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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

22. 6. 2014 - 20:15

The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 50.

Für den Sieger ist das Achtelfinal-Tor weit offen: wer traut sich's zu? Algerien! Und dann auch Südkorea! #KORvsALG

Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.

Die Gesamtübersicht.

Gestern: Argentinien - Idan, Deutschland - Ghana und Nigeria - Bosnia

Tag 9: Italien - Costa Rica dann Schweiz - Frankreich und schließlich Honduras -Ecuador.

Tag 8: Kolumbien - Cote d'Ivoire und Japan - Griechenland sowie Uruguay - England
Tag 7 brachte Kamerun - Kroatien, Australien - Niederlande und Spanien - Chile.

Tag 6: mit dem ersten Spiel der 2. Runde, Brasilien - Mexiko, dann noch mit Belgien - Algerien und Russland - Südkorea.

Tag 5 hatte Deutschland - Portugal, die erste Nullnummer bei Iran- Nigeria und dann noch Ghana - USA.

Tag 4 brachte die Schweiz - Ecuador, dann Frankreich - Honduras und schließlich das denkwürdige Argentinien - Bosnien.

Das sind die Spiele von Tag 3: Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica & Italien - England & Cote d'Ivoire - Japan.

Das war die Eröffnung mit Brasilien gegen Kroatien und die Spiele von Tag 2: Mexiko - Kamerun, Spanien - Niederlande und Chile - Australien

Vorab-Einschätzungen der 32 Teilnehmer: England, USA und Australien - Belgien und die Niederlande - Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria . Frankreich und Algerien - Deutschland - Argentinien und Uruguay - Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland - Iran, Japan, Süd-Korea - Mexiko, Costa Rica und Honduras - Brasilien - Italien und die Schweiz - Kolumbien, Ecuador und Chile - Spanien und Portugal

Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Drei Überraschungen also:
1) Algerien kauft Südkorea in punkto Schnelligkeit die Schneid ab
2) Algerien zeigt dass es nicht nur verteidigen, sondern auch Dominanz und Angriffsfußball kann
3) Korea kommt nach einer Halbzeit, in der die sich bewegt hatten wie eingeschlafene Füße, in Hälfte 2 mächtig zurück und zeigt dass die Zuschreibungen nicht ganz falsch waren

Für den Sieg hat es dennoch nicht mehr gereicht. Der versetzt jetzt Algerien in die interessante Lage, Russland fordern zu dürfen/müssen. Das wird hart, ist aber möglicher als man glauben mag.

Halbzeit 2: Südkorea kommt stark zurück

Jetzt ist es so, wie ich das Spiel erwartet habe: Korea drückt den Gegner einmal rein um seine Elastizität zu testen; Algerien weiß nicht wie ihm geschieht,
Was ich nicht erwartet hatte und auch jetzt nicht hätte: dass Son mit einer guten Aktion auf seiner linken Seite so schnell (50.) das Tor macht - Anschluss zum 1:3.
Son wirbelt weiter herum - so wie er es auch schon im Russland-Spiel zu Beginn gemacht hatte, zu Beginn von Habzeit 1. Was da heute warum nicht geschehen ist, ist schon schwer nachvollziehbar.

In der 57. kommt 18 Shin-Wook Kim für 10 Chu-Young Park, ein Mittelstürmerwechsel, der neue Kim ist ein 196cm-Riegel, sein Kopf ein echtes Ziel. Korea setzt sich fest, probiert es mit Tricks, Dribblings, Weitschüssen und überhaupt allen Mitteln. Das ist jetzt eine komplett durchgeschüttelte, geistig und physisch ausgetauschte Mannschaft.

Nun ist Algerien aber nicht schnell 0:1 hinten, sondern hat nur den Anschluss gefangen. Dementsprechend reif geht man mit dem Gegentor um. Und er spielt sich wieder sehr einfach mit einem Doppelpass (61.) direkt vors Tor, der Brahimi, und macht das 1:4.

Korea bringt in der 64. den 11er Lee (Keun-Ho Lee) für den 17er Lee auf der rechten Seite, auch das ein Offensiv-Wechsel, keine Systemumstellung. Trotzdem weiter Vorstoß um Vorstoß. Bougherra holt sich eine Karte, weil er Son irregulär stoppt. Korea spielt im festen Glauben der Aufholbarkeit des Rückstands; und wenn man das glaubt, dann geht das auch.

Da ist dann auch das 2:4 in der 72. durch 13 Koo auf Pass vom 11er Lee und Son, nach einer flotten Aktion

Vahid Halilhodžić bringt seinen 9er Ghilas für 18 Djabou, der angeschlagen ist, Ghilas ist ein echter Neuner. Und dann (76.) 6 Lacen für 11 Brahimi - das ist jetzt das erste Anzeichen für mehr Vorsicht.

Zwei Minuten später kommt noch 19 Dong-Won Ji aus Augsburg für den gelbverwarnten 14 Han. Jetzt ist die Grundordnung erstmals durchbrochen: Korea jetzt mit einem 4-1-1-4 und entsprechender Offensivkraft.

Der letzte Tausch betrifft Verteidiger 4 Belkalem (88.) der für 2 Bougherra kommt. Kapitän ist jetzt Halliche.

Halbzeit 1: Algerien wächst über sich selbst hinaus

Interessant: Algerien imitiert das koreanische Spiel, das 4-2-4; Medjani-Bentaleb sind die Sechser hinter einer Vierer-Offensive, die allerlei Freiheiten besitzt. Rechts Feghouli, zentral der kleine Djabou, links Brahimi, vorderste Spitze ist Islam Slimani.

Zum koreanischen Spiel habe ich bereits vor dem Russland-Match vieles, wenn nicht alles gesagt - das 4-2-4 besticht durch gute Balance, kreative und sichere Sechser und eine variable Angriffsreihe. Theoretisch.

Denn: die Anfangsphase gehört, durchaus unerwartet, Algerien, das sogar versucht sich im Angriffsdrittel festzusetzen. Dabei setzen sie auch ihre bessere Physis und - auch unerwartet - ihre zumindest gleichwertige Schnelligkeit ein. Die ersten koreanischen Szenen ergeben sich aus Konterstößen - mit eigenem Spielaufbau ist's noch Essig. Den betreibt Algerien, ebenso wie gutes Offensivpressing und wird durch guten Erfolg bis hin zum letzten Pass belohnt.

Der führt dann in Minute 26 zum Tor, vielleicht auch weil er so lang und raumgreifend war. Medjani hebt von ganz hinten einen riesigen Lob ins Zentrum - Slimani setzte sich gegen zwei Verteidiger durch und rennt den Ball nachgerade ins Tor - 0:1.

Zwei Minuten später köpft Halliche einen Djabou-Corner mit wunderbarem Luftstand zum 2:0 ein. Klassischer Doppelschlag - und gar nicht so unverdient. denn Korea hat bislang noch nichts gezeigt. Und, schau an, die aktuelle algerische Offensive kann das auch, entgegen meiner Erwartung.

Danach sichert Algerien das Ergebnis durch Ballbesitz, Korea findet kein Mittel, ist im Schock erstarrt.

Das 3:0 ist so nur eine Frage der Zeit (38.): Djabou darf unbedrängt einschießen, Assist Slimani nach wieder einem langen Ball aus der Innenverteidigung.

Das ist jetzt auch ein zu großer Vorsprung als dass ihn Korea in Halbzeit zwei noch drehen könnte, selbst wenn sie jetzt in der Pause die Erkenntnis, womit das überhaupt möglich wäre, noch streifen sollte.

Algerien jedenfalls hat seiner exzellenten Defensiv-Partie gegen Belgien jetzt noch eine exzellente Offensiv-Partie hinzugefügt. Welch erfreuliche Entwicklung, welch tolle Überraschung!

Die Aufstellungen

Südkorea in rot-blau mit
1 Sung-Ryong Jung; 12 Yong Lee, 20 Jeong-Ho Hong, 5 Young-Gwon Kim, 3 Suk-Young Yun; 14 Kook-Young Han, 16 Sung-Yueng Ki; 17 Chung-Yong Lee, 13 Ja-Cheol Koo (K), 10 Chu-Young Park, 9 Hieung-Min Son

Das ist genau Myung-Bo Hongs 4-2-4 von Spiel 1

Algerien in weiß mit
23 Mbolhi; 20 Mandi, 2 Bougherra (K), 5 Halliche, 6 Mesbah; 12 Medjani, 14 Bentaleb; 10 Feghouli, 18 Djabou, 13 Slimane, 11 Brahimi

Halilhodžić baut völlig um: Mandi ersetzt 22 Mostefa als rechten, Mesbah 3 Ghoulam als linken Verteidiger. Von der Offensive darf nur Feghouli wieder auflaufen. 19 Taider,15 Soudani und 21 Mahrez sind ebenso wie Lacen und Yebda out.

Das könnte ein flaches 4-4-2 sein mit zwei sehr offensiven Flügeln und Djabou als Unterstützer von Slimane vornedrin.

Mit Schiedsrchter Roldan aus Kolumbien im Estádio Beira-Rio, Porto Alegre. Bedingungen: angenehm.

Was vor dem Match zu sagen ist

Der belgische Sieg gegen Russland grade eben ist die beste Ausgangsposition, die sich die beiden Teams wünschen können: denn mit drei Punkten, also einem Sieg wäre man dick im Geschäft im Run um Gruppenplatz 2.

Jetzt stellt sich die Frage: Können die das denn?

Kann Algerien mehr als in Spiel 1 gegen Belgien, wo man sehr klug verteidigte, einen Gegenangriff erfolgreich abschloss und sich dann aufs Halten verließ und ein Remis anstrebte. Südkorea ist nun nicht der belgische Favoriten-Gegner, aber ich denke nicht dass Vahid Halilhodžić sehr viele andere Optionen als die bisher gezeigte durchgeprobt hat bzw sie aus dem Hut zaubern kann.

Match 1 bestritt man so: 23 Mbolhi; 22 Mostefa, 2 Bougherra (K), 5 Halliche, 3 Ghoulam; 12 Medjani, 14 Bentaleb; 19 Taider; 10 Feghouli, 15 Soudani, 21 Mahrez. Das sieht eh durchaus offensiv auf. ist aber aufgrund der eher unentschlossenen Spielanlage doch nicht so recht für echten Angriffs-Fußball geeignet.

Es sei denn der Gegner setzt auf rollende Attacken und lädt Algerien zum gepflegten Konterspiel ein. Das wiederum ist Süd-Korea zuzutrauen, aber nur bedingt. Nämlich nicht so kopflos wie es Algerien gerne hätte.

Coach Myung-Bo Hong wird weiter auf sein 4-2-4 setzen - im 1. Match mit 1 Sung-Ryong Jung; 12 Yong Lee, 20 Jeong-Ho Hong, 5 Young-Gwon Kim, 3 Suk-Young Yun; 14 Kook-Young Han, 16 Sung-Yueng Ki; 17 Chung-Yong Lee, 13 Ja-Cheol Koo (K), 10 Chu-Young Park und 9 Hieung-Min Son, seinem Star von Leverkusen.

Gegen verschlossene Russen reichte das nur zu einem schwachen Match und einem lahmen Remis. Gegen offener aufspielende Algerier könnte mehr drinnen sein.