem Sieg gegen Kolumbien und einem auch noch günstigen Ergebnis im Parallelspiel eine Chance, wenn etwa Griechenland die Ivorer nur knapp besiegt, sie selber aber ordentlich zulangen. Oder bei einem Remis im anderen Spiel, während sie selbst mit zwei Toren Unterschied gewinnen. Sieht also schlecht aus.

Deshalb auch die Konzentration auf #GREvsCIV

Die Elfenbeinküste ist bei einem Sieg durch. Auch bei einem Remis, wenn Japan nicht voll durchzieht.

Griechenland muss gewinnen und hoffen dass Japan nicht gewinnt.

Die Aufstellungen

Griechenland in weiß mit
1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis Papastathopoulos, 20 Holebas/Cholevas; 2 Maniatis, 10 Karagounis (K); 8 Panagiotis Kone; 14 Salpingidis, 7 Samaras, 16 Lazaros Christodoulopoulos

Das könnte ein 4-4-2 werden, kommt drauf an wo Kone (der alles kann) und Lazaros, der Neue hingestellt werden -> wird dann ein 4-2-3-1.
9 Mitroglu ist verletzt, Kapitän Katsouranis gesperrt, 5 Fetfatzidis und 17 Gekas sind raus. Gefährdet sind Sokratis, Torosidis, Samaras und Salpingidis

Elfenbeinküste in grün mit
1 Barry; 17 Aurier, 4 Kolo Toure, 22 Bamba, 3 Boka; 9 Tioté, 19 Yaya Touré, 20 Serey Die; 10 Gervinho, 11 Drigba (K), 8 Kalou

5 Zokora ist gesperrt, ihn ersetzt der große alte Kolo Toure, Bruder des Yaya. Die beiden mussten während der WM die Nachricht vom krankheitsbedingten Tod ihres Bruders Ibrahim verkraften. 15 Gradel und 12 Bony müssen Drogba und Kalou weichen, alles nicht weiter überraschend. Gelbe Gefahr für Sol Bamba und Sheik Tiote.

Estádio Castelão, Fortaleza. SR Carlos Vera aus Ecuador, heiß ist es, 30 Grad.

Was vor dem Match zu sagen ist

Jetzt, nach drei bereits erledigten Gruppen stellt sich bei den Spielen der Gruppe C, in denen es um Platz 2 hinter Kolumbien geht, in Relation etwa so viel Vorfreude ein, wie vor einer durchschnittlichen Bundesliga-Runde. Bis dato hatte ich Chile und Mexiko, über die mich freuen, Brasilien und Holland über die ich mich ärgern konnte, ließ mich von Costa Rica erstaunen, durfte mit England und Spanien mitleiden und musste zuletzt bei Italien gegen Uruguay meine Sympathien mitten im Spiel neu verteilen.
In Gruppe C hatte ich von Anfang an nur Kolumbien; und die sind schon fix durch und werden entweder ein B-Team oder eine zwar gut gelaunte aber nicht mit dem nötigen Ernst auftretende Truppe hinstellen.
Der Rest aber sind Japan, die Elfenbeinküste und Griechenland. Dass einer dieser drei ins Achtelfinale darf, ist eigentlich eine Frechheit. Aber bitte. Zu den Fakten.

Griechenland nervt.
Immer.
Und auch hier wieder.
Geh weg!

In Match 1 spielte Fernando Santos mit 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis Papastathopoulos, 20 Holebas; 2 Maniatis, 21 Katsouranis (K), 8 Panagiotis Kone; 14 Salpingidis, 17 Gekas, 7 Samaras.

In Spiel 2 waren es 1 Karnezis; 15 Torosidis, 4 Manolas, 19 Sokratis Papastathopoulos, 20 Holebas/Cholevas; 21 Katsouranis (K); 15 Fetfatzidis, 2 Maniatis, 8 Panagiotis Kone, 7 Samaras; 9 Mitroglu.

Egal ob 4-3-3 oder 4-1-4-1 - der Ansatz ist destruktiv, reaktiv und vor allem elendiglich fad.
Geh weg!

Kapitän Katsouranis hat das schon beachtet, danke, er ist gesperrt, ihn wird der andere Öhi, Karagounis beerben. Wenn Santos im letzten Spiel, das er gewinnen muss, eine richtig offensive Elf rausschickt, dann jogg' ich nackert um meinen Block.

Gegner ist die Côte d'Ivoire, die Elfenbeinküste, eine Mannschaft, die deutlich über ihrem Zenit ist, die es 2006 und 2010 eigentlich hätten schaffen können, aber immer in echten Todesgruppen landeten. Diesmal sind sie in Gruppe C, der Gruppe von Kolumbien und drei Blutleeren. Ausgleichende Gerechtigkeit halt.

Spiel 1 bestritt Sabri Lamouchi mit 1 Barry; 17 Aurier, 5 Zokora, 22 Bamba, 3 Boka; 9 Tioté, 19 Yaya Toure (K), 20 Serey Die; 10 Gervinho, 12 Bony, 8 Kalou.
11 Drogba kam erst in Halbzeit 2. 13 Didier Ya Konan verletzte sich.
Match 2 liefen 1 Barry; 17 Aurier, 5 Zokora, 22 Bamba, 3 Boka; 9 Tioté, 19 Yaya Touré (K), 20 Serey Die; 15 Gradel, 12 Bony, 10 Gervinho auf
Wieder kommt Drogba (ebenso wie Salomon Kalou) erst später. Im Gegensatz zum Japan-Spiel, wo seine Einwechslung den Drehmoment bringt, bleibt er gegen Kolumbien wirkungslos.

Gegen einen einfallslosen Gegner wie Griechenland werden die orangen Elefanten (die ihr 4-3-3 nicht verlassen werden) nicht anders können als offensiv zu agieren. Was für böse Konterüberraschungen sorgen kann. Andererseits wäre es auch denkbar, dass sich die Ivorer in diesem Match, mit dem sie alles (und zwar den größten Erfolg ihrer Geschichte) klarmachen können, in dem sich eine bereits überwuzelte Ü30-Generation zumindest ein kleines Denkmal, ein kleines Podesterl bauen könnte, auch zu einer alles überrollenden Glanztat aufschwingen.

Sicherheitshalber noch kurz zu Japan

Alberto Zaccheroni hatte bislang nur mäßigen Erfolg, was wenig mit dem eleganten 4-2-3-1, aber mehr mit Matchplan, Einstellung und fehlender Verve zu tun hat.
Spiel 1 (verloren gegen Elfenbeinküste) war mit 1 Kawashima; 2 Uchida, 6 Morishige, 22 Yoshida, 5 Nagatomo; 16 Yamaguchi, 17 Hasebe (K); 9 Okazaki, 4 Honda, 10 Kagawa; 18 Osako.
Spiel 2 (mattes Remis gegen die Griechen) war mit 1 Kawashima; 2 Uchida, 22 Yoshida, 15 Konno, 5 Nagatomo; 17 Hasebe (K), 16 Yamaguchi; 13 Ōkubo, 4 Honda, 9 Okazaki; 18 Osako.

Vor allem die Stars in der Offensive stehen in der Kritik - ich sehe aber auch von den anderen keine - oder zu geringe - Impulse.