Erstellt am: 21. 6. 2014 - 16:54 Uhr
The daily Blumenau. WM-Journal '14, Eintrag 45.
Das ist das WM-Journal '14, die einzige seit Jahren schon live unternommene strategisch-taktische Einschätzung der Matches in Österreich.
Gestern war zuerst Italien - Costa Rica dann Schweiz - FrankreichHonduras -Ecuador(fm4.orf.at
Tag 8: Kolumbien - Cote d'Ivoire und Japan - Griechenland sowie Uruguay - England
Tag 7 brachte Kamerun - Kroatien, Australien - Niederlande und Spanien - Chile.
Tag 6: mit dem ersten Spiel der 2. Runde, Brasilien - Mexiko, dann noch mit Belgien - Algerien und Russland - Südkorea.
Tag 5 hatte Deutschland - Portugal, die erste Nullnummer bei Iran- Nigeria und dann noch Ghana - USA.
Tag 4 brachte die Schweiz - Ecuador, dann Frankreich - Honduras und schließlich das denkwürdige Argentinien - Bosnien.
Das sind die Spiele von Tag 3: Kolumbien - Griechenland & Uruguay - Costa Rica & Italien - England & Cote d'Ivoire - Japan.
Das war die Eröffnung mit Brasilien gegen Kroatien und die Spiele von Tag 2: Mexiko - Kamerun, Spanien - Niederlande und Chile - Australien.
Vorab-Einschätzungen der 32 Teilnehmer: England, USA und Australien - Belgien und die Niederlande - Cote d'Ivoire, Kamerun, Ghana und Nigeria . Frankreich und Algerien - Deutschland - Argentinien und Uruguay - Russland, Kroatien, Bosnien, Griechenland - Iran, Japan, Süd-Korea - Mexiko, Costa Rica und Honduras - Brasilien - Italien und die Schweiz - Kolumbien, Ecuador und Chile - Spanien und Portugal
Das WM-Journal ist Teil des daily blumenau, das seit Oktober 2013 die Journal-Reihe (die es davor auch 2003, '05, '07, 2009 und 2011 gab) abgelöst hat. Mit Items aus diesen Themenfeldern.
Nach dem Aus für Spanien, der auf Brasilien hereinprasselnden Kritik und dem Dämpfer für Italien sind heute die letzten zwei der von den Buchmachern in die Top 5 der Favoriten gesetzten Mannschaften am Start. Und beide brauchen dringende Erfolgserlebnisse.
Argentinien konnte sich mit seinem Sieg nicht um die verheerende Performance aus Spiel 1 herumschummeln. Es war zu offensichtlich, vor allem die unterirdische, in Ängstlichkeit badende 1. Halbzeit wurde von der Weltöffentlichkeit mit bassem Erstaunen betrachtet.
Dass ihr Superstar Lionel Messi nur ein paar Kratzer und nicht die volle Ladung an Schuldzuweisung abbekommen hat, ist nur einem geschickten PR-Move der argentinischen Teamführung zu verdanken. Da nahm nämlich Coach Saballa die Schuld auf sich und die Mär wurde in die Welt gesetzt, dass die Umstellung zurück zum Mut, zurück zur normalen Formation in der 2. Halbzeit, auf Herrn Messis Verlangen geschehen wäre.
Messi stand in Halbzeit 2 große Teil lang ebenso lust- und bindungslos im Mittelkreis wie in der ersten Hälfte, dem war es merklich scheißegal, wie die Kollegenschaft um ihn herum strukturiert war; sein Tor erzielte er wie meist dann im Alleingang, der weltbeste Individualist, der außerhalb des FC Barcelona nicht teamfähige Egomane.
Sabella richtet sich trotzdem nach der Befindlichkeit seines Stars und macht sich damit so abhängig wie die Trainer von Exoten, die sich nach ihrem einzigen Star richten müssen; oder wie Argentinien vom alternden Maradona, der sie dann in den Koks-Abgrund mitrunterzog, oder Argentinien vom Coach Maradona, dessen (erwartbare) Minderleistung dann ähnliche Folgen hatte. Es gibt also eine unselige Tradition, die schuld daran trägt, dass es Argentinien seit 1990 nie mehr ins Halbfinale geschafft hat. Dabei ist die Unterwürfigkeit nicht nötig: man verfügt über genügend Talent auch ohne Messi vorne mitspielen zu können.
Jedenfalls muss sich die Albiceleste in Match 2 selber finden, egal in welcher personellen Konstellation, egal in welchem System. Meine Empfehlung wäre ja mit dem Hinweis, dass es eh nur der Iran wäre, Messi zu schonen und zu schauen, was dabei rauskommt.
Während die argentinische Leistung also von allen kritisch gesehen wurde, ist on the other hand ganz Deutschland begeistert von Spiel 1 gegen Portugal.
Ganz Deutschland?
Nein.
Ich wette, dass bei der Teamführung die Köpfe geraucht haben. Denn natürlich hat Camp Löw erkannt, was die vier Tore gegen ein dezimiertes und vom unglücklichen Verlauf früh gebrochenes Team Portugal übertüncht haben: eine ganze Latte an strukturellen Problemen, die nur durch das Spielglück nicht aufbrechen konnten. Dabei ist nicht einmal die Abwehr (auf die sich die Mainstream-Medien konzentrierten) das große Problem, sondern die Balance im Mittelfeld, vor allem die schlimme Anfangsphase des recht allein gelassenen Kapitäns Lahm, dazu Toni Kroos' Missverständnis der Interpretation seiner Rolle. Dass weiterhin Schweinsteiger und jetzt womöglich auch Hummels ausfallen, macht die Sache nicht leichter. Und weil eine berufsblinde Medienlandschaft und eine resultatsbesoffene Öffentlichkeit die vielen Hacker im deutschen Spiel nicht sehen können/wollen, sondern jetzt ein weiteres blitzkriegmäßiges Drüberfahren über Ghana erwarten, und dabei sämtliche - jedem Scout und natürlich auch den Beobachtern des Gegners klar ersichtlichen - Verwundbarkeiten übersehen, ist die Ausgangslage so gefährlich.
Deutschland muss diese Klippe mit einer inneren Konsolidierung und einer diesmal tatsächlich guten Leistung überwinden. Und das wird schwer genug.