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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

24. 6. 2014 - 16:59

The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 54.

Kleines Finale der Ex-Weltmeister oder: wer war jetzt hier der Zombie? Nicht Uruguay, sondern Italien #ITAvsURU

Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.

Die Gesamtübersicht.

Gestern gab's die letzten Gruppenspiele für A und B. Nederland - Chile und Kroatien - Mexiko hab ich gecovert, die Parallelspiele Australien - Spanien und Kamerun - Brasilien nicht. Vielleicht später noch, wegen mangelnder Bedeutung für den weiteren Verlauf, aber wohl eher nicht.

Tag 11 mitBelgien - Russland und Südkorea - Algerien sowie USA - Portugal

Tag 10: Argentinien - Idan, Deutschland - Ghana und Nigeria - Bosnia

Tag 9: Italien - Costa Rica dann Schweiz - Frankreich und schließlich Honduras -Ecuador.

Tag 8: Kolumbien - Cote d'Ivoire und Japan - Griechenland sowie Uruguay - England
Tag 7 brachte Kamerun - Kroatien, Australien - Niederlande und Spanien - Chile.

Tag 6: mit dem ersten Spiel der 2. Runde, Brasilien - Mexiko, dann noch mit Belgien - Algerien und Russland - Südkorea.

Tag 5 hatte Deutschland - Portugal, die erste Nullnummer bei Iran- Nigeria und dann noch Ghana - USA.

Tag 4 brachte die Schweiz - Ecuador, dann Frankreich - Honduras und schließlich das denkwürdige Argentinien - Bosnien.

Das sind die Spiele von Tag 3: Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica & Italien - England & Cote d'Ivoire - Japan.

Das war die Eröffnung mit Brasilien gegen Kroatien und die Spiele von Tag 2: Mexiko - Kamerun, Spanien - Niederlande und Chile - Australien

Vorab-Einschätzungen der 32 Teilnehmer: England, USA und Australien - Belgien und die Niederlande - Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria . Frankreich und Algerien - Deutschland - Argentinien und Uruguay - Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland - Iran, Japan, Süd-Korea - Mexiko, Costa Rica und Honduras - Brasilien - Italien und die Schweiz - Kolumbien, Ecuador und Chile - Spanien und Portugal

Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Das Ende der Gruppe D:

Zwei Ex-Weltmeister sind raus. Und wieder zwei Europäer, nach Kroatien und Spanien jetzt England und Italien.

Italien hat am Besten von allen angefangen und am Schlechtesten von allen aufgehört. Wo zu Beginn rollende Angriffe und alle strategischen Tugenden Großes zu verkünden schienen, blieb finalemente wieder nur die laue Übervorsicht, die Konzentration auf zu viele gleichartige, nur kontrollierende Akteure, die keine Bindung mehr zur Offensivabteilung finden konnten.

Uruguay ist nach einem erstklassigen Begräbnis in Spiel 1 auferstanden, hat die todbringenden Symptome (das flache 4-4-2, der destruktive Ansatz, das Beharren auf überalterte Leute wie Lugano und Forlan) überwunden, sich neu erfunden und ist mit Wucht (Suarez), Cleverness (Tabarez' Umstellungen), Geduld (Verschleppen der gesamten 1. Halbzeit heute) und dem nötigen Glück (bei fast allen Toren) zurückgekommen. Gruppenplatz 2.

Rang 1 für Costa Rica, das sich heute im für sie schon bedeutungslosen Spiel gegen England nicht mit Ruhm bekleckert haben soll (0:0) - dafür aber Uruguay und auch Italien mit einem fordernden 5-2-3 den Nerv gezogen und beide Spiel letztlich verdient gewonnen hat.

Es fällt überhaupt auf wie taktisch durchdrungen diese Todesgruppe war: drei Mannschaften (zumindest teilweise) mit genau kalkulierter Fünfer-Abwehr, das gabs anderswo nicht.

Anderswo wäre England wohl weiter - in Gruppe H, C oder F - hier scheiterte man mit nur einem erreichten Punkt. Immer knapp. Immer mit fliegenden Fahnen, immer mit Anstand und guter Leistung. Ich verstehe was Rooney meint, wenn er sagt England müsse schmutziger spielen - er drückt sich patschert aus, er meint cleverer, strategisch noch ausgereifter, auf die zentralen Druckpunkte im Spiel pressender. Er hat recht. Und wenn die Entwicklung so weitergeht, wird England das in zwei Jahren schon viel besser können. Meine EM-Wette steht ja schon...

Und in der Schlussphase wechselt die Zombie-Rolle...

Italien sieht jetzt alt aus. Einen Vorsicht-Spieler wie Parolo und nicht Candreva einzuwechseln war wohl nicht so schlau. Defensiv steht man mit 5-3-1 gut (Verratti jetzt rechts, Parolo links vor Pirlo), offensiv findet kein Kombinationsspiel statt.

In Minute 71 muss 17 Immobile raus, für ihn kommt 10 Cassano, der etwas mehr Bindung zum Spiel finden soll. Dann muss Verratti verletzt raus, für ihn kommt 5 Thiago Motta - jetzt stehen drei Sechser vor der Abwehr; alle zwar mit tollen Fähigkeiten - aber trotzdem, das klingt nach 0:0 absichern und hoffen, dass der irre Cassano vorne was reißt. Schändlich, Prandelli! Gelb für De Sciglio

Uruguay hat jetzt das Heft in der Hand, flankt aber noch zu viel statt sich durchzulaufen. 18 Gaston Ramirez kommt für 20 Cristian Rodriguez in Minute 77, ein deutlich offensiverer Mann. Danach Kopfstoß Suarez und Ellbogen-Konter Chiellini, erbärmlich beide.

In Minute 81 dann die verdiente Führung: Kopftor Godin nach Corner, banal, aber zum Spiel passend, 0:1.

Jetzt ist Italien der Zombie, eine schon zur Halbzeit deutlich zu destruktiv hingestellte Mannschaft in Unterzahl - Uruguay lebt und reißt jetzt das Stadion zu Jubelorgien hin. Defensiv steht man jetzt 4-1-3-2 (mutig), offensiv ist jetzt eh nur noch der Konterball auf Suarez gefragt.

5 Minuten Overtime - und seltsamerweise will ich jetzt gar nicht mehr, dass Italien ausgleicht. Das war heute noch enttäuschender als das eh schon müde 2. Spiel.
Uruguay ist gegen England mühsam aus der Intensivstation gekommen und reißt sich grade die Schläucher aus dem Arm.
Steht wieder, lebt. Das beste Comeback seit Lazarus.

Taktische Komplettumstellung in Halbzeit 2

Prandelli zieht die Notbremse, nimmt den durchgeknallten 9 Balotelli vom Platz und schickt 18 Parolo rein, also einen Mittelfeldspieler für eine Spitze.
Chiellini schiebt De Sciglio links weit nach vorne. Italien steht jetzt defensiv 5-4-1, offensiv 3-2-4-1.
Marchisio ist neben Pirlo zurückgerückt, Verratti darf jetzt im rechten Raum ein wenig offensiver spielen, Parolo links. Letztlich hat man aber eben doch nur vier Secher/Achter hinter Immobile; nur die beiden Außenverteidiger als Flügel sind noch richtige Offensivdenker.

Und auf der anderen Seite kommt 16 Maxi Pereira für 14 Lodeiro. Tabarez will jetzt wohl seine Fünfer-Abwehr mit Spezialisten durchziehen. Jetzt macht das, was vor der Pause notdürftig zusammengeschustert wurde, besseren Sinn: Uruguay jetzt mit Maxi rechts und Alvaro links, davor ein Dreiermittelfeld mit den jetzt einrückenden Gonzales und Rodriguez - und vorne Cavani immer ein wenig hinter Suarez. Caceres bleibt linker Innenverteidiger in der Dreier-Kette, Gimenez der rechte, hat jetzt Immobile an der Backe. Ein 5-3-2 also.

19:04 geht's los und schon hat Arevalo eine Karte.

Strategisch neutralisiert man sich jetzt also komplett - mit Anlauf einer ganzen Halbzeit. Weswegen jetzt ein gleichwertiges Gegeneinander entstehen könnte; und es in Ansätzen auch tut.

In Minute 59 sieht Marchisio rot, weswegen ist unklar, es war ein ganz normales Foul. Lächerlich. Der Schiri interpretiert das Reingehen als Tritt gegen den Unterschenkel, naja.

Damit ist die Spielanlage aber nicht über den Haufen geworfen - Italien kann es auch mit einem weniger.
Uruguay bringt einen Neuen: 11 Stuani kommt für 6 Alvaro Pereira (63.) - stellt Tabarez jetzt wieder um? Zuzutrauen wärs ihm.

Uruguay will jetzt mit einem offensiven 4-4-2 Druck machen. Maxi rechts, Gimenez-Godin zentral, Caceres wieder links, Arevalo als Sechser, Gonzales bzw Rodriguez als Achter in den Halbräumen, Stuani frei hinter Suarez-Cavani.

In Minute 65 der erste echt gefährliche Suarez-Schuss, den Buffon grade noch einmal rauskitzelt.

Uruguay nimmt die Halbzeit 1 von der Match-Uhr

Italien hat nur einen Sechser vor der Abwehr (Pirlo) und zwei Achter in den Halbpositionen (Verratti rechts, Marchisio links) - die Außenverteidiger (Darmian bleibt rechts, De Sciglio muss auf links) bewegen sich offensiv sofort auf etwa deren Höhe - das macht dann ein 3-1-4-2. Immobile eher links, Balotelli eher rechts. Bonucci ist Zentral-Verteidiger, Barzagli rechts, Chiellini links neben ihm in einer Dreier-Kette.
Defensiv schiebt sich das schnell in ein 5-3-2 zusammen. Sieht feldbeherrschend aus in den ersten Minuten, macht das Spiel auch sehr breit.

Uruguay verhält sich trotz der Ausgangsposition wie der zurückhaltende Außenseiter. Defensiv steht man schon mal schnell 6-3-1, nur Suarez darf vorne bleiben. Cavani arbeitet viel nach hinten, und auch die beiden Außen (Gonzales und Rodriguez) haben viele Defensivjobs zu verrichten, rücken gern und oft als fünfter in die Abwehrkette. Nur Lodeiro hat ein paar wenige Freiheiten. Das mögliche 4-1-3-2 ist in den ersten 15 Minuten genau nie zu sehen.

Unter anderem deshalb steht das Spiel mittlerweile. Ich schätze, dass Uruguay so die 1. Halbzeit komplett von der Uhr nehmen will; Italiens Gegenwehr wird enden wollend sein, 1) weil man mit dem Remis eh zufrieden ist und 2) weil man sich die Entscheidung auch in kürzerer Zeit zutraut.

In Minute 23 zieht Balotelli die Matchsperre fürs mögliche Achtelfinale - überflüssiges Foul, zweite Karte im Turnier; das sind eben die Schattenseiten dieses selbsternannten Fußballgenies, das entsprechende Beweise, die über Posen hinausgehen, noch schuldig ist. Heute jedenfalls ist so ein mit-dem-falschen-Fuß-aufgestandener Balotelli-Tag samt muffigem Gemaule. Und es ist ansteckend, die Fehlpass-Quote der Blauen steigt. Immerhin: die Laufwege der Angreifer bei Vorstößen stimmen, verwirren die gegnerische Abwehr, zeigen das Potential dieser Mannschaft.

Hängt Caceres seit der Karte als Manndecker an Balotelli dran, um ihn so zu einem Ausschluss-Foul zu bewegen? Sieht fast so aus. Balotelli zeigt Wirkung,wird zunehmend irrer. Prandelli redet auf ihn ein.

Wenn Uruguay etwas unternimmt, dann über Alvaro Pereira links - rechts und zentral kommt nix. Mehr als Zufallsaktionen - eine davon muss Buffon zweifach klären (33., gegen Suarez und Lodeiro) - entstehen dadurch nicht.

Caceres ist im Zentrum geblieben, als Störfaktor. Ich gebe zu: darauf was auf der Rechtsverteidiger-Position passiert, hab ich bislang nicht geachtet, auch weil über die Seite nichts passiert ist. Ich denke, Tabarez hat einfach umgestellt - auch auf eine Dreierkette mit Gimenez halbrechts und Caceres halblinks vor Kapitän Godin - Caceres mit der Spezialaufgabe Balotelli beschäftigt. Und einem 5-4-1, zumindest defensiv. Mit Gonzales als Not-Rechtsverteidiger.

Ausgangsposition in Gruppe D:

Der Sieger aus Italien - Uruguay ist im Achtelfinale. Italien reicht wegen der leicht besseren Tordifferenz auch ein Remis. Der Sieger kann auch Gruppen-Erster werden, wenn Costa Rica verliert, und man mit mehr als zwei Toren Differenz gewinnt, oder Costa Rica hoch verliert.

Costa Rica ist fix weiter, bei jedem Punktgewinn als Gruppensieger, England ist draußen, kann bei einem Sieg aber eventuell noch Platz 3 belegen.

Die Aufstellungen

Italien, in azurblau, mit:
1 Buffon (K); 4 Darmian, 15 Barzagli, 19 Bonucci, 3 Chiellini, 2 De Sciglio; 23 Verratti, 21 Pirlo, 8 Marchisio; 9 Balotelli, 17 Immobile

Das ist die angesprochene Überraschung von Cesare Prandelli: Sieht nach einer Fünfer-Abwehr aus mit Darmian und De Sciglio auf den Seiten, zwei Sechsern und Marchisio hinter den Spitzen. Oder, falls sich Immobile seitlich einordnet, dann auf der anderen. Also ein 5-2-1-2 oder ein 5-2-3.

Dass Verratti statt 5 Thiago Motta kommen würde, war vorauszusehen, dass er aber quasi auch 16 De Rossi ersetzt, wow! 6 Candreva fällt dem Immobile-Einsatz zum Opfer. Gelbbelastet ist nur Balotelli.

Uruguay in weiß mit ein wenig lichtblau mit

1 Muslera; 22 Martin Cáceres, 13 Giménez, 3 Godín (K), 6 Álvaro Pereira; 20 Álvaro González, 17 Arévalo Ríos, 14 Lodeiro, 7 Cristian Rodríguez; 21 Cavani, 9 Luis Suárez

... also genau wie in Match 2, keine Umstellungen, wieso auch? Mit Arevalo nur ein Sechser, Lodeiro ist ebenso offensiv wie die Außen Gonzales und Rodriguez, macht also ein 4-1-3-2.
Maxi Pereira muss draußenbleiben, gelbbelastet sind Godin und Caceres.

Spiel im Estádio das Dunas in Natal, Schiri ist Marco Antonio Rodríguez aus Mexiko. Es ist bewölkt, heftiger Regen aber möglich.

Was vor dem Match zu sagen ist

Im Parallelspiel geht es für England um einen guten Abschied, der mit einer (zumindest teilweisen) B-Elf duchgezogen werden soll. Allerdings ist dem Vernehmen nach der vielleicht letzte Auftritt von Gerrard-Lampard geplant, zumindest zusammen im zentralen Mittelfeld, wo sie miteinander ja nie glücklich wurden.
Gegner Costa Rica ist durch, da geht es nur noch um Platz 1.

Deshalb alle Augen auf der Derby zwischen Italien und dem auch teilweise italophil geprägtem Uruguay, wo es um den zweiten Aufstiegsrang geht.

Italien hat ein sehr sehr (fast möchte ich sagen sehr sehr sehr) gutes 1. Spiel hingelegt, die in spielerischer und physischer Hinsicht durchaus gleichwertigen Engländer mit ihrer Intelligenz, ihrer höheren Anpassungsfähigkeit an die situative Entwicklungen und ihre bessere Strategie besiegt. In einem Match auf allerhöchstem Niveau.

Italien ist dann in Spiel 2 in eine völlig unerwartete Schockstarre gefallen, konnte keinen einzigen der eben genannten (also vorhandenen) Vorzüge wirklich abrufen und musste sich dem krassen Außenseiter, dessen Fähigkeiten seit seiner Eröffnungspartie aber für jedermann sichtbar waren, geschlagen geben. Bedenkluch war vor allem, dass weder Prandelli noch die von ihm gebrachten Spieler ihre Strategie zu ändern vermochten. Das war eine völlig neue Erfahrung.

Spiel 1 bestritt Prandelli mit 12 Sirigu; 4 Darmian, 15 Barzagli, 20 Paletta, 3 Chiellini; 16 De Rossi, 21 Pirlo (K), 23 Verratti; 6 Candreva, 8 Marchisio; 9 Balotelli - also in einem 4-3-2-1 mit dem rechts massiv vorstoßenden und sich dann in einen echten Rechtsaußen verwandelnden Darmian, der gemeinsam mit Candreva die englische Abwehr zerriss. Links tat Chiellini nichts von all dem.

Für Spiel 2 kehrte der angeschlagene Kapitän zurück - 1 Buffon (K); 7 Abate, 15 Barzagli, 3 Chiellini, 4 Darmian; 5 Thiago Motta, 16 De Rossi, 21 Pirlo; 6 Candreva, 8 Marchisio; 9 Balotelli.
Die einzige relevante Umstellung: Darmian rückte nach links und blieb dort blasser als Abate, der ihn rechts ersetzte. Der Gegner aus Costa Rica unterband jedenfalls das Flügelspiel recht rigoros. Motta brachte zudem nicht denselben Druck wie Verratti in Match 1 zustande, dafür war Chiellini innen deutlich sicherer als Paletta.

Für Match 3 erwarten die Experten eine Umstellung zu einem 4-4-2, besser einem 4-2-2-2, einer Formation, die Italien im letzten Jahrzehnt bei einigen Turnieren gespielt hat. Immobile soll neben Balotelli rücken, Candreva und Marchisio auf den Halbpositionen dahinter, Pirlo und De Rossi in der Zentrale. Ich halte einen Rückgriff Prandellis auf die Rechtslastigkeit von Spiel 1 (er würde damit die linke Abwehrseite von Uruguay, womöglich einen Schwachpunkt, sofern er mit Alvaro Pereira besetzt ist, angreifen) aber auch eine ganz neue windschiefe Idee für genauso möglich.

Uruguay hat in Spiel 1 eine sehr sehr (ich möchte fast sagen sehr sehr sehr) schlechte Figur gemacht, alles gezeigt, was man von einer überalterten Mannschaft mit deutlich überm Zenit befindlichen Stars falsch machen kann: zu langsam, zu statisch, zu ideenarm war dieses flache 4-4-2 von Oscar Washington Tabarez mit 1 Muslera; 16 Maxi Pereira, 2 Lugano (K), 3 Godín , 22 Cáceres; 11 Stuani, 5 Gargano, 17 Arevalo Rios, 7 Cristian Rodríguez; 10 Forlan, 21 Cavani.
Superstar Luis Suárez war noch nicht fit genug, kam aber für Spiel 2 zurück Durch die Sperre von Maxi Pereira und die Verletzung von Kapitän Lugano ergab sich dann dieses Uruguay 2.0: 1 Muslera; 22 Martin Cáceres, 13 Giménez, 3 Godín (K), 6 Álvaro Pereira; 20 Álvaro González, 14 Lodeiro, 17 Arévalo Ríos, 7 Cristian Rodríguez; 21 Cavani, 9 Luis Suárez.

Mit Gimenez, dem einzigen "Jungen" in dieser Elf kam ein verbesserter Spielaufbau von hinten, der kreative Lodeiro statt des Blockers Gargano brachte das Mittelfeld besser in Offensivschwung - vor allem aber Luis Suarez, der den leichenblassen Forlan ersetzte, brachte eine 180-Grad-Drehung zustande. An ihm richtete sich die Mannschaft wieder auf; auf ihn wurden wüste Pässe geschlagen, die er trotzdem verwerten konnte, durch ihn floss neues Leben in einen bereits zum Zombie gewordenen Mannschaftskörper. So wurden die - zum zweitenmal - durchaus gleichwertigen und wieder all ihre neuen Vorzüge vorstellenden Engländer bezwungen.

Ob sich diese Operation am offenen Körper noch einmal ausgeht, ob Uruguay endgültig wieder ins Leben zurückkehren kann, wird die Schicksals-Partie gegen Italien weisen. Ich trau mich keine Prognosen mehr zu stellen (obwohl ich bei Uruguay eine Trefferquote von eh 50% habe) - nicht weil ich davon überzeugt bin, dass die Zeit der Südamerikaner abgelaufen bin, sondern weil ich noch unter dem Schock des strategischen Versagens der in dieser Hinsicht praktisch nie fehlenden Italiener stehe.