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Martin Blumenau

Geschichten aus dem wirklichen Leben.

21. 6. 2014 - 17:44

The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 46.

Sehen wir heute erstmals das argentinische Team oder wieder nur die Imitatoren von letzten Sonntag? Oder wird es noch schlimmer? #ARGvsIRN

Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.

Die Gesamtübersicht.

Gestern war zuerst Italien - Costa Rica dann Schweiz - FrankreichHonduras -Ecuador(fm4.orf.at

Tag 8: Kolumbien - Cote d'Ivoire und Japan - Griechenland sowie Uruguay - England
Tag 7 brachte Kamerun - Kroatien, Australien - Niederlande und Spanien - Chile.

Tag 6: mit dem ersten Spiel der 2. Runde, Brasilien - Mexiko, dann noch mit Belgien - Algerien und Russland - Südkorea.

Tag 5 hatte Deutschland - Portugal, die erste Nullnummer bei Iran- Nigeria und dann noch Ghana - USA.

Tag 4 brachte die Schweiz - Ecuador, dann Frankreich - Honduras und schließlich das denkwürdige Argentinien - Bosnien.

Das sind die Spiele von Tag 3: Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica & Italien - England & Cote d'Ivoire - Japan.

Das war die Eröffnung mit Brasilien gegen Kroatien und die Spiele von Tag 2: Mexiko - Kamerun, Spanien - Niederlande und Chile - Australien.

Vorab-Einschätzungen der 32 Teilnehmer: England, USA und Australien - Belgien und die Niederlande - Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria . Frankreich und Algerien - Deutschland - Argentinien und Uruguay - Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland - Iran, Japan, Süd-Korea - Mexiko, Costa Rica und Honduras - Brasilien - Italien und die Schweiz - Kolumbien, Ecuador und Chile - Spanien und Portugal

Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.

Und schon wieder: Schaum vorm Mund wegen Argentinien

Zweiter Sieg, zweite Frechheit, zweite Arbeits- und Spielverweigerung, zweite Verhöhnung des Balls, des Sports, der Weltöffentlichkeit. Diese Mannschaft ist grauslicher als die 90er-Partie um die Kokser-Connection Madarona-Caniggia und deren 9 am schönen Spiel desinteressierten Handlanger. Das waren wenigstens Gangster mit einem eigenen Stil.
Die aktuelle argentinische Mannschaft ist eine von einem Schisser-Coach an einem zum zombieartigen Widerling gewordenen Starchen ausgerichtete, die diesen Assistenten-Job aber in einem Dienst-nach-Vorschrift-Modell erledigt, das in jeden Arbeitsvertrag zur Fristlosen reicht.

Ich wende mich in Grauen.

Für den Iran ist es schade, aber sie haben ja noch Bosnien.

Halbzeit 2: pampige Egomanen blamieren such erneut

Ich erwarte eine rundum veränderte, mit einer völlig anderen Einstellung ins Match gehende argentinische Mannschaft. 19:03:30 ist Anpfiff.

Es geht jetzt etwas mehr über die jetzt teilweise sogar doppelt besetzten Flügel. Es sind nicht mehr ganz so viele hinter dem Ball her, wenn Mascherano wieder enen seiner ideenlosen Bälle spielt.

In Mnute 52 der erste echt gute iranische Konter, Reza setzt den Kopfball gut, aber nicht optimal. Dann eine Karte für den Kapitän Nekounam.

Quasi zur Strafe für das weiter pampige Spiel klappt es dann auch mit den Solo-Gegenstoß-Tor von Messi nicht (54.). Und auch, dass sich die iranischen Torszenen plötzlich häufen; weil Queiroz' Team endlich erkannt hat, hier keinen würdigen Top-Favoriten zu bespielen, sondern eine Truppe, die aus unterschiedlichen Gründen largiert. Die einen, weil sie Messi sind, die anderen, weil es Messi gibt und sie das nervt.

In der 67. Minute rettet Romero (wir entsinnen uns, der Schwachpunkt) nach einem tollen Kopfball vor dem Rückstand.

Wäre Argentinien ein Team, dann würde es den iranischen Schwachpunkt erkennen und radikale Flügelerweiterung anstreben. Zieht man die iranische Abwehr nämlich an beiden Seiten auseinander, wird sie bröselig. Argentinien besteht aber aus der Interessensgemeinschaft Messi und aus der IG Messi-umspielen, ist also kein Team.

Gelb für Masoud Shojaei, gefährlicher Freistoß (72.) Messi Außennetz kurzes Eck, hui. Danach wird der Spielmacher wieder öfter getripelt, der Respekt ist wieder gewachsen.

Wechselzeit (76.): 2 Heydari kommt für 7 Shojaei, der Rückwechsel zur Formation von Spiel 1, in Position, kein echtes Zeichen für Defensive.
18 Palacio und 22 Lavezzi kommen für 20 Aguero und 9 Higuaín - ein reiner Stürmertausch für ganz vorne.

Palacio ist der Typ, der von Roland Düringer ein einzelnes dünnes seiner Barthaarflechten für seinen Hinterkopf gekauft hat.

Anschauungsunterricht in der 78. Minute: Mascherano baut auf und es stehen 5 Mann hinter ihm; Argentinien fällt komplett in die Idiotie von Halbzeit 1 zurück...

Nigeria hat gegen den Iran bei seinem 0:0 deutlich mehr Wille, mehr Klasse und vor allem mehr Würde gezeigt, im Nachhinein gewinnt deren Leistung zunehmend.

9 Alireza Jahanbakhsh vom NEC, ein Stürmer, kommt in der 85. für 21 Dejagah. Eine Minute später rettet Romero bravorös bei einem Solo-Konter von Reza. Danach dann der letzte iranische Wechsel 8 Reza Haghighi für 3 Hajsafi, auch kein Zeichen fürs Einmauern.

In der Nachspielzeit dann ein Weitschuss von Messi, 1:0, das Siegtor. Das nichts an allem Gesagten ändert, nichts.

Schlusswechsel: 6 Biglia für 7 Di María.

Bauernweisheit zur Pause

Wer Dreck sät, soll sich über einen Scheiße-Regen nicht wundern.

Halbzeit 1: Alibi-Angriffe von Fußballer-Imitatoren

Gago hängt halbrechts ein wenig zurück, aber das ist klar - er hat nicht diesen Offensivdrang, den Di María verströmt. Und weil auch Rojo gerne vorstößt, hängt das argentinische Spiel ein wenig nach links. Dafür weicht Messi dann aber sofort nach rechts aus - sein Gespür für Balance ist enorm, Respekt.

Nach wenigen Minuten setzt sich Argentinien in Powerplay-Formation fest, der Iran steht in seiner eigenen Hälfte aber fest und recht gut. Und zwar defensiv in einem 4-5-1 - die beiden Sechser lassen sich beim Pressing nicht hinter die argentinischen Spitzen fallen, sondern rücken auf.
Das ist strategisch durchaus geschickt. Wenn ein vierter Offensiver nach vorne geht, bekommt er einen Begleiter - das sorgt also immer für Überzahl.

Anders als in den ersten paar Minuten kommt der Iran später kaum noch in die Nähe des gegnerischen Strafraums. Nach 15 Minuten stellt man sich aber wieder besser ein, befreit sich aus der Umklammerung, kommt wieder zum Atmen.

Argentiniens Angriffsbemühungen sind übrigens nicht wegen der Zentrierung auf Messi gut einsehbar, sondern wegen der einförmigen Eröffnung durch Mascherano, bei der sich dann meist auch noch 5 Leute hinter dem Ball befinden.

In der 22. Minute dringt erstmals eine der berühmten Kurzpass-Staffeln tief in den Strafraum, Agüeros Schuss aber blockt der Keeper. Danach verköpft Rojo eine Flanke knapp. Argentinien nähert sich also dem Tor an, das alle Zugänge erleichtern würde. Wirklich gut gespielt ist das aber zumeist noch nicht.

Messi wird von den Iranern nicht manngedeckt, sondern gedoppelt oder gedreifacht, sehr eng genommen jedenfalls.

Und so sieht der argentinische Aufbau in der 35. Minute aus: außer Mascherano stehen noch sechs (!) weitere Blau-Weiße hinter den Ball. Das grenzt wieder an Arbeitsverweigung. Sich da dann über einen defensiven und schroffen Gegner beschweren, wie es die Argentinier immer tun, ist nicht nur frech, es zeugt auch von fehlender strategischer Intelligenz der Akteure.

Beispiel: argentinischer Angriff in der 39. Minute - zwei Stürmer drücken gegen die Viererabwehr, zwei bis drei Akteure stehen direkt gegen das Fünfer-Mittelfeld, der Rest tänzelt weit dahinter herum.

Das sind nur Alibi-Angriffe von Fußballer-Imitatoren.

Der beste Kopfball nach Corner kommt übrigens nicht von Rojo oder Garay, sondern von Hosseini. Die besseren Standards von Dejagah, nicht von Messi.

Die Aufstellungen

Argentinien wie in Halbzeit 2 von Spiel 1, also mit einem 4-3-3 mit Messi als hängender Spitze hinter Higuaín und Agüero mit Mascherano als Sechser hinter Gago und hinten dem eigentlich in Bestform befindlichen Ángel Di María.

Team Argentina in zartblau und weiß also mit
1 Romero; 4 Zabaleta, 17 Federico Fernandez, 2 Garay, 16 Rojo; 5 Gago, 14 Mascherano, 7 Di María; 9 Higuain, 10 Messi (K), 20 Agüero

Der Iran wechselt nur an einer Position, ersetzt 2 Heydari, den rechten Offensivspieler durch Shojaei, bleibt im 4-2-3-1

Team Iran in rot mit
12 Alireza Haghighi; 15 Montazeri, 5 Sadeghi, 4 Hosseini, 23 Pooladi; 14 Andranik Teymourian, 6 Nekonam (K); 7 Shojaei, 21 Dejagah, 3 Hajsafi; 16 Reza Ghoochannejhad

Teymourian ist der mit dem zum Knödel gebundenen Zopf.

Das Estádio Mineirão in Belo Horizonte. Milorad Mazic ist der Schiedsrichter.

Was vor dem Match zu sagen ist...

... steht, zumindest was Argentinien betrifft alles hier in Eintrag 45.

Ob das Starting Line-Up von Spiel 1 auch heute so zu sehen sein wird? 1 Romero; 4 Zabaleta, 3 Campagnero, 17 Federico Fernandez, 2 Garay, 16 Rojo; 14 Mascherano; 11 Maxi Rodriguez, 10 Messi (K), 7 Di Maria; 20 Agüero.
Nein, denkunmöglich. Da schon eher die Variante von Halbzeit 2: 1 Romero; 4 Zabaleta, 17 Federico Fernandez, 2 Garay, 16 Rojo; 5 Gago, 14 Mascherano, 7 Di Maria; 9 Higuain, 10 Messi (K), 20 Agüero.

Aber wer weiß, was Teamchef Sabella (den ich in der Hektik auch schon einmal gern Sabadell nenne, sorry dafür) alles einfällt. Ich traue dem argentinischen Camp mittlerweile alles zu, vor allem im Schlechten.

Der Iran hat seinen ersten Punkt ja mit einer erstklassigen Defensiv-Leistung gegen Nigeria geholt. Daran war nichts auszusetzen. Die offensiven Abwandlungen waren etwas zu zaghaft, aber der 16er, der der Einfachheit Reza am Trikot stehen hat, und Dejagah sind für eine Steigerung gut - und die wird auch nötig sein. Vielleicht hat Teamchef Carlos Queiroz auch eine andere, speziell auf Argentinien ausgerichtete Taktik.

Das war der Iran im 1. Match
12 Alireza Haghighi; 15 Montazeri, 5 Sadeghi, 4 Hosseini, 23 Pooladi; 14 Andranik Teymourian, 6 Nekonam (K); 2 Heydari, 21 Dejagah, 3 Hajsafi; 16 Reza Ghoochannejhad